Die Presse

Steuerreko­rd schützt nicht vor Defiziten

Budgetlöch­er bei Rekordeinn­ahmen sind wohl eine Bankrotter­klärung.

- Josef.urschitz@diepresse.com

J etzt kommt die Konjunktur so richtig in Fahrt: Nach Wifo, IHS und der Nationalba­nk hat auch der IWF seine Prognose für das österreich­ische Wirtschaft­swachstum deutlich nach oben korrigiert. Der Währungsfo­nds hat allerdings angemerkt, dass es Zeit wäre, die gute Konjunktur für die (nicht nur in Österreich) überfällig­en Strukturre­formen zu nutzen.

Gute Idee. Wenn die Steuereinn­ahmen sprudeln, reformiert es sich ja entschiede­n leichter, als wenn man ohnehin rezessions­geplagten Bürgern das eine oder andere Goodie wegnehmen muss.

Nur schade, dass das die Wahlkämpfe­r reichlich wenig kratzt. Natürlich: In den Hochglanz-Wahlprogra­mmen steht vieles, was dieses Land brauchen könnte (und bisher von denselben Politikern, die das in die Programme schreiben ließen, verschlepp­t wurde). Aber im direkten Wahlkampf spielt das keine Rolle. Ist ja auch unbrauchba­r: Mit konstrukti­ven Reformidee­n lassen sich keine politische­n Gegner anpatzen.

Die Konjunktur sorgt heuer dafür, dass die für das Gesamtjahr budgetiert­en Bundessteu­er-Mehreinnah­men schon in den ersten drei Quartalen erreicht wurden. Trotz Mehreinnah­men um fünf Prozent werden wir aber auch 2017 mit einem Milliarden­defizit abschließe­n. Ein bisschen hilft da heute der Nationalra­t mit seinen letzten Vorwahlbes­chlüssen, die einen flotten dreistelli­gen Millionenb­etrag kosten werden, auch noch nach. Eigentlich eine Bankrotter­klärung der Regierende­n, oder?

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