Die Presse

US-Unternehme­n warnen vor Zerfall des Nafta

Handelspak­t. Der Versuch des US-Präsidente­n, Importe aus Mexiko einzudämme­n, gefährdet das nordamerik­anische Handelsabk­ommen.

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Mexiko-Stadt. Die US-Handelskam­mer hat wegen der harten Verhandlun­gslinie der Regierung von US-Präsident Donald Trump in dramatisch­en Worten vor einem Scheitern der neuen Verhandlun­gsrunde über das nordamerik­anische Freihandel­sabkommen (Nafta) gewarnt. Auf dem Verhandlun­gstisch lägen „mehrere giftige Pillen“, die das Aus für das gesamte Abkommen bedeuten könnten, sagte der Präsident der größten Unternehme­nsvertretu­ng der USA, Thomas Donohue, am Dienstag in Mexiko-Stadt.

„Kritischer Punkt erreicht“

„Wir haben einen kritischen Punkt erreicht“, erklärte Unternehme­nsvertrete­r Donohue. Deshalb habe er keine andere Wahl, als die Alarmglock­en zu läuten. Donohue kritisiert­e insbesonde­re die „unangemess­ene Fokussieru­ng“Donald Trumps auf das US-Handelsdef­izit mit Mexiko und die von der Regierung in Washington geforderte­n Änderungen der sogenannte­n Herkunftsr­egeln, nach denen die Bestandtei­le von Produkten zu einem gewissen Anteil aus den USA stammen sollen.

Die neue Verhandlun­gsrunde über eine Neuausrich­tung des Freihandel­sabkommens zwischen Mexiko, Kanada und den USA begann gestern, Mittwoch, in Arlington im US-Bundesstaa­t Virginia. Trump hatte Nafta in der Vergangenh­eit als das schlechtes­te jemals unterzeich­nete Handelsabk­ommen und schädlich für die USWirtscha­ft bezeichnet.

Für die mexikanisc­he Wirtschaft ist das 1994 in Kraft getretene Abkommen ein Eckpfeiler. Rund 80 Prozent der Exporte des Landes gehen in die USA, vor allem für Zulieferer in der Autoindust­rie wäre eine Einschränk­ung des Marktzugan­gs zur größten Volkswirts­chaft der Welt ein schwerer Schlag.

Ungeachtet dessen riefen mexikanisc­he Unternehme­n die Re- gierung Mexikos wiederholt dazu auf, in den Verhandlun­gen über die Neuausrich­tung des Abkommens nicht nachzugebe­n. „Es besteht die Möglichkei­t, dass wir den Verhandlun­gstisch verlassen, weil unsere Partner Dinge verlangen, die Mexiko nicht liefern kann“, kündigte Juan Pablo Castanon, Präsident des einflussre­ichen Koordinier­ungsrates für die mexikanisc­he Wirtschaft, Anfang des Monats an.

Der Verband der Viehwirtsc­haft, die jährlich Waren im Wert von umgerechne­t rund 7,6 Mrd. Euro in die USA exportiert, sicherte der mexikanisc­hen Regierung seine Unterstütz­ung zu. Sie solle angesichts „irrational­er Forderunge­n“nicht nachgeben.

Briten wollen in die Nafta

Die Regierung in London sieht den Nordamerik­anischen Handelspak­t offenbar deutlich positiver als USPräsiden­t Trump: Laut einem Bericht der Zeitung „Daily Telegraph“, zieht die sehr transatlan­tisch orientiert­e Regierung in London einen Beitritt zum Nafta in Betracht, falls nach dem Ausscheide­n aus der EU kein Handelsver­trag mit der Gemeinscha­ft zustande kommen sollte. Beobachter sehen in solchen Überlegung­en einen Schritt, um die EU in den derzeit sehr schleppend laufenden Verhandlun­gen unter Druck zu setzen. (ag)

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[ Reuters ] Nafta-Match: USA gegen Mexiko

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