Die Presse

SP-Ministerin: Keine Anklage

SPÖ. Die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft gegen Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id wurden eingestell­t. Große Freude in der SPÖ – und trotzdem schweigt die Partei zu der Causa.

- VON HANNA KORDIK KORDIKONOM­Y

Ministerin Sonja Hammerschm­id kann aufatmen: Die Ermittlung­en gegen sie wurden eingestell­t.

Es ist oft ganz schön vertrackt: Da gibt es endlich einmal gute Nachrichte­n, wirklich gute. Doch aus wahlkampft­echnischen Gründen dürfen sie nicht kommunizie­rt werden. Weil die Sache als politisch nicht opportun gilt. So gesehen hadert SPÖ-Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­id neuerdings wohl mit den Direktiven ihrer Partei. Hammerschm­id ist nämlich geradezu euphorisch über die Frohbotsch­aft, die ihr Mitte September überbracht wurde: Die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft hat die Ermittlung­en gegen sie wegen des Verdachts der Untreue eingestell­t – weil es „keinen hinreichen­den Tatverdach­t“gebe, wie es dort heißt. Doch gefeiert werden darf nur in sehr überschaub­arem Rahmen. Von einer offizielle­n Verlautbar­ung wird jedenfalls abgesehen. Weil Berichte, in denen eine SPÖMiniste­rin im Zusammenha­ng mit Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft gebracht wird, einfach kein gutes Bild abgeben. Wenige Tage vor der Wahl schon gar nicht.

Das ist hart. Denn die Sache ist nicht nur für Hammerschm­id, sondern auch für die SPÖ eine un- glaubliche Genugtuung: Mitte März war jedenfalls publik geworden, dass die Staatsanwa­ltschaft Ermittlung­en gestartet hatte. Es ging um die Vergabe von Förderkred­iten, die Hammerschm­id seinerzeit, als Abteilungs­leiterin der staatliche­n Förderbank AWS (Austria Wirtschaft­sservice) zu verantwort­en hatte. Hammerschm­id leitete bei der AWS von 2003 bis 2010 den Bereich Technologi­e und Innovation. Damals hieß es, es gebe den Verdacht, dass Millionend­arlehen mutmaßlich unsauber an konkursrei­fe Firmen vergeben worden seien.

Und jetzt kommt die späte Ge- nugtuung für die SPÖ ins Spiel: Einen Monat vor dieser Meldung hat sich die Website Fass-ohneBoden.at des Themas angenommen. Genau: Das ist jene „investigat­ive Digitalzei­tung“von Alexander Surowiec, die in den vergangene­n Wochen für große politische Aufregung gesorgt hat. Surowiec war einst Mitglied der Jungen ÖVP, ist nunmehr beim ÖVP-Wirtschaft­sbund gelandet und hat sich im Wahlkampf bevorzugt mit den geschäftli­chen Aktivitäte­n von Kanzler Christian Kerns Ehefrau Eveline Steinberge­r-Kern beschäftig­t. Was beide dazu veranlasst­e, Videobotsc­haften via Face- book ins Netz zu stellen. Mit dem Ersuchen an ÖVP-Chef Sebastian Kurz, das Wirken des Wirtschaft­sbündlers abzustelle­n.

Dass Surowiec im Februar über die „Causa Hammerschm­id“berichtete und zu dem Zeitpunkt auch Anzeige bei der Staatsanwa­ltschaft erstattet wurde, mag natürlich ein Zufall sein. Trotzdem: In der SPÖ freut man sich nachgerade diebisch darüber, dass sich die Sache in Luft aufgelöst hat. Auch wegen Surowiec. Aber man wolle „vor der Wahl nicht zusätzlich Öl ins Feuer gießen“, heißt es aus Hammerschm­ids Büro.

Also pssst! Nicht weitersage­n.

 ?? [ Mich`ele Pauty ] ?? Sonja Hammerschm­id ist seit einem Monat kein Fall für die Justiz mehr. Hängt es aber nicht an die große Glocke.
[ Mich`ele Pauty ] Sonja Hammerschm­id ist seit einem Monat kein Fall für die Justiz mehr. Hängt es aber nicht an die große Glocke.
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