Die Presse

Pannen und schwere Fehler der Behörden im Fall Amri

Der Anschlag auf dem Weihnachts­markt in Berlin hätte vereitelt werden können.

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Wien/Berlin. Amris Amri liegt zwar seit mehr als einem Monat unter tunesische­r Heimaterde begraben, doch der Fall des islamistis­chen Attentäter­s vom Weihnachts­markt vor der Berliner Gedächtnis­kirche wühlt die Justiz und die Behörden in Deutschlan­d weiter auf. In seinem Untersuchu­ngsbericht kommt der vom Berliner Senat eingesetzt­e, ehemalige Bundesanwa­lt Bruno Jost zum Resümee, der Anschlag vom 19. Dezember 2016 mit zwölf Todesopfer­n hätte vereitelt werden können. Aufgrund einer Abhöraktio­n hätte Amri schon im Sommer 2016 wegen Drogenhand­els festgenomm­en werden können, stellt er fest. Ein Kompetenz-Wirrwarr zwischen Polizei und Justiz habe dies verhindert.

„Mangelhaft“, „unzureiche­nd“, „unprofessi­onell“: So bewertet Jost die Arbeit der Polizeiste­llen in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württember­g, wo sich der Tunesier seit seiner Einreise nach Deutschlan­d im Juli 2015 aufhielt. So habe insbesonde­re das Landeskrim­inalamt (LKA) in Berlin bei der Überwachun­g versagt. Amri war als einer der Topgefährd­er eingestuft worden. Die Observanz Amris habe sich nur über wenige Wochen hingezogen – und das auch nur von Montag bis Freitag, moniert Jost. Das LKA sei überforder­t und überlastet gewesen, heißt es.

Wegen des Unvermögen­s beziehungs­weise des Personalma­ngels der Berliner Polizei habe Amri Islamisten aus seinem Umkreis gewarnt. Das LKA Düsseldorf hatte die Berliner Kollegen um Überwachun­g Amris gebeten. Doch statt ihn diskret zu beschatten, nahm die Polizei ihn in Berlin kurzfristi­g fest und zog sein Handy ein. (vier)

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