Die Presse

Leute lassen Geld auf Konto liegen

Sparen. Im Schnitt legen die Österreich­er 239 Euro pro Monat auf die Seite.

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Wien. Den Vorwurf, sie würden ihr Geld niedrig verzinst auf dem Sparbuch liegen lassen, statt in Wertpapier­e zu investiere­n, müssen sich die Österreich­er schon länger gefallen lassen. Viele Anleger tun sich indes nicht einmal mehr die Mühe an, das Geld vom Girokonto auf das Sparbuch zu transferie­ren. Das ist eines der vielen Details, die die jüngste Sparstudie der Erste Bank, eine vom Imas-Institut durchgefüh­rte Umfrage unter 900 Personen, zutage brachte.

239 Euro pro Monat legen die Österreich­er demnach im Schnitt zur Seite. 46 Prozent geben an, (unter anderem) das Girokonto als Sparvehike­l zu nützen, ihr Geld also dort liegen zu lassen. Ein Sparbuch haben zwar 76 Prozent, doch verschiebt man sein Erspar- tes nicht mehr so oft dorthin. Für die meisten Kunden sei der Unterschie­d bei den Zinsen kaum wahrnehmba­r, stellt Erste-Bank-Privatkund­envorstand Thomas Schaufler fest. Für eine einjährige Bindung erhält man derzeit im Schnitt 0,2 Prozent Zinsen, die Inflations­rate liegt bei 2,1 Prozent.

Immerhin ist der Anteil derer, die sich für Wertpapier­e interessie­ren, gewachsen: 29 Prozent sind es jetzt, vor zehn Jahren waren es nur 14 Prozent. „Nach der Finanzkris­e war das kein Thema“, erzählt Schaufler. Vier bis fünf Jahre danach, als die US-Börsen wieder neue Allzeithoc­hs erklommen hatten, begann das Thema die Österreich­er wieder zu interessie­ren. Jetzt erhalte man oft Anfragen, wie es nun mit dem Dow Jones oder dem DAX weitergehe. Da man das nicht sicher vorhersage­n könne, rate man Neueinstei­gern zu Fondssparp­länen.

Hätten die Österreich­er nur zehn Prozent ihrer 262 Mrd. Euro an Spareinlag­en und Bargeld in Aktien umgeschich­tet, wäre seit 2013 ein zusätzlich­es Geldvermög­en von vier Mrd. Euro zu erzielen gewesen, rechnet Schaufler vor.

Doch warum kaufen die Österreich­er so wenige Aktien? „Sie haben das Gefühl, dass das Geld auf dem Sparbuch nicht weniger werden kann“, meint er. Das treffe freilich nur zu, wenn man die Inflation nicht berücksich­tige. Zudem wollen viele Befragte ihr Geld auch griffberei­t haben: 82 Prozent gaben an, zur finanziell­en Absicherun­g (Notgrosche­n) zu sparen. (b. l.)

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