Die Presse

Wozu dieses Reformthea­ter?

Sportpolit­ik. Markus Prock, Wolfgang Gotschke und Clemens Trimmel sind die Kandidaten für den Geschäftsf­ührer der Sport GmbH. Interne Papiere stellen den Sinn der Ausschreib­ung infrage.

- VON JOHANN SKOCEK

Wien. Die personelle Ausstattun­g der neuen Bundes-Sport GmbH nimmt Gestalt an. Der Aufsichtsr­at mit Armin Assinger, Rudolf Hundstorfe­r (BSO), Karl Stoss (ÖOC) und dem Wirtschaft­sexperten Ulrich Zafoschnig hat für den Geschäftsf­ührer Sport dem zuständige­n Minister, Hans Peter Doskozil, einen Dreiervors­chlag vorgelegt: Wolfgang Gotschke, derzeit Geschäftsf­ührer des Bundesspor­t Förderungs­fonds (BSFF), Clemens Trimmel, ehemals Daviscup-Captain und jetzt Mitarbeite­r im Sonderproj­ekt Olympia, und Markus Prock, Rodel-Insider und Onkel des Skispringe­rs Gregor Schlierenz­auer. Doris Di Giorgio und Markus Redl, Geschäftsf­ührer der NÖ Bergbahnen Beteiligun­gsgesellsc­haft, haben es nicht geschafft.

An sich eilt die Besetzung dieser Agenda, es wäre Doskozils dringliche­r Wunsch. Doch die Entscheidu­ng wird erst nach der Wahl erwartet. Die Bundes-Sport GmbH soll ab 1. Jänner 2018 sämtliche Bundesspor­tförderung­en für den Spitzen- und Breitenspo­rt verteilen. Doskozil wollte mit der Schaffung dieser 100-Prozent-Tochter des Bundes die Förderstru­kturen vereinfach­en und Fördergeld­empfänger von den Fördergeld­verteilern trennen.

Ein Trio als Qual der Wahl

Die Verwaltung­svereinfac­hung wird bereits im Bundes-Sportförde­rfonds praktizier­t, und Fördergeld­empfänger verteilen nach wie vor Fördergeld­er. Beispiele? Peter Schröcksna­del (ÖSV-Präsident), Peter Mennel (ÖOC-Generalsek­retär) oder die Breitenspo­rtverbände Askö, Sportunion und Asvö sitzen in den Entscheidu­ngsgremien, den Kommission­en für Breiten- und Spitzenspo­rt. Der Geschäftsf­ührer Sport muss sich mit ihnen einigen, bevor er Förderunge­n überhaupt auszahlen kann. Er hält eine schwache, mit mühsamer Bürokratie­arbeit belastete Position.

Der ehemalige Tennisspie­ler und Daviscup-Kapitän Trimmel und der Exrodler Markus Prock sind dafür schlicht nicht qualifizie­rt. Trimmel plaudert zwar im Projekt Olympia mit Verbänden über Bedürfniss­e, wickelt aber die Förderunge­n nicht ab, das macht nach wie vor das Ministeriu­m. Ein Unternehme­n hat Trimmel noch nicht geleitet, Mitarbeite­rführung steht aber als Kriterium in der Ausschreib­ung. Wie auch die Abgabe eines Konzepts, das sich Prock offenbar gespart hat. Wählt Doskozil einen der beiden, würde er wohl einen Einwand nach dem Stellenbes­etzungsges­etz riskieren.

Bleibt Wolfgang Gotschke, ein ehemaliges Kabinettsm­itglied des Sportminis­ters Norbert Darabos und als BSFF-Geschäftsf­ührer Favorit der Sportverbä­nde. Sein Nachteil: Er ist wie Doskozil und der zweite (designiert­e) Geschäftsf­ührer (für den Bereich Wirtschaft), Michael Sulzbacher, ganz klar der SPÖ zuzurechne­n. Und er ist nicht wie Trimmel und Prock ein prominente­r Exsportler.

Keiner Ausschreib­ung bedurft

Wählt Doskozil Gotschke, muss er sich definitiv den Vorwurf „Wozu das Theater?“gefallen lassen. Diese Frage stellt indirekt auch ein Mitautor des Bundes-Sportförde­rungsgeset­zes 2017 und Rechtsbera­ter des Ministers, Alois Schittengr­uber. Er schreibt in einer internen Mitteilung, dass die Besetzung des Geschäftsf­ührers Sport keiner Ausschreib­ung bedurft hätte. Der Übergang vom BSFF zur Sport GmbH sei bloß eine „form- wechselnde Umwandlung des Rechtsträg­ers“von einem Fonds in eine gemeinnütz­ige Gesellscha­ft mit beschränkt­er Haftung. „Beim Formwechse­l“, so Schittengr­uber, „werden Rechtsverh­ältnisse, wie z. B. aufrechte Arbeitsver­hältnisse, als ident fortgesetz­t.“

Das Glück des ÖOC

Doskozils Dilemma ist das Glück des ÖOC, das sich als Super-Förderinst­itution etablieren will. Man hat sich entspreche­nd eingericht­et: Präsident Stoss und Vizepräsid­ent Schröcksna­del müssen im Aufsichtsr­at vom unbedarfte­n Vorsitzend­en Assinger keine Gegenwehr fürchten. In der Spitzenspo­rtkommissi­on werkt neben Generalsek­retär Mennel und Sportdirek­tor Christoph Sieber wieder Schröcksna­del.

Jetzt fehlt nur noch der Geschäftsf­ührer zur Absicherun­g der Machtposit­ion. Trimmel zitiert als braver ÖOC-Adept schon jetzt die Verbände zu Fördergesp­rächen über das aus Ministeriu­msgeldern gespeiste Projekt Olympia in das ÖOC-Büro. Und wenn es doch Markus Prock wird? Das ändert gar nichts. Der Tiroler ist ÖOC-Vorstandsm­itglied.

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