Günther Bresnik, Langzeit-Coach von Dominic Thiem, verteidigt seinen Schützling nach den jüngsten Niederlagen und begibt sich in den kommenden Tagen auf Ursachenforschung. Er sagt: „Die vielen Fehler sind schon ungewöhnlich.“
Tennis.
Ohne einen einzigen Sieg errungen zu haben ist Dominic Thiem aus China heimgekehrt. Die Niederlagen gegen Guido Pella (72., Chengdu), Steve Johnson (46., Tokio) und Viktor Troicki (54., Schanghai) irritieren, drei Auftaktniederlagen in Serie musste Österreichs Nummer eins bislang noch nie in seiner Karriere hinnehmen.
Seinen letzten Tourerfolg feierte Thiem in der dritten Runde der US Open in New York gegen den Franzosen Adrian Mannarino, das war am 2. September. Coach Günter Bresnik mit dem Versuch einer Erklärung.
Die Presse: Hat Ihr Schützling derzeit eher ein spielerisches oder ein mentales Problem? Günter Bresnik: Für mich gibt es keine mentalen Probleme. Wenn einer verliert, dann verliert er, weil er schlechter gespielt hat als sein Gegner. Trotzdem sind das in China drei Gegner gewesen, die er normalerweise schlägt. Die Matches gegen Pella und Johnson waren beide nicht gut. Gegen Troicki hat er sehr ordentlich serviert, ist auch nur einmal gebreakt worden. Das heißt also, dass der Rest nicht gepasst hat. Er hat nicht gut retourniert, hat auch von der Grundlinie zu viele Fehler gemacht.
Woran lässt sich diese Talfahrt also festmachen? Es gibt Dinge, die lassen sich nicht immer sofort erklären. Ich war selbst nicht mit in China, habe von Jocke (Assistenzcoach Joakim Nyström, Anm.) nur gehört, was Dominic alles schlecht gemacht hat. Warum, das wissen wir noch nicht. Grundsätzlich ist es für mich allerdings nichts völlig Ungewöhnliches, wenn sich ein Tennisprofi für einige Wochen unter seinem Wert schlägt.
Drei Auftaktniederlagen in Serie sind für einen Top-Ten-Spieler aber doch ungewöhnlich. Es macht für mich keinen Unterschied, wo Dominic in der Rangliste steht. Seine Gegner sind ja
betreut Dominic Thiem seit Jugendtagen, sein Schützling wird Mitte November zum zweiten Mal in Folge an den ATP World Tour Finals der besten acht Spieler des Jahres in London teilnehmen. Seinen nächsten Turniereinsatz hat Thiem in der Wiener Stadthalle (ab 23. Oktober). durchwegs keine Blindgänger. Wenn ich aus der Distanz nach Gründen suche, dann sind es vielleicht das viele Reisen, der Belagwechsel, dahingehend war sicher auch der Daviscup alles andere als günstig. Auf Sandplatz kannst du nicht das trainieren, was du auf Hartplatz brauchst. Es ist im Endeffekt eine verlorene Woche, du kannst wenig für dich tun. Aber das sind Mutmaßungen. Nach dem Daviscup konnte sich Thiem aber noch im Rahmen des Laver Cup in Prag auf Hartplatz vorbereiten, hat dort auch ein gutes Match gegen John Isner gespielt – und gewonnen. Es ist ein Unterschied, ob ich gegen einen Aufschlag-Volley-Spieler wie Isner oder einen Grundlinienspieler spiele. Momentan tut er sich gegen Grundlinienspieler schwerer, das ist ungewöhnlich. Er hat bei den US Open auch schon gegen Del Potro verloren, weil er zu viele Fehler von der Grundlinie gemacht hat.
Thiem ist nach Niederlagen meist einige Zeit niedergeschlagen. Was machen solche knappen Spiele wie gegen Troicki aber mit Ihnen? Über eine knappe Niederlage zerbreche ich mir weniger den Kopf als über eine glatte. Eine solche gibt vielmehr zu denken. Wenn Dominic schon verliert, dann am liebsten gegen den späteren Turniersieger. Troicki aber wird Shanghai nicht gewinnen.
Es sind Trainingsbilder aufgetaucht, auf denen Thiem die Rückhand beidhändig schlägt. Eine ernsthafte Überlegung? Er hat sie auch schon ab und zu in Matches beidhändig gespielt. Aber nein, wir tüfteln dahingehend an nichts.
Auch private Gründe können für ein spielerisches Ungleichgewicht sorgen. Darüber werden Sie von mir grundsätzlich nichts hören. Wenn mich einer fragt, wie es in meinem Wohnzimmer ausschaut, lass ich ihn ja deshalb trotzdem nicht rein.