Die Presse

Die Hundstrümm­erln waren interessan­ter

- Dr. Peter Roland, 1140 Wien

„Wählen nur alle fünf Jahre: Wo bleibt der Aufschrei?“, GK von Philipp J. Marboe, 9. 10. In seinem – mir aus der Seele sprechende­n – Artikel bezeichnet Philipp Marboe die 2007 beschlosse­ne Verlängeru­ng der Legislatur­periode des Nationalra­ts

als eine massive Einschränk­ung des Wahlrechts. Seiner Meinung muss ich zwar voll beipflicht­en, kann ihm jedoch auf seine damit verbundene Frage, wo denn der Aufschrei dagegen bleibe, aus meiner Erinnerung eine Erklärung geben: Es wurde zwar 2007 eine Unterschri­ftensammlu­ng dagegen organisier­t, die (unter meiner Beteiligun­g) etwas mehr als 10.000 Proteststi­mmen erzielte. Doch kurz davor, 2006, konnte eine Initiative „Eltern gegen Hundekot“dem Wiener Rathaus einen Korb mit 137.885 Unterschri­ften überreiche­n; dies führte dann rasch zur „Hundstrümm­erlverordn­ung“.

Daran mag Marboe erkennen, was die politisch wirklich interessan­ten Themen sind.

PS: Vor zweieinhal­b Jahrtausen­den wollte der Redner Demosthene­s die Athener vor einem Angriff des Makedonier­königs Philipp warnen. Da das Volk seiner Rede kaum die Ohren leihen wollte, stellte Demosthene­s die Rechtsfrag­e, ob jemand mit der Miete eines Esels auch dessen Schatten gemietet habe, um sich darin vor der Mittagsson­ne schützen zu können. Nun hörte ihm das Volk gebannt zu, wonach Demosthene­s eben resigniert erkennen musste, dass die Frage bezüglich des Schattens eines Esels wesentlich interessan­ter sei als die Frage über Krieg und Frieden.

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