„Gleiche Verpackung, gleicher Inhalt“
Lebensmittel. Die EU-Kommission verspricht rechtliche Maßnahmen, um die schlechte Lebensmittelqualität in Osteuropa zu bekämpfen.
Bratislava. Mehrere östliche EUMitglieder rebellieren gegen Zweiklassenstandards im Supermarkt: Sie kritisieren unterschiedliche Qualität bei Lebensmitteln, Waschmitteln und Produkten zur Körperpflege. Bei einem Gipfeltreffen in Bratislava holten sie am Freitag die EU-Kommission an ihre Seite.
Schon im Sommer hatten slowakische Konsumenten gegenüber der „Presse“beklagt: „Wir sehen dieselbe Marke und Verpackung, die wir aus der Westwerbung kennen, und wundern uns, warum das scheinbar identische Produkt bei uns nicht so gut ist“, lautete eine der typischen Beschwerden. „Die EU-Kommission hat das Problem lang unterschätzt und die Ausreden der Hersteller akzeptiert“, kritisierte der slowakische Regierungschef, Robert Fico, in seiner Eröffnungsrede. „Aber wir können uns nicht damit abfinden, dass man uns schlechtere und ungesündere Produkte vorsetzt und das mit angeblich unterschiedlichen Geschmacksgewohnheiten in unseren Ländern begründet.“Auch das Preisargument zähle nicht, betonte Fico. Vergleichstests des slowakischen Landwirtschaftsministeriums bei einer langen Liste von Produkten aus Geschäften in Bratislava und österreichischen Nachbargemeinden hätten ergeben, dass das qualitativ schlechtere Produkt im Osten trotz billigerer Herstellungsweise fallweise sogar zu einem höheren Preis angeboten wurde.
Bewusste Täuschung
Inzwischen hätten sich schon neun Länder als Betroffene zusammengefunden, erklärte die slowakische Landwirtschaftsministerin, Gabriela Matecna. Vier von ihnen waren in Bratislava durch ihre Regierungschefs vertreten, die anderen schickten Vertreter zur Diskussion mit der für Verbraucherschutz zuständigen EU-Kommissarin, Vera Jourova, und dem EU-Kommissar für Gesundheit und Le- bensmittelsicherheit, Vytenis Andriukaitis. Jourova versprach baldige legislative Maßnahmen der EU-Kommission: „Das ist kein marginales Problem, es geht um das Vertrauen der Bürger in den gemeinsamen Markt“, sagte sie. Für Fico war das Ziel klar: „Dieselbe Verpackung muss auch denselben Inhalt haben.“Alles andere sei bewusste Täuschung von Konsumenten.
Auch wenn sich manche Firmen noch sträuben, zeigt die Empörung aus dem Osten erste Wirkung. Der Kekshersteller Bahlsen ließ im Sommer mit der Erklärung aufhorchen, man wolle dem Wunsch der Ostkonsumenten entsprechen. Schon seit Juli würden auch die in Polen für den Ostmarkt erzeugten Butterkekse wie im Westen echte Butter statt des billigeren und gesundheitlich bedenklicheren Palmöls enthalten. Andere Hersteller haben zumindest auf den Vorwurf der Täuschung reagiert, indem sie die billigeren Ostprodukte nun erkennbar anders verpacken.