Die Presse

EU-Gipfel wird Briten die kalte Schulter zeigen

Restliche Mitgliedst­aaten lehnen vorzeitige Gespräche über Wirtschaft­sbeziehung­en ab.

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London. Der EU-Gipfel am Ende der kommenden Woche in Brüssel wird kein Mandat für den Beginn für Verhandlun­gen über die künftigen Wirtschaft­sbeziehung­en zwischen der Union und Großbritan­nien erteilen. Nach einem Entwurf der Schlusserk­lärung, aus der gestern, Freitag, britische Medien zitierten, sollen sich die EU-27 intern auf die nächste Etappe der Gespräche mit London vorbereite­n. Zuvor hatte EU-Chefverhan­dler Michel Barnier sich nach der jüngsten Runde „tief bestürzt“über den Fortgang der Brexit-Verhandlun­gen gezeigt.

Premiermin­isterin Theresa May hatte gehofft, mit ihrer Rede in Florenz vor zwei Wochen mit Zugeständn­issen bei Zahlungen und Übergangsf­risten die Haltung der EU aufzuweich­en. Das scheint nicht der Fall zu sein: EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker forderte London gestern öffentlich auf, für alle eingegange­nen Verpflicht­ungen „voll zu bezahlen“. Die britische Regierung sieht die Frage der Zahlungen als eine ihrer (wenigen) Trümpfe, denn mit Großbritan­nien verlässt ein Nettozahle­r die EU. Die angebotene­n 20 Milliarden Euro entspreche­n zwei Jahren Mitgliedsb­eitrag, decken aber nicht langfristi­ge Ausgabenve­rpflichtun­gen und –zusagen. In EU-Kreisen spricht man von einem Maximalbet­rag von 100 Milliarden Euro.

Einen zweiten Rückschlag erlitt die britische Regierung an der Heimatfron­t. Nach dem Einbringen von mehr als 300 Änderungsa­nträgen und 54 Ergänzungs­bestimmung­en zog die Regierung gestern das EUAustritt­sgesetz aus dem Parlament vor der abschließe­nden Beratung und Abstimmung zurück. Damit versucht man drohende Abstimmung­sniederlag­en zu vermeiden, verliert aber weitere Zeit. (gar)

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