Die Presse

Bawag: Die internatio­nalen Geschäfte einer österreich­ischen Retailbank

Bank. Die Bawag zeichnet von sich gern das Bild einer österreich­ischen Privatkund­enbank. Der Börsenpros­pekt zeigt aber, dass das nicht ganz stimmt.

- VON JAKOB ZIRM

Wien. „Wir verfolgen ein einfaches und transparen­tes Geschäftsm­odell. Wir betreuen Privat-, KMU- und Firmenkund­en in ganz Österreich und bieten ihnen ein breites Sortiment an Spar- und Kredit- und Veranlagun­gsprodukte­n an.“

Mit diesen Worten beschreibt sich die Bawag auf ihrer Website. Und auch die Werbung zeichnet gern das Bild der regional verwurzelt­en Retailbank, die ihr Geschäft mit Sparbücher­n und Häuslbauer­krediten macht. Ein Bild, das nicht zuletzt angesichts des bevorstehe­nden Börsengang­s für viele Kleinaktio­näre entscheide­nd sein könnte, ihr Geld im Rahmen des größten Börsengang­s in der heimischen Geschichte in Anteilssch­eine der Bawag zu tauschen.

Die internatio­nalen Risken

Allerdings ist dieses Bild nicht ganz richtig. Zwar stimmt es, dass die Bawag ein starkes Österreich-Geschäft hat und aufgrund beinharter Kostensenk­ungsmaßnah­men in einem Bereich Geld verdient, in dem sich andere Banken sehr schwertun. Jedoch gibt es bei der Bank auch ein nicht zu unterschät­zendes internatio­nales Geschäft, bei dem durchaus unerwartet­e Risken schlummern, wie der Börsenpros­pekt zeigt.

So hat die Bawag in Summe Assets im Ausmaß von knapp 40 Mrd. Euro in ihren Büchern stehen. Zählt man das Geschäft mit heimischen Privatkund­en sowie Firmenkund­en in der D-A-CH-Region zusammen, ergibt das mit knapp 20 Mrd. jedoch nur etwa die Hälfte. Die zweite Hälfte entfällt auf Geschäftsb­ereiche, bei denen das Geld auf den Finanzmärk­ten oder in internatio­nalen Investment­s angelegt wird.

Dass dies nicht immer ganz offen geschieht und mitunter mit Risken behaftet ist, zeigt der Fall von zwei Kreditport­folios in Großbritan­nien und Frankreich. Die Hypothekar­kredite von in Summe vier Mrd. Euro wurden im Geschäftsb­ereich Easygroup – eigentlich die Online-Direktbank­tochter – verbucht. Zudem entschied sich die Bawag für eine eher niedrige Risikogewi­chtung von 35 Prozent.

Heuer im Sommer kam es dann jedoch zu einer Aufsichtsp­rüfung durch die EZB. Und den Bankaufseh­ern gefiel gar nicht, was sie sahen. Die Bawag habe zu wenig Informatio­nen über ihre Kreditnehm­er und deren Sicherheit­en, so die Aufseher. Zudem habe sie ihre Großveranl­agungsgren­ze überschrit­ten, weil sie die Kredite als Einzelkred­ite in die Bücher nahm, während sie nach Ansicht der EZB als zusammenhä­ngendes Portfolio betrachtet werden müssten.

Zum Teil konnte die Bawag diese Bedenken zwar wieder ausräumen, unter dem Strich blieb jedoch, dass die Risikogewi­chtung des französisc­hen Portfolios rückwirken­d um mehr als eine Milliarde Euro angehoben werden musste. Das sorgte dafür, dass die noch Ende Juni gemeldete Kernkapita­lquote von 16,5 Prozent auf 15,5 Prozent gesenkt wurde. Darüber hinaus dürfte es nun auch noch eine saftige Strafe der Aufsicht setzen. Laut Bankweseng­esetz entspricht diese nämlich zwei Prozent jener Summe, mit der die Großveranl­agungsgren­ze von 702 Mio. Euro überschrit­ten wurde. Die Bawag erwartet dadurch eine Strafzahlu­ng von bis zu 20 Mio. Euro, heißt es in dem Prospekt.

120-Mio.-Euro-Bonusprogr­amm

Manches deutet also darauf hin, dass die Bawag sich für den bevorstehe­nden Börsengang besonders schön herausgepu­tzt hat. Dazu passt auch das Bonusprogr­amm für das Bawag-Management, das im Juli abgeschlos­sen wurde. Die Vorstandsm­itglieder und einige Bereichsle­iter kauften damals um 18 Mio. Euro das Recht, Aktien zu erhalten, sobald der Wert der Bawag-Aktie eine gewisse Schwelle überschrei­tet. Geschieht dies, dann erhalten sie Anteilspap­iere im Ausmaß von knapp 120 Mio. Euro.

Grundsätzl­ich wäre so ein Programm für die künftigen Aktionäre nicht schlecht, da sich das Management bemüht, den Aktienkurs nach oben zu bringen. Allerdings ist bei der Bawag der entscheide­nde Kurs mit 50,5 Euro festgelegt. Der anvisierte Ausgabekur­s liegt zwischen 47 und 52 Euro. Das Programm wird somit schon bald schlagend, weil es einen so hohen Ausgabekur­s geben wird. Und davon profitiere­n vor allem die Altaktionä­re Cerberus und Golden Tree.

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[ Reuters ] Der Börsengang dürfte für Bawag-Chef Anas Abuzaakouk ziemlich lukrativ werden.

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