Bawag: Die internationalen Geschäfte einer österreichischen Retailbank
Bank. Die Bawag zeichnet von sich gern das Bild einer österreichischen Privatkundenbank. Der Börsenprospekt zeigt aber, dass das nicht ganz stimmt.
Wien. „Wir verfolgen ein einfaches und transparentes Geschäftsmodell. Wir betreuen Privat-, KMU- und Firmenkunden in ganz Österreich und bieten ihnen ein breites Sortiment an Spar- und Kredit- und Veranlagungsprodukten an.“
Mit diesen Worten beschreibt sich die Bawag auf ihrer Website. Und auch die Werbung zeichnet gern das Bild der regional verwurzelten Retailbank, die ihr Geschäft mit Sparbüchern und Häuslbauerkrediten macht. Ein Bild, das nicht zuletzt angesichts des bevorstehenden Börsengangs für viele Kleinaktionäre entscheidend sein könnte, ihr Geld im Rahmen des größten Börsengangs in der heimischen Geschichte in Anteilsscheine der Bawag zu tauschen.
Die internationalen Risken
Allerdings ist dieses Bild nicht ganz richtig. Zwar stimmt es, dass die Bawag ein starkes Österreich-Geschäft hat und aufgrund beinharter Kostensenkungsmaßnahmen in einem Bereich Geld verdient, in dem sich andere Banken sehr schwertun. Jedoch gibt es bei der Bank auch ein nicht zu unterschätzendes internationales Geschäft, bei dem durchaus unerwartete Risken schlummern, wie der Börsenprospekt zeigt.
So hat die Bawag in Summe Assets im Ausmaß von knapp 40 Mrd. Euro in ihren Büchern stehen. Zählt man das Geschäft mit heimischen Privatkunden sowie Firmenkunden in der D-A-CH-Region zusammen, ergibt das mit knapp 20 Mrd. jedoch nur etwa die Hälfte. Die zweite Hälfte entfällt auf Geschäftsbereiche, bei denen das Geld auf den Finanzmärkten oder in internationalen Investments angelegt wird.
Dass dies nicht immer ganz offen geschieht und mitunter mit Risken behaftet ist, zeigt der Fall von zwei Kreditportfolios in Großbritannien und Frankreich. Die Hypothekarkredite von in Summe vier Mrd. Euro wurden im Geschäftsbereich Easygroup – eigentlich die Online-Direktbanktochter – verbucht. Zudem entschied sich die Bawag für eine eher niedrige Risikogewichtung von 35 Prozent.
Heuer im Sommer kam es dann jedoch zu einer Aufsichtsprüfung durch die EZB. Und den Bankaufsehern gefiel gar nicht, was sie sahen. Die Bawag habe zu wenig Informationen über ihre Kreditnehmer und deren Sicherheiten, so die Aufseher. Zudem habe sie ihre Großveranlagungsgrenze überschritten, weil sie die Kredite als Einzelkredite in die Bücher nahm, während sie nach Ansicht der EZB als zusammenhängendes Portfolio betrachtet werden müssten.
Zum Teil konnte die Bawag diese Bedenken zwar wieder ausräumen, unter dem Strich blieb jedoch, dass die Risikogewichtung des französischen Portfolios rückwirkend um mehr als eine Milliarde Euro angehoben werden musste. Das sorgte dafür, dass die noch Ende Juni gemeldete Kernkapitalquote von 16,5 Prozent auf 15,5 Prozent gesenkt wurde. Darüber hinaus dürfte es nun auch noch eine saftige Strafe der Aufsicht setzen. Laut Bankwesengesetz entspricht diese nämlich zwei Prozent jener Summe, mit der die Großveranlagungsgrenze von 702 Mio. Euro überschritten wurde. Die Bawag erwartet dadurch eine Strafzahlung von bis zu 20 Mio. Euro, heißt es in dem Prospekt.
120-Mio.-Euro-Bonusprogramm
Manches deutet also darauf hin, dass die Bawag sich für den bevorstehenden Börsengang besonders schön herausgeputzt hat. Dazu passt auch das Bonusprogramm für das Bawag-Management, das im Juli abgeschlossen wurde. Die Vorstandsmitglieder und einige Bereichsleiter kauften damals um 18 Mio. Euro das Recht, Aktien zu erhalten, sobald der Wert der Bawag-Aktie eine gewisse Schwelle überschreitet. Geschieht dies, dann erhalten sie Anteilspapiere im Ausmaß von knapp 120 Mio. Euro.
Grundsätzlich wäre so ein Programm für die künftigen Aktionäre nicht schlecht, da sich das Management bemüht, den Aktienkurs nach oben zu bringen. Allerdings ist bei der Bawag der entscheidende Kurs mit 50,5 Euro festgelegt. Der anvisierte Ausgabekurs liegt zwischen 47 und 52 Euro. Das Programm wird somit schon bald schlagend, weil es einen so hohen Ausgabekurs geben wird. Und davon profitieren vor allem die Altaktionäre Cerberus und Golden Tree.