Die Presse

Das Bilderbuch der Fotografin

Ausstellun­g. Elizaveta Porodina hat sich als Modefotogr­afin einen Namen gemacht – und prägt mit Bildern und Videos das Image der Band Bilderbuch.

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Ich sehe dich in einem blauen Raum“, das war der erste Gedanke, sagt Elizaveta Porodina. Der erste Spielball, den sie Maurice Ernst und seinen Kollegen von Bilderbuch zuwarf, die dann ihrerseits mit Ideen kamen: das laszive Tanzen an der Pole-Dance-Stange ironisch mit einem Staubsauge­r zu kontrastie­ren, oder dass eine Katze – Elizavetas Kater Newton – vorkommt, das waren etwa Maurice Ernsts Ideen.

Das Ergebnis? Eines der aufsehener­regendsten heimischen Musikvideo­s der vergangene­n Jahre, jenes zur Bilderbuch-Single „Bungalow“: Maurice Ernst räkelt sich in einem blauen Raum, dahinter das Meer und ein Setting aus Spiegeln, Handys und Kristallku­gel. Mit den Videos zu „Bungalow“, zu „Baba“, mit Porträtsho­otings oder Imagekampa­gnen hat Fotografin Elizaveta Porodina maßgeblich zum Image der oberösterr­eichisch-wienerisch­en Band beigetrage­n. Sie arbeitet mit Bilderbuch seit 2015, als sie von einem Musikmagaz­in mit einem Covershoot­ing beauftragt wurde.

„Wir haben schnell zueinander gefunden, wir haben eine ähnliche visuelle Sprache“, sagt sie, da ergebe eine Idee die andere, man werfe sich Ideen wie Spielbälle zu, so wie das „Blau“für „Bungalow“.

Nun zeigt die Galerie Ostlicht in der Wiener Ankerbrotf­abrik eine Auswahl dieser Bilder in der Ausstellun­g „Das Bilderbuch der Elizaveta Porodina“. Zu sehen sind aber nicht nur die Arbeiten für und mit Bilderbuch, es ist die erste umfassende Einzelauss­tel- lung der Künstlerin, die sich schon zuvor einen Namen als Modefotogr­afin gemacht hatte: mit Arbeiten für „Vogue“, Hugo Boss oder Louis Vuitton zum Beispiel. Zu sehen sind Bilder, die sich zwischen atmosphäri­schen Porträts, Mode und Dokumentar­fotografie bewegen. Welche Sparte, welches Genre, Mode, Musik, Reportage, Foto oder Video, das sei für sie nicht weiter wichtig, „es geht mir um die Beziehung zwischen Menschen, um die Vision, diese großartige­n Dimensione­n sichtbar zu machen, letztendli­ch geht es nur um Liebe. Um die Liebe zum Leben, zu den Menschen, darum, jeden in seiner Perfektion zu zeigen“.

„Ganz oft ist es so, dass sich nach einem Shooting alle in die Arme fallen und sagen: Von diesem Tag werde ich lange zehren. Es geht darum, dass am Ende Liebe dabei herauskomm­t, dass sich am Ende alle gereinigt und gestärkt fühlen“, sagt sie, Nachsatz: „Ganz egal, wie esoterisch sich das jetzt anhört.“

Bei ihrem Zugang zu ihren „Musen“, wie sie sagt, bei ihrer Art zu arbeiten, helfe sicher auch ihre frühere Ausbildung. Porodina, sie ist in Russ-

in Russland geboren und in Deutschlan­d aufgewachs­en, hat sich als Fotografin in der Modewelt einen Namen gemacht. Seit 2015 arbeitet sie beispielsw­eise auch mit der Band Bilderbuch.

„Das Bilderbuch der Elizaveta Porodina“ist bis 16. 12. in der Galerie Ostlicht (Ankerbrotf­abrik, Absberggas­se 27, 1100 Wien) zu sehen. Mi bis Sa 12 bis 18 Uhr und nach Vereinbaru­ng. land geboren und mit 13 Jahren mit ihren Eltern nach München gekommen, hat nach ihrem Abitur zunächst Psychologi­e studiert, und dann zwei Jahre als klinische Psychologi­n in einer Psychiatri­e gearbeitet.

„Aber die Kunst war immer da“, sagt sie. Als Sängerin in einer Rockband, parallel dazu hat sie sich mit Illustrati­on, Zeichnen und digitaler Malerei befasst, bis sie sich der Fotografie zuwandte. Porodina spricht von prägenden „Flow“-Erlebnisse­n bei den ersten Shootings. Dann sind schnell Erfolge gekommen, seit 2012 arbeitet die 30-Jährige profession­ell als Fotografin. „Weil ich einfach gut bin. Ich habe eine Bildsprach­e, die den Leuten auffällt, ich bin auch sicher ganz gut im digitalen Marketing, ich liebe die Arbeit, das Reisen, die Herausford­erung“, sagt sie, die ihren Stil als „experiment­ell, beeinfluss­t vom Surrealism­us und cinematisc­h“beschreibt.

Bergmanns Inspiratio­n für „Baba“

Inspiratio­n holt sie sich etwa in den Filmen von Ingmar Bergmann, diese finde man etwa im Video zur Single „Baba“, das in Schwarz-Weiß großteils an einem Strand von Fuertevent­ura gedreht wurde. Bilder von diesen Dreharbeit­en, kontrastie­rt von farbenfroh­en Fantasiesz­enerien, und mit immer wiederkehr­enden Requisiten wie verzerrend­en Glasobjekt­en oder Spiegelung­en, findet man nun in der Ausstellun­g. Bilder, inszeniert wie im Film, wie bei ihren Vorbildern, zu denen Porodina Helmut Newton und Irving Penn genauso wie Gordon Parks zählt, und die stets auf eine größere Geschichte verweisen.

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