Die Presse

Voreilige Gratulatio­n

- Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

G lücklich das Volk, das einen irdischen Messias unter sich weiß. Lionel Messi bewahrte Argentinie­n dieser Tage davor, in eine nationale Depression zu taumeln und die Psychoanal­ytiker in Buenos Aires, Rosario oder Cordoba´ – die Wirkstätte eines Wunders – an den Rand der Erschöpfun­g zu bringen. Der Hattrick von „La Pulga“, des Flohs, sicherte der Albicelest­e – den Blau-Weißen – in letzter Minute noch die Qualifikat­ion für die Fußball-WM in Russland.

Nicht auszudenke­n, welche Krise eine Nichtteiln­ahme zwischen Rio de la Plata und Feuerland ausgelöst hätte – ein Tal der Tränen und einen Todestango. In Chile, bei den den Nachbarn jenseits der Anden, bei den Amigos in den USA und erst recht bei den Oranjes lässt sich das Fußballung­lück indes beobachten. Holland in Not!

In der früheren westafrika­nischen Sklavenrep­ublik Liberia dagegen schickte sich Ex-Weltfußbal­ler George Weah – Legionär und Legende bei Monaco, Paris St. Germain, AC Milan oder Chelsea – an, die Präsidente­nwahl zu gewinnen und dem vom Bürgerkrie­g traumatisi­erten Land neue Hoffnung zu geben. Ein wenig voreilig – alle Stimmen waren längst nicht ausgezählt – gratuliert­e ihm ExTrainer Ars`ene Wenger zum Wahlsieg. Der Arsenal-Coach und Taktikfuch­s sollte am besten wissen, dass in der Nachspielz­eit manches schon gewonnen geglaubte Match noch verloren geht. (vier)

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