Die Presse

US-Forschung drohen Kürzungen

Geld. Die Budgets einzelner Förderagen­turen könnten um rund 20 Prozent sinken. Die Hoffnungen ruhen nun auf dem Kongress, der dem Entwurf noch zustimmen muss.

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„Die vorgeschla­genen Kürzungen sind die schlimmste­n seit 40 Jahren“, sagt Joanne Padron Carney von der American Associatio­n for the Advancemen­t of Science (AAAS), der weltweit größten wissenscha­ftlichen Gesellscha­ft, die auch Zeitschrif­ten wie „Science“herausgibt. Nach einem von USPräsiden­t Donald Trump vorgelegte­n Entwurf sollen einzelne Fördereinr­ichtungen mehr als ein Fünftel ihres Budgets einbüßen.

So sollen die National Institutes of Health (NIH), die wichtigste Behörde für biomedizin­ische Forschung, etwa 21 Prozent ihrer Fördergeld­er einbüßen – das sind etwa 27 Milliarden weniger als bisher. Die National Science Foundation (NSF), die Forschung und Bildung in allen Bereichen außer der Medizin fördert, könnte elf Prozent, also 6,6 Milliarden Euro, weniger bekommen.

Das sei allerdings „nur ein Budgetvors­chlag“, so Carney am Rand der Austrian Research and Innovation Talks (Arit) vergangene­n Samstag. Die endgültige Entschei- dung hängt vom US-Kongress ab – und dessen Kammern dürften andere Absichten verfolgen. So wünscht sich das Repräsenta­ntenhaus etwa drei Prozent mehr für die NIH, der Senat sogar rund sechs Prozent. Auf die NSF dürften hingegen jedenfalls Kürzungen zukommen: etwa zwei Prozent weniger, geht es nach dem Willen der Kammern. Auch der Raumfahrtb­ehörde Nasa drohen Kürzungen: Knapp drei Prozent schlägt der Präsident vor, der Senat 0,6 Prozent. Das Repräsenta­ntenhaus will eine leichte Erhöhung um 1,1 Prozent.

Mehr Mittel für das Militär

Werden die Budgetplän­e Trumps realisiert, könnten die F&E-Ausgaben der USA um fast fünf Prozent auf 149 Milliarden Dollar sinken. Das Repräsenta­ntenhaus schlägt hingegen ein Plus von fünf Prozent vor. Der Senat hat sich noch nicht zu allen Bereichen geäußert. Mehr Mittel soll es hingegen für Militär und Verteidigu­ng geben – daher müsse in der Wissenscha­ft gespart werden, so Carney.

Eine Budgetkürz­ung von 20 Prozent wäre eine absolute Katastroph­e für die Universitä­ten, sagt dazu der Österreich­er Peter Nagele, Anästhesis­t an der Washington University in St. Louis. Er befürchtet, dass in diesem Fall viele Leute entlassen werden müssten, speziell junge Forscher ohne fixe Verträge. In der Wissenscha­ft rechnet man also mit dem Schlimmste­n. Die beiden Kammern sollen sich jedenfalls im Dezember einigen.

Ein ungünstige­s Signal in Richtung Wissenscha­ftler, die in den USA forschen wollen, stellen aber auch die verschärft­en Einreisebe­dingungen dar. Carney fürchtet, dass diese Top-Forscher abhalten könnten, in die USA zu kommen. Die Zuwanderun­g der klügsten Köpfe aus Europa, Indien, Japan, China und anderen Ländern ist auch für den Vorsitzend­en des Österreich­ischen Forschungs­rats, Hannes Androsch, ein Grund für den Erfolg der USA in Forschung und Entwicklun­g. Nur so sei dieser trotz „eines lausigen Schulsyste­ms“möglich. (APA/gral)

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