Die Presse

Ein Gefühl wie im All: Astronaute­n trainieren Abläufe im Weltraum in einem riesigen Swimmingpo­ol

Weltall. Während Astronaute­n nahe Houston, USA, unter Wasser Handgriffe für ihre Mission übten, fand an der Internatio­nalen Raumstatio­n ein echter Außeneinsa­tz statt.

- VON ALICE GRANCY

Am Beckenrand liegen Flossen und Tauchzubeh­ör. Noch mehr Ausrüstung hängt an der Wand dahinter, sortiert nach den Namen der Taucher, die bei den Einsätzen unter Wasser assistiere­n. Denn was auf den ersten Blick wie eine riesige Schwimmhal­le aussieht, entpuppt sich bei genauerem Betrachten als ganz besonderer Trainingso­rt. Im Neutral Buoyancy Laboratory der US-Weltraumag­entur Nasa üben Astronaute­n, assistiert von mehreren Tauchern, wichtige Handgriffe für den Einsatz im All. Dazu ruht in mehr als zwölf Metern Tiefe unter der Wasserober­fläche ein 1:1-Modell der Internatio­nalen Weltraumst­ation ISS. Es wurde zerteilt, damit es im 62 Meter langen, 31 Meter breiten Pool Platz hat.

Die Astronaute­n tragen unter Wasser dieselbe Ausrüstung wie im Weltall, vier Taucher begleiten sie, achten auf Ausrüstung und Sicherheit und filmen jeden Handgriff. „So lässt sich der Einsatz im Weltraum auf der Erde trainieren“, erklärt einer der Taucher, der kurz vorher aus dem Wasser gesteigen ist. Astronaute­n und Taucher erproben Einsätze am Äußeren der ISS, sie schwimmen nicht hinein.

Davon, dass die Trainingse­inrichtung Ende August von Hurrikan Harvey schwer getroffen wurde, ist heute nicht mehr viel zu se- hen. Die in einem ehemaligen Flugzeugha­ngar errichtete Schwimmhal­le ist Teil des Johnson Space Center in Houston, Texas. Das wenige Kilometer entfernte Weltraumze­ntrum ist nicht nur Ausbildung­szentrum für USAstronau­ten; es koordinier­t auch seit mehr als fünf Jahrzehnte­n das bemannte Raumfahrtp­rogramm der USA. Es ist umgeben von Weiden der texanische­n Langhornri­nder, auf dem Gelände selbst sollen auch Koyoten und Rotwild leben.

Reparatur am Roboterarm

Während eine österreich­ische Delegation aus Vertretern des Wissenscha­fts- und des Technologi­eministeri­ums sowie von Forschungs­fördergebe­rn das Zentrum besucht, gibt es an der ISS einen echten Reparature­insatz. Es ist der 203. Außeneinsa­tz seit Bestehen der Internatio­nalen Raumstatio­n. Zwei Astronaute­n kümmern sich um einen Roboterarm, der seit mehr als 16 Jahren dazu dient, sich nähernde Frachten wie Versorgung­skapseln im All heranzuzie­hen. Daher besichtige­n die Besucher nur ein Modell des aktuellen Kontrollra­ums, im Original beobachten die Angehörige­n die Arbeit der Astronaute­n.

Dafür ist mit dem Kontrollra­um, in dem einst beim Scheitern der Apollo-13-Mission der legendäre Funkspruch („Houston, we’ve had a problem“(„Houston, wir haben ein Problem gehabt“) empfangen wurde, historisch­er Boden zu besichtige­n. Warum wurde diese Nachricht eigentlich in der Vergangenh­eit formuliert? Weil Botschafte­n aus dem All auf die Erde so lang dauern, dass ein Problem in der Zwischenze­it schon gelöst sein muss. Die Astronaute­n melden sich dann nur noch mit der Informatio­n, wie sie es behoben haben.

 ?? [ Nasa ] ?? Jeweils vier Taucher assistiere­n den Astronaute­n bei ihrem Training.
[ Nasa ] Jeweils vier Taucher assistiere­n den Astronaute­n bei ihrem Training.

Newspapers in German

Newspapers from Austria