Sauber zum Abflug, frisch beim Stop-over
Infrastruktur. Duschen auf dem Flughafen: Die Nische zwischen exklusiven Lounges und mäßig attraktiven Münzduschen wird immer häufiger geschlossen.
Manchmal kann eine Handvoll sauberer, gefliester Quadratmeter mit einer absperrbaren Tür davor ein kleines Paradies sein. Zum Beispiel dann, wenn man einen Langstreckenflug samt ausladendem Sitznachbarn hinter und ein paar Stunden Aufenthalt auf einem Flughafen sowie den Anschlussflug noch vor sich hat. Auf dem Flughafen Amsterdam kostet so eine fensterlose Oase beispielsweise 15 Euro pro Stunde und wird – wie innerhalb der Flughäfen London Heathrow, London Gatwick und Paris Charles de Gaulle – vom örtlichen Yotel im internationalen Terminal angeboten. Alternativ gönnt man sich in Amsterdam eine Dusche im Mercure Hotel ein paar Schritte weiter, wofür mit 19,90 Euro nur unwesentlich mehr verlangt wird. Dafür bekommt der nach Reinlichkeit strebende Reisende dann die Schlüsselkarte für einen sauberen Sanitärbereich inklusive Duschkabine, Waschbecken und WC sowie frische Handtücher, Duschgel und Bodylotion. Und vor allem eine Stunde Privatsphäre – was auf langen Reisen einen ganz eigenen Wert hat.
Neue Nische besetzt
Neu ist das Vorhandensein von Duschen auf Flughäfen nicht, ehe sich aber die Hotels dieser Nische annahmen, gab es zumeist entweder nur sehr gehobene Möglich- keiten zu einem frischen Gefühl zu kommen – oder eben genau das Gegenteil davon. Denn die meisten Einrichtungen fanden sich an eine Lounge angeschlossen, die wahlweise Statuskunden sowie Business- und First-Class-Passagieren vorbehalten ist und dem gemeinem Economy-Reisenden nur gegen ein deutlich höheres Entgelt zur Verfügung steht. In Wien-Schwechat gibt es Duschen beispielsweise in der Jet-Lounge, die einen Eintrittspreis von 29,50 Euro pro Economy-Passagier verlangt. Oder am anderen Ende der Skala, wo sich auf den Flughäfen der Welt öffentliche Einrichtungen finden, deren Hygienestandards nicht immer als wirklich erfrischend wahrgenommen wurden.
Einen Überblick über entsprechende Angebote gibt unter ande- rem die englischsprachige Website www.sleepinginairports.com, säuberlich nach Destinationen von A wie Abu Dhabi bis Z wie Zürich Hotels aufgelistet. Denn neben der Möglichkeit zu duschen, bieten die Häuser Gästen, die im Besitz eines Reispasses und einer Boardkarte sind, noch weitere Dienstleistungen an. Diese reichen von Übernachtungen für Menschen, denen gesparte Minuten beim Erreichen des Frühflugs am Morgen jeden Preis wert sind, bis zu stundenweisen Angeboten eines Zimmers – Bett, Dusche und freies W-LAN inklusive.
Über Nacht auf dem Airport
So lassen sich beispielsweise in Amsterdam vier Stunden in einer Yotel-Kabine – die bekanntlich zwar stylish, aber nicht gerade mit üppigen Quadratmetern ausgestattet sind – um 52 Euro käuflich erwerben; die ganze Nacht gibt es um 92 Euro. In Frankfurt liegen die Preise schon deutlich höher, hier bietet das My-Cloud-Transit-Hotel beim Gate 25 in Terminal 1 Passagieren mit internationalen Tickets einen zehn Quadratmeter großen Raum samt Bett, Schreibtisch, W-LAN und Bad um 80 Euro für drei Stunden bzw. 20 Euro für jede weitere bis zu neun Stunden. Danach zahlt man bis zum Maximumaufenthalt von 24 Stunden zehn Euro pro Stunde. Eine andere Option für diejenigen, die genügend Zeit haben, um den Sicherheitsbereich zu verlassen, sind die Spa-Bereiche großer Luxushotels in unmittelbarer Flughafennähe, die oft genug direkt mit dem Gebäude verbunden sind.
Das Spa in der Nähe
So findet sich beispielsweise buchstäblich mitten auf dem Flughafen Chicago O’Hare ein Hilton-Hotel samt fast 450 Quadratmetern SpaBereich, für den es um 22,40 USDollar (rund 19 Euro) einen Tagespass gibt. Außerdem bietet das Hotel seit zwei Jahren auch Tageszimmer an, die unter der Woche 79 und am Wochenende 99 Dollar kosten, wenn man sie zwischen neun in der Früh und sechs am Abend bucht – pro Zimmer, versteht sich, und darin ist der Tagespass bereits enthalten. Ähnliche Angebote finden sich in zahlreichen Hotels direkt an den internationalen Flughäfen und lohnen durchaus einen Vergleich.
Und auf Gäste, die sich nicht nur vom Schmutz der Reise, sondern auch vom verspannten Rücken nach einer Langstrecke in der Economy-Klasse befreien wollen, hat sich die Shower & Massage Lounge auf dem Indira-GhandiFlughafen in Neu-Delhi spezialisiert: Hier können müde Fluggäste in Terminal 3 ihre müden Knochen in zwölf Kabinen behandeln lassen und sich dann wohlriechend und entspannt auf den nächsten Flug begeben. Der Sitznachbar wird es möglicherweise danken.