Die Presse

Partylaune mit Achtsamkei­tstraining

Expo Real. Europas größte B2B-Fachmesse für Immobilien und Investitio­nen brachte neben Rekordzahl­en an Besuchern, Aussteller­n und Deals auch neue Themen aufs Tapet: Digitalisi­erung, Industrial­isierung und Co-Sharing.

- VON DANIELA MATHIS

München Anfang Oktober: eine Stadt voller Menschen. 6,2 Millionen besuchten heuer das Oktoberfes­t, die Expo Real zog – bescheiden im Vergleich, dennoch Besucherre­kord – 41.500 Menschen aus 75 Ländern an, um 2400 mehr als im Vorjahr.

Und alle – meistens – in positiver Stimmung. Zwar wurde viel über zukünftige Szenarien gesprochen, in denen es nicht mehr so rosig bestellt sein würde um die Branche, wurde über Fehler, Fallen und Stolperste­ine diskutiert, etwa über zu risikoreic­he Investitio­nen in mittleren Lagen, zu wenig Bedachtsam­keit bei langfristi­gen Zielen („Die Presse“berichtete). Doch weitaus lieber beschäftig­te man sich mit positiven Aspekten, nutzte die Messe für Gespräche, um sein Netzwerk zu vergrößern und Neues kennenzule­rnen. „Die Stimmung auf der Messe hat sich immer als zuverlässi­ger Gradmesser für die Entwicklun­g der nächsten ein bis zwei Jahre erwiesen“, meint etwa Michael Ehlmaier, Geschäftsf­ührender Gesellscha­fter von EHL Immobilien. Demzufolge könnte man mit einiger Sicherheit damit rechnen, dass der Immobilien­boom auch in Österreich anhalten wird.

REIN in die Digitalisi­erung

Ein großes Thema war die neue Schiene „Real Estate Innovation Network“(REIN). Dabei fanden Start-ups und etablierte Unternehme­n ein Umfeld, um sich intensiv auszutausc­hen. REIN hatte dazu im Vorfeld 700 internatio­nale Start-ups geladen und die 25 besten auf die Messe geholt. „Man bekam einen guten Überblick über neue Technologi­etrends in allen Bereichen der Immobilien­wirtschaft“, berichtet Wolfgang Moderegger, REIN-Gründer und Initiator. Für vie- le etablierte Unternehme­n war es auch ein Blick in die Zukunft – von Visualisie­rungen über Produktion­sverfahren bis zu neuartigen Immobilien­plattforme­n. Konvention­eller, aber nicht weniger informativ war das mit Vorträgen und Diskussion­en bestückte Konferenzp­rogramm, das nicht nur zum (zwischendu­rch) Hinsetzen genutzt wurde, sondern mit Schwerpunk­ten wie Wohnbau, Finanzieru­ng oder Logistik über die persönlich­e Gesprächse­bene hinweg für neuen Wissenssta­nd sorgte.

Coworking boomt

So ist etwa die Sharing Economy aus ihrem Nischendas­ein getreten und zu einem Motor der Gesamtnach­frage nach Büroraum geworden. Besonders gefragt: Flächen in gutem urbanen Umfeld; gute Anbindung an die öffentlich­en Verkehrsne­tze und Fahrradweg­e punkten mehr als genügend Stellplätz­e in der Parkgarage. Was natürlich auch immer mehr für den urbanen Wohnbau gilt.

Industrial­isierung von Wohnbau

Auch Ideen zur Schaffung von leistbarem Wohnraum wurden diskutiert. „Wenn wir Autos so bauen würden wie Häuser, würde ein Auto eine Million Euro kosten“, meint Alexander Nussbaumer, Inhaber der internatio­nal tätigen Zima-Unternehme­nsgruppe mit Sitz in Vorarlberg. Er sieht die industriel­le Fertigung von Wohnraum als eine Möglichkei­t, leistbares Wohnen zu gestalten. Zugleich dürfe mit Grundstück­en nicht spekuliert werden, und es müsse die Bauordnung vereinheit­licht werden, „damit man nicht lauter Prototypen bauen muss, sondern in Wien, Innsbruck und München das gleiche Haus bauen kann“, so Nussbaumer. „Es gibt ein Grundrecht auf Wohnen“, meint der CEO, „das sollten wir ernst neh- men. Solange die Nachfrage größer ist als das Angebot, wird sich wenig ändern.“

Gefragt: Gewerbe und Logistik

Auch das Interesse an Gewerbeimm­obilien wachse, berichtet etwa Markus Arnold von Arnold Immobilien. „Zunehmend auch von Privaten und Family Offices, die traditione­ll eher in Wohnimmobi­lien investiere­n.“Bei Gesprächen mit internatio­nalen Investoren standen besonders Tschechien und Ungarn im Fokus. Das Interesse an Budapest ist dabei recht neu: In den letzten eineinhalb Jahren wurden so viele Transaktio­nen wie in den zehn Jahren davor abgewickel­t.

Bemerkensw­ert auch, dass österreich­ische Entwickler und Investoren wieder viel stärker im Ausland aktiv sind, etwa UBM, CA Immo, Buwog, 6B47 oder die Strabag. Dabei liegt der Fokus auf Deutschlan­d. „Der Leerstand bei Logistikim­mobilien sinkt weiter und ist europaweit unter fünf Prozent, die Mietpreise ziehen an, und die Assetklass­e Logistik ist der neue Investoren­liebling“, resümiert etwa Andreas Liebsch, GF des österreich­ischen Logistik- und Gewerbeimm­obiliendev­elopers Go Asset. Die 2003 Aussteller (plus 13 Prozent gegenüber 1768 im Jahr 2016) der 20. Internatio­nalen Fachmesse für Immobilien und Investitio­nen kamen heuer aus 35 Ländern, die 41.500 Teilnehmer reisten aus 75 Ländern (2016: 39.101 / 77) an – ein Plus von 6,1 Prozent. Davon waren 20.011 Besucher (2016: 18.963) und 21.572 Unternehme­nsrepräsen­tanten (2016: 20.138). Die Top-TenBesuche­rländer waren – nach Deutschlan­d – Großbritan­nien und Nordirland, Niederland­e, Österreich, Schweiz, Polen, Frankreich, Tschechisc­he Republik, Luxemburg, USA und Spanien.

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[ Expo Real ] Beim Real Estate Innovation Network (REIN) fanden Start-ups und etablierte Unternehme­n zueinander.

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