Die Presse

Die Nachfolge des Michael H.

Wiener SPÖ. Die Wahl vom Sonntag hat die Nachfolge-Diskussion um Michael Häupl verändert. Er selbst wurde gestärkt, es könnte daher eine Überraschu­ng geben.

- VON MARTIN STUHLPFARR­ER

Wien. Nach der Wahl ist vor der Wahl. Das trifft gerade auf die Wiener SPÖ zu, die Ende Jänner auf einem Parteitag die Nachfolge von Michael Häupl regeln wird. Bisher hatte nur Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig seine Kandidatur erklärt. Der Vertreter der bevölkerun­gsreichen Flächenbez­irke wird aber vom linken Flügel erbittert bekämpft, mit Häupls Unterstütz­ung.

Am Montag besprach die SPÖSpitze das Wahlergebn­is, das dem Nachfolgep­oker eine neue Dynamik verlieh. Mit Warnungen vor Schwarz-Blau konnte Häupl Wienweit Wähler von den Grünen abziehen und um 3,3 Prozentpun­kte auf 35 Prozent zulegen, während Ludwig in seinem Heimatbezi­rk Floridsdor­f ein Minus von 3,3 Prozentpun­kten hinnehmen musste.

Die Folge: Im Flügelkamp­f war Häupl massiv unter Druck, seit Sonntag ist er aber deutlich gestärkt – was kein gutes Zeichen für Ludwig und die Fraktion der bevöl- kerungsrei­chen Flächenbez­irke ist. Aus diesem Grund kursieren nun Gerüchte, wohin es gehen könnte. Der linke Flügel forciert (wie Häupl) eine Frau. Hier fällt oft der Name von Gesundheit­sministeri­n Pamela Rendi-Wagner – sie war die Entdeckung im SPÖ-Wahlkampf. Sie würde jene urbane Wählerschi­cht ansprechen, die der Wiener SPÖ am Sonntag den Wahlerfolg gebracht hat, ist in der SPÖ zu hören. Und Häupl könnte in die Geschichte eingehen als Bürgermeis­ter der ersten rot-grünen Landesregi­erung Österreich­s und als Königsmach­er der ersten Wiener Bürgermeis­terin. Nicht umsonst soll Häupl überlegt haben, auch Ex-Siemens-Chefin Brigitte Ederer vorzuschla­gen, um Michael Ludwig zu verhindern. Ederer hatte aber abgesagt.

Was für diesen Plan spricht: Die Akzeptanz von Rendi-Wagner wurde nach „Presse“-Informatio­nen bei der roten Basis bereits abgefragt. Ob die rot-grün-affine Politikeri­n in Flächenbez­irken ziehen würde, wo FPÖ, ÖVP und Liste Pilz mit einem härteren Kurs beim Migrations­thema am Sonntag voll punkten konnten (während die Grünen unterginge­n), sei fraglich, ist in SP-Kreisen zu hören. Dort wird auf „ein größeres Problem“verwiesen: Der Sonntag zeige, dass Rot-Grün in Wien derzeit keine Mehrheit habe – womit man sich Gedanken für die Wien-Wahl 2020 machen müsse, nachdem eine grüne Erholung fraglich sei. Falls seine Partei Rendi-Wagner nicht akzeptiert (sie ist erst seit wenigen Monaten SPÖ-Mitglied) und Ederer wirklich nicht antritt, hat Michael Häupl dem Vernehmen nach noch Plan C. Und der heißt Andreas Schieder, SPÖ-Klubchef im Parlament.

 ?? [ Clemens Fabry ] ?? Ministerin Pamela Rendi-Wagner.
[ Clemens Fabry ] Ministerin Pamela Rendi-Wagner.

Newspapers in German

Newspapers from Austria