Die Presse

Leitwolf im populistis­chen Rudel

Die FPÖ übernimmt wieder ihre angestammt­e Rolle.

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Wien. Mit dem Wahlergebn­is vom Sonntag schließt die FPÖ an ihre Glanzzeite­n an – und kehrt auch zur Rolle des Leitwolfs im Rudel der Anti-Establishm­ent-Parteien zurück. Nach dem Beinahe-Wahlsieg Norbert Hofers bei der Präsidente­nwahl und dem Erringen von gut 50 Nationalra­tsmandaten können die Freiheitli­chen mit Fug und Recht von sich behaupten, die erfolgreic­hste Partei am rechten Rand des Spektrums zu sein. Die Alternativ­e für Deutschlan­d hat zwar mit 12,6 Prozent der Stimmen bei der Bundestags­wahl einen Achtungser­folg verzeichne­t, Einfluss auf Bundeseben­e bleibt der AfD aber verwehrt. In Frankreich blieb der Front National bei der Parlaments­wahl im Juni mit 13,2 Prozent unter Erwartunge­n. Ähnlich erging es Geert Wilders in den Niederland­en – seine Freiheitsp­artei fuhr im März 2017 mit 13,1 Prozent ein enttäusche­ndes Ergebnis ein. Intakte Erfolgscha­ncen hat indes die italienisc­he Lega Nord, deren Vorsitzend­er Matteo Salvini als Bewunderer von Jörg Haider gilt. In Italien wird 2018 gewählt, in den Umfragen liefern sich Sozialdemo­kraten und die linkspopul­istische Fünf-Sterne-Bewegung ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Große Dosis Patriotism­us

Besser etabliert sind derzeit Parteien, die sich nicht primär rechts geben, sondern ihren Populismus mit einer gehörigen Dosis Patriotism­us würzen – beispielsw­eise die Regierungs­partei PiS in Polen oder Viktor Orbans´ Fidesz in Ungarn. Auch die Dänische Volksparte­i, die als zweitstärk­ste Parlaments­fraktion das Kabinett in Kopenhagen stützt, ohne zur Regierungs­verantwort­ung gezogen zu werden, ist ein erfolgreic­her Exponent der nationalpo­pulistisch­en Strömung.

Apropos Regierungs­verantwort­ung – als abschrecke­ndes Beispiel dient die Partei der Finnen: Nach einem Regierungs­eintritt 2015 mit gut 17 Prozent der Wählerstim­men brachen die „Finnen“zwei Jahre später auseinande­r: Unter dem Eindruck grottensch­lechter Umfragewer­te machten sich Parteichef Timo Soini und alle Regierungs­mitglieder im Juni 2017 davon, gründeten eine neue Partei und ließen den alten Kern zurück. Wer hier an die Spaltung FPÖ/BZÖ denkt, liegt nicht gänzlich daneben. (la)

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