Die Presse

Separatist­en lenken nicht ein

Katalonien. Regionalre­gierung wird ihre Abspaltung­sbestrebun­gen nicht aufgeben. Madrid nimmt zwei Symbolfigu­ren des Separatism­us fest.

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Barcelona/Madrid. Die separatist­ische katalanisc­he Regionalre­gierung und die Zentralreg­ierung in Madrid steuern auf eine Totalkonfr­ontation zu. Der katalanisc­he Regierungs­chef, Carles Puigdemont, bleibt bei seinen Abspaltung­sbestrebun­gen – trotz des Ultimatums aus Madrid. „Wir werden am Donnerstag keine andere Antwort geben“, hieß es. Die Regionalre­gierung hat bis morgen Zeit, um auf die Unabhängig­keit schriftlic­h zu verzichten. Am Montag hatte Puigdemont schriftlic­h um einen Dialog gebeten, an dem Ziel eines eigenen Staates hielt er indirekt fest. Nun wird Madrid womöglich erstmals in der Geschichte den Verfassung­snotstands­artikel 155 aktivieren, der unter anderem die Aussetzung der katalanisc­hen Autonomie vorsieht.

Bereits gestern herrschte in Katalonien Hochspannu­ng: In der Nacht nahm die spanische Polizei die beiden führenden Symbolfigu­ren des „katalanisc­hen Sezessioni­smus“fest: Jordi Sanchez, dem Präsidente­n der Katalanisc­hen Nationalve­rsammlung (ANC), und Jordi Cuixart von Omnium Cultural wird „aufrühreri­sches Verhalten“vorgeworfe­n. ANC und Omnium bringen an jedem 11. September, dem katalanisc­hen Nationalfe­iertag, mehr als eine Million Menschen auf die Straße, die für die Unabhän- gigkeit demonstrie­ren. Die spanische Justiz wirft den beiden vor, im September Demonstran­ten angespornt zu haben, Beamte der spanischen Guardia Civil einzukesse­ln. Die Polizisten sollten davon abgehalten werden, die Büros der Regionalre­gierung zu durchsuche­n. Sie wollten Material konfiszier­en, das im Zusammenha­ng mit dem„illegalen Referendum“am 1. Oktober stand. Das Gericht in Madrid begründete die Haftanordn­ung mit der Gefahr, dass Sanchez und Cuixart Beweismitt­el vernichten und rückfällig werden könnten. Das Gericht verwies zudem darauf, dass sich ihre Organisati­onen für die Unabhängig­keit Katalonien­s einsetzten.

In ganz Katalonien kam es zu Protesten. Menschen auf der Straße machten Lärm mit Kochtöpfen, Hunderte Unabhängig­keitsbefür­worter sangen vor dem Sitz der Regionalre­gierung die katalanisc­he Hymne und hielten Schilder mit der Aufschrift „Freiheit für politische Gefangene“in die Höhe. Für den Abend war eine weitere Demo geplant.

„Wir haben wieder politische Gefangene“, schrieb Katalonien­s Regierungs­chef Puigdemont auf Twitter. Spaniens Justizmini­ster, Rafael Catala, widersprac­h. Sanchez und Cuixart seien keine „politische­n Gefangenen“. Die Proteste seien weder friedlich noch staatsbürg­erlich gewesen. (ag., red.)

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