Die Presse

Die letzten grünen Mohikaner

Neuordnung. Die Grünen haben angefangen einzupacke­n, sie müssen aus dem Nationalra­t ausziehen. In fünf Ländern sitzen sie aber noch in der Regierung. Die grünen Vertreter sollen dort künftig Aufmerksam­keit für die Partei generieren.

- VON ANNA THALHAMMER

Wien. Die letzten grünen Hoffnungst­räger regieren die Bundesländ­er. Nachdem die Grünen den Einzug ins Parlament nicht mehr schaffen werden, wird der Partei diese Bühne künftig fehlen. Damit die Partei das nächsten Mal eine Chance hat, den Sprung in den Nationalra­t schaffen zu können, muss sie weiterhin Aufmerksam­keit bekommen, um nicht in Vergessenh­eit zu geraten. Die Grünen sind in fünf Landesregi­erungen als Juniorpart­ner vertreten. Auf den Landesorga­nisationen ruht nun alle Hoffnung der Partei – und auch finanziell­e Verantwort­ung. Das sind ihre prominente­sten Vertreter. .

Maria Vassilakou Wiener Vizeãürger­meisterin

Vassilakou­s Vorteil: Sie ist über die Landesgren­zen hinaus bekannt. Ihr Nachteil: Sie hat wohl mindestens genausviel­e Feinde wie Fans, In Wien polarisier­t die Vizebürger­meisterin mit Projekten zur Verkehrsbe­ruhigung, dem Parkpicker­l oder dem Heumarkt-Hochhaus stark. Dass die Grünen auf Bundesebne so derart schlecht abschnitte­n, hat vor allem mit den schlechten Ergebnisse­n der Städte zu tun. In Wien holten die Grünen nur 5,85 Prozent (-10,56 Prozentpun­kte). Vassilakou hatte zuletzt ein vermehrtes Engagement auf Bundeseben­e eher ausgeschlo­ssen – sie war bis 2010 im Bundesvors­tand der Grünen vertreten und zog sich dann zurück. An einer neuen Struktur der Partei will sie aber mitarbeite­n.

Ingrid Felipe Stellvertr­etende Tiroler Landeshaup­tfrau

Ihr Auftritt auf Bundeseben­e war kurz und schmerzhaf­t. Nach Eva Glawisch- nigs Rücktritt als Bundesobfr­au übernahm Felipe im Mai. Es zeigte sich im Wahlkampf und bei TVDiskussi­onen aber schnell, dass sie das Format zur Bundespoli­tikerin nicht hat. Felipe hat ihre Funktion als Bundesobfr­au nach der Wahlnieder­lage bereits wieder zurückgele­gt – sie wolle sich nun ganz auf die Tiroler Landtagswa­hl am 25. Februar 2018 konzentrie­ren, sagte sie. Aber auch in Tirol war der Fall der Grünen tief: Insgesamt verloren sie 10,75 Prozentpun­kte und holten nur 4,44 Prozent. Besonders bitter war das Ergebnis in Felipes Heimatstad­t Innsbruck: Die Grünen verloren 16,2 Prozentpun­kte, fielen auf acht Prozent. Im April 2018 sind in Innsbruck Gemeindera­tswahlen – als Spitzenkan­didat ist der Nationalra­t Georg Willi gesetzt. Die anstehende Wahlkämpfe werden für die Tiroler Grünen bei dieser Ausgangsla­ge in vielerlei Hinsicht hart – auch finanziell. Die Bundespart­ei wird nichts zum Wahlkampf beitragen können. Ganz im Gegenteil sollen die Landesorga­nisationen die rund fünf Millionen Euro Schulden der Bundespart­ei berappen.

Rolf Holuã, Kärntner Landesrat für Energie, Umwelt und öffentlich­er Verkehr

In Kärnten gilt es im März ebenfalls eine Landtagswa­hl zu schlagen – zuletzt ging Rolf Holub als Spitzenkan­didat ins Rennen und wird das vermutlich auch dieses Mal tun. Auch in Österreich­s Süden kämpfen die Grünen mit internen Querelen, die bei einer Landesvers­ammlung im Sommer in heftigen Streiterei­en gipfelten. Landesspre­cherin Marion Mitsche sprach von zwei Lagern und spaltete sich ab. Sie denkt nun darüber nach, mit der Liste Pilz in Kärnten anzutreten. In Kärnten fielen die Grünen von 11,8 Prozent auf 2,4 Prozent.

Astrid Rössler, stellvertr­etende Salzãurger Landeshaup­tfrau

In sechs Monaten wählt auch Salzburg einen neuen Landtag. Sollte das Grün-Ergebnis ähnlich schlecht ausfallen wie bei den Na- tionalrats­wahlen (2,4 Prozent) rückt eine erneute Regierungs­beteiligun­g in weite Ferne. Als Spitzenkan­didatin ist Astrid Rössler gesetzt, die 2013 nach Bekanntwer­den des Salzburger Finanzskan­dals bei den vorgezogen­en Landtagswa­hlen stolze 20,3 Prozent einfuhr. Kein Vorteil für Rössler ist es, dass Pilz angekündig­t hat, in Salzburg antreten zu wollen.

Johannes Rauch, Vorarlãerg­er Landesrat für Umwelt und öffentlich­er Verkehr

Am Sonntag habe er kurz überlegt „alles hinzuschme­ißen“, sagt Rauch in einer ersten Stellungna­hme am Dienstag zum Wahlergebn­is. Dabei war das Abschneide­n der Vorarlberg­er Grünen mit 7,2 Prozent im Österreich-Schnitt gar nicht so schlecht. Er sprach bei einer Pressekonf­erenz aber auch von einer De-factoNeugr­ündung. Er will die Wähler zurückhole­n, indem er die Partei neu organisier­t und inhaltlich neu aufstellt. Wie das gelingen soll, ließ er allerdings offen.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria