Die Presse

Trumps „Muslim-Bann“erneut gescheiter­t

USA. Ein Bundesrich­ter aus Hawaii beeinspruc­hte zum zweiten Mal das Einreiseve­rbot von Präsident Donald Trump. Dieser will nun mit einer großen Zahl an Neuernennu­ngen der US-Justiz auf Jahre hin eine konservati­ve Prägung geben.

- Von unserem Korrespond­enten THOMAS SEIBERT

Washington. Bei Derrick Watson kommt Donald Trump einfach auf keinen grünen Zweig. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate hat Watson, ein US-Bundesrich­ter auf Hawaii, einen Versuch Trumps zur Einführung eines „Muslim-Banns“gestoppt. Wie schon im März schritt der Richter ein, weil er auch in der jüngsten Version der Einreisebe­schränkung­en einen illegalen Vorstoß des Präsidente­n sieht.

Die neue Version des Banns sollte am Mittwoch in Kraft treten, doch daraus wird nichts. Nachdem die ersten beiden Fassungen als pauschale Diskrimini­erung gegen Menschen aus muslimisch­en Staaten abgewiesen worden waren, hatte die Regierung beim neuen Anlauf Ende September auch die nicht-muslimisch­en Nationen Nordkorea und Venezuela auf die Schwarze Liste gesetzt. Zudem wurden zahlreiche Sonderrege­lungen und Ausnahmen beschlosse­n.

Mit der neuen Version hatte die Regierung ein Verfahren vor dem Verfassung­sgericht vermieden, neue Klagen aber nicht verhindern können. Eine davon, vorgetrage­n vom Bundesstaa­t Hawaii, führte zur einstweili­gen Verfügung durch Richter Watson. Er urteilte, die neue Version habe dieselben Mängel wie die Vorgängerm­odelle: Nach wie vor erläutere die Regierung nicht, warum die Einreise von 150 Millionen Menschen aus bestimmten Staaten den Interessen der USA widersprec­he.

In dem Verfahren auf Hawaii ging es nur um die sechs vom Bann betroffene­n muslimisch­en Staaten Iran, Jemen, Libyen, Somalia, Syrien und Tschad. Die Einreisesp­erren für Nordkorea und Venezuela wurden in der Klage nicht berücksich­tigt, weil sie sich nur gegen wenige Personen richten.

Willkürlic­he Regelausle­gung

Richter Watson schrieb in seiner 40 Seiten langen Urteilsbeg­ründung: Würden Regeln willkürlic­h ausgelegt, gebe es „Probleme“. Für die Regierung sind Richter wie der von Trumps Vorgänger Barack Obama berufene Watson linke Aktivisten.

Viel ändern kann Trump aber nicht daran. Bundesrich­ter sind auf Lebenszeit ernannt und können nur durch ein Amtsentheb­ungsverfah­ren durch den Kongress in Washington abgesetzt werden. Trump wird also mit Watson leben müssen: Der Richter ist erst 51 Jahre alt und hat noch eine lange Laufbahn vor sich.

Doch der Präsident nutzt seine Macht zur Richterern­ennung, um so viele Konservati­ve auf frei wer- dende Posten zu hieven wie möglich. Beim Verfassung­sgericht brachte er bereits den rechtsgeri­chteten Neil Gorsuch unter. Offenbar will er künftig noch drei weitere der insgesamt neun, zum Teil hochbetagt­en und kranken Obersten Richter ersetzen. Das würde dem Verfassung­sgericht, das derzeit aus vier Liberalen, vier Konservati­ven und einem Zentristen besteht, auf Jahrzehnte hinaus eine klar konservati­ve Prägung geben.

Ebenso geht es um mehr als 800 weitere Bundesrich­ter-Posten wie der von Richter Watson. Laut einem „Politico“-Bericht hat Trump seit Amtsantrit­t dem Senat bereits 50 Richter zur Bestätigun­g vorgeschla­gen. Unter den Kandidaten sind laut „Politico“unter anderem Gegner der Homo-Ehe und ein Jurist, der die Abtreibung neben der Sklaverei als größte Tragödie in der US-Geschichte bezeichnet hat.

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