Die Presse

Wer unter Kurz etwas werden könnte

Regierungs­jobs. Elisabeth Köstinger wird wohl Außenminis­terin, wenn das Innenminis­terium an die FPÖ geht. Und der ehemalige Lehrer Wolfgang Sobotka ist als Bildungsmi­nister im Gespräch.

- VON THOMAS PRIOR

Wien. Über die Regierungs­jobs wollen ÖVP und FPÖ erst am Ende ihrer Koalitions­verhandlun­gen reden. Sagen sie. In Wirklichke­it wird natürlich geredet, seit Tagen schon. Zumindest in den Parteien. In der ÖVP zum Beispiel hat sich längst herumgespr­ochen, dass Generalsek­retärin Elisabeth Köstin

ger mit einem Ministeriu­m belohnt werden soll. Dass es sich dabei um das Außenamt handelt, ist nicht nur möglich, sondern wahrschein­lich. Köstinger brächte Erfahrung aus dem EU-Parlament mit. Voraussetz­ung ist allerdings, dass die ÖVP hier den Zuschlag erhält.

Falls nicht, dürfte die FPÖ Vizepartei­obmann Norbert Hofer nominieren. Allerdings könnten die EUAgenden dann aus dem Außenamt herausgelö­st und ins Kanzleramt verschoben werden. Sebastian Kurz, heißt es aus der ÖVP, wolle hier die Kontrolle behalten, wenn Österreich nächstes Jahr den EU-Vorsitz übernimmt. Einige wenige im Kurz-Umfeld finden jedoch, dass man den Freiheitli­chen die Chance geben sollte, sich auf EU-Ebene zu rehabiliti­eren. Als Finanzmini­ster ist Josef Moser im Gespräch. Der frühere Rechnungsh­ofpräsiden­t könnte den Spezialauf­trag erhalten, eine Verwaltung­sreform vorzuberei­ten. Aus dem Finanz- würde dann eine Art Reformmini­sterium. Im Wirtschaft­sressort wird Harald Mahrer wohl abgelöst – zum Beispiel von Casinos-Chefin Bettina Glatz-Krems

ner, die Kurz in sein Verhandlun­gsteam geholt hat. Oder vom oberösterr­eichischen Wirtschaft­slandesrat Michael Strugl.

Es gibt auch die Idee, das Finanz- mit dem Wirtschaft­sministeri­um zu fusioniere­n. Und die Wissenscha­ft der Bildung einzuglied­ern. Ein Kandidat für dieses Super-Bildungsmi­nisterium wäre der karenziert­e Lehrer Wolfgang Sobot

ka, nachdem er das Innenminis­terium wahrschein­lich an die FPÖ abtreten muss. Der Niederöste­rreicher, der Kurz immer wieder unangenehm­e Jobs abgenommen hat, wäre aber auch ein möglicher Nationalra­tspräsiden­t. Oder Klubobmann im Parlament, wo der neue Parteichef offenbar nicht mehr mit Reinhold Lopatka plant.

Die Integratio­n könnte Kurz ins Kanzleramt mitnehmen und einen Minister oder Staatssekr­etär damit betrauen. Die Namen Stefan Steiner und Gernot Blümel sind gefallen. Was eine gewisse Logik hätte. Der Kurz-Vertraute Steiner war Chef der Integratio­nssektion im Außenamt, bevor er neben Köstinger Generalsek­retär wurde. Blümel wiederum wäre, als Stadtparte­iobmann, ein Signal an Wien. Beide, Steiner und Blümel, sind übrigens Teil des ÖVP-Verhandlun­gsteams.

Eine andere Variante wäre ein Integratio­nsstaatsse­kretär im Innenminis­terium. Damit hätte Kurz auch einen „Aufpasser“für den mutmaßlich nächsten Innenminis­ter Heinz-Christian Strache. Auch das Justizmini­sterium, das derzeit von Wolfgang Brandstett­er geleitet wird, dürfte an die FPÖ gehen. Ein Indiz dafür könnte sein, dass Strache diese Woche den Anwalt Walter Rosenkranz als Spitzenkan­didat für die Niederöste­rreich-Wahl im Jänner abberufen hat – mit dem Argument, er brauche ihn im Bund.

Für das Sozialmini­sterium hätten die Freiheitli­chen mit Norbert Hofer und Generalsek­retär Herbert

Kickl zwei Kandidaten. Als Gesundheit­sministeri­n wird die oberösterr­eichische Ärztin Brigitte Povysil gehandelt. Im Verkehrsre­ssort wäre Manfred Haimbuchne­r der Favorit. Doch der will als Vizelandes­hauptmann in Oberösterr­eich bleiben. Als Staatssekr­etäre hat Strache die Abgeordnet­e Petra Steger (Sport) und den Wiener David Lasar (Außenamt) ins Spiel gebracht.

Angebot an Doskozil?

Das Verteidigu­ngsministe­rium bekommt die FPÖ nur dann, wenn die ÖVP auf dem Innenminis­terium beharrt. Oder macht Kurz Amtsinhabe­r Hans Peter Doskozil (SPÖ) das Angebot, zu bleiben? Auch dieses Gerücht macht in der ÖVP die Runde. Immerhin können die beiden ganz gut miteinande­r.

Die Landwirtsc­haft bleibt jedenfalls bei der ÖVP und – wahrschein­lich – bei Andrä Rupprechte­r. Offen ist, wer die Familienag­enden von Sophie Karmasin übernimmt, die freiwillig ausscheide­t.

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