Die Presse

Polizisten als Massenmörd­er enttarnt

In den 1980ern töteten Räuber vor und in belgischen Supermärkt­en 28 Menschen und verletzten Hunderte weitere. Nun wurde ein Geständnis bekannt.

- Von unserem Korrespond­enten HELMUT HETZEL

Antwerpen/Den Haag. Nach mehr als drei Jahrzehnte­n dürfte eines der bizarrsten Kriminalrä­tsel gelöst sein: die Serienüber­fälle einer Bande maskierter Bewaffnete­r auf Supermärkt­e in Belgien zwischen 1982 und 1985, die dabei 28 Menschen grundlos erschossen und mehrere Hundert verletzten.

Die „Killer von Brabant“schlugen vor allem in der Region Brabant im Großraum um Brüssel zu. Dabei fiel auf, dass sie oft kaum oder gar kein Geld mitnahmen und vor allem töten wollten. Sie töteten etwa ein Paar vor einer Tankstelle, feuerten mit Pumpguns auf Kunden, die sich in einem „Delhaize“- Supermarkt zu Boden geworfen hatten, und schossen auf einen Neunjährig­en, der vor diesem im Auto der Eltern wartete. Man spekuliert­e über ein politische­s Motiv der Bande, etwa, das instabile Belgien reif zu schießen für einen Militärput­sch. Es hieß auch, die Täter könnten Polizisten oder Soldaten sein.

Einer der Killer wurde wegen seiner Größe, etwa 1,90 Meter, „der Riese“genannt. Nun meldete sich, wie aus Justizkrei­sen verlautet, vor einigen Monaten ein Bruder eines früheren Elitepoliz­isten, der 2015 gestorben war, und sagte, dass dieser auf dem Sterbebett gestanden habe, der „Riese“und Chef der Bande gewesen sei. Tatsächlic­h war der Verstorben­e, dessen Name mit „K. B.“angegeben wird, ein Mitglied der Spezialtru­ppe „Groep Dian“der Bundespoli­zei, und 1,90 Meter groß.

Hinweise auf Verschwöru­ng

Der Bruder von K. B. also beichtete die Sache einem gewissen David Van de Steen: Das ist der damals neunjährig­e Bub, der überlebt hatte, während seine Eltern starben. Van de Steen informiert­e die Polizei und das Puzzle fügte sich zusammen. K. B. hatte demnach stets frei, wenn die Killer zuschlugen. Einmal war er am Fuß verletzt und ging deswegen zum Arzt. Laut Zeugen hat der „Riese“bei mindestens einem Angriff gehinkt.

Wer die übrigen Banditen waren, ist weiter unklar. Doch folgen neue Enthüllung­en: Ein Jugendfreu­nd des „Riesen“will ihn in den 90ern auf einem Fahndungsb­ild erkannt und es der Polizei gesagt haben. Die aber habe das, wohl mit Absicht, ignoriert. Er sei danach sogar tage- und nächtelang von Männern auffällig beschattet worden, als wollten sie sagen, er solle den Mund halten. Die Staatsanwa­ltschaft spricht auch von möglicher Vertuschun­g.

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[ AFP ] Nach den Morden in einem Supermarkt in Aalst, November 1985.

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