„Ruhe sanft“? Wo Geschichte in den Schredder kommt
Hietzing: der Abriss des Gindreau-Mausoleums und der Friede auf hiesigen Friedhöfen.
W ie weit es mit der letzten Ruhe, der nämlich nach dem Tod, hierorts her ist, mag jeder ahnen, der dieser Vor-Allerheiligen-Tage über einen Friedhof geht. Nur allzu oft finden sich da Hinweise, dieses oder jenes Grab könnte demnächst aufgelassen werden. Sei es nicht entrichteter Nutzungsgebühr wegen, sei es, dass der Bauzustand eine Gefährdung der Allgemeinheit nahelegt.
Dass selbst historisch Wertvolles unter solchem Titel von der Beseitigung bedroht ist, musste Frau K. kürzlich erfahren: als sie nämlich, wie des Öfteren, gedankenund gedenkenversunken über den Hietzinger Friedhof ging und plötzlich vor einer Lücke stand, wo sie doch seit Jahr und Tag das ehrwürdige Mausoleum der Familie Gindreau wusste. Genauer: einen „übereckgestellten Tempietto mit toskanischen Säulen und Flachkuppel in Formen der Florentiner Frührenaissance“, wie im Denkmalführer Dehio ehrfurchtsvoll beschrieben.
Nicht ganz so ehrfurchtsvoll das, was die Friedhöfe Wien zur Schleifung des spätgründerzeitlichen Kleinods zu berichten haben: Im Jahr 2011 sei seitens der letzten Nutzungsberechtigten mitgeteilt worden, „dass keine Verlängerung des Nutzungsrechts erwünscht“ist. Folgende Versuche, einen „Nachmieter“zu finden, seien erfolglos geblieben. Jetzt sei der Abriss erfolgt, da „die Gruft massiv einsturzgefährdet“gewesen sei.
Und wie genau hat man sich die einschlägige Geschichtsbeseitigungsroutine vorzustellen? Die toskanischen Säulen wurden samt Flachkuppel und Florentiner Frührenaissance, so die Friedhöfe Wien, „fachgerecht entsorgt“(will sagen: geschreddert), die sterblichen Überreste wiederum erst „pietätvoll exhumiert“, anschließend (und für empfindsame Seelen vielleicht nicht ganz so pietätvoll) „kremiert“und schließlich „in einer Grabstätte auf dem Friedhof Feuerhalle Simmering beigesetzt“. So viel zum Thema „Ruhe sanft!“.