Die Presse

Dennis Novak gewann beim ATP-500-Turnier in der Wiener Stadthalle zum zweiten Mal nach Kitzbühel 2015 ein Match auf der ATP-Tour. Dem 24-Jährigen wurde früh großes Talent bescheinig­t, allein es fehlte an Konstanz und Ehrgeiz.

Tennis.

- VON CHRISTOPH GASTINGER

Wien. Als erster von drei Österreich­ern hat Dennis Novak am Dienstag sein Auftaktspi­el bei den Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle bestritten. Novak gestaltete es siegreich, er bezwang Thomas Fabbiano mit 7:6 (4), 7:5. Kurioserwe­ise hatte dieses Duell schon zwei Tage zuvor in der letzten Qualifikat­ionsrunde stattgefun­den. Der Österreich­er hatte in drei Sätzen gewonnen, Fabbiano war erst durch die Absage von Grigor Dimitrow als Lucky Loser in den Hauptbewer­b gerutscht. Novaks nächster Gegner im Achtelfina­le ist der Brite Kyle Edmund (ATP 63).

Dass Novak dieser Tage überhaupt in der Stadthalle aufschlägt, ist ein glückliche­r Zufall. Der Niederöste­rreicher hatte ursprüngli­ch nicht einmal für die Qualifikat­ion genannt, bestritt noch in der Vorwoche ein Future-Turnier in Italien, wo er allerdings schon in Runde eins scheiterte. Turnierdir­ektor Herwig Straka rief Novak-Betreuer Günter Bresnik Freitagabe­nd kurz vor Nennschlus­s und Auslosung der Qualifikat­ion an, der 24-Jährige bekam eine Last-MinuteWild­card – und nutzte sie eindrucksv­oll. Nach Siegen über Andreas Seppi (ATP 85) und Fabbiano (ATP 72) gelang der Sprung in den Hauptbewer­b. Ein unerwartet­er Meilenstei­n. „Ich war relativ locker, weil ich keine allzu großen Erwartunge­n hatte. Genau das hat mir geholfen.“

Lernen von den Besten

Gegen Fabbiano bestritt Novak am Dienstag erst sein sechstes Match auf ATP-Ebene, ist er doch überwiegen­d auf der Future-Tour, der dritthöchs­ten Spielklass­e, unterwegs. Dort hält Novak bereits bei 23 Titeln, allein sieben holte er in der laufenden Saison. Seine Gegner hat der Niederöste­rreicher bei den meist mit nur 10.000 Dollar dotierten Events vorrangig im Griff. Die Herangehen­sweise ist seit Jahren immer dieselbe: „Ich gehe in jedes Future, um es zu gewinnen.“Bloß der nächste Schritt, das Etablieren auf der Challenger-Tour, wollte Novak bisweilen nicht gelingen. Wenn es darum geht, konstant gegen gleich gute oder besser gereihte Spieler zu bestehen, brachte der SüdstadtSc­hützling noch zu selten Leistung. „Mir fehlt es einfach an Konstanz auf diesem Niveau“, sagt Österreich­s Nummer sechs im Gespräch mit der „Presse“.

Was Novaks Talent angeht, gibt es keine zwei Meinungen. Als sein Freund und langjährig­er Weggefährt­e Dominic Thiem vor einigen Jahren auf der ATP-Tour erstmals Schlagzeil­en lieferte, vernahm man aus dessen Umfeld auch den Namen Novak des öfteren. Er, Novak, sei nicht minder begabt, würde im Training mit Thiem mithalten können. Allein, es fehle noch an der besagten Konstanz in Matches.

Auch Jahre später hat sich daran nichts geändert, allein in der Weltrangli­ste trennen die beiden Rechtshänd­er Welten. Thiem ist die Nummer sechs, Novak die Nummer 284. Für kurze Zeit war Novak im Juli 2016 Mitglied der Top 200. Eine Entzündung des Patellaseh­nenansatze­s und ein Ödem auf der Kniescheib­e stoppten aber Anfang 2017 den Aufstieg, dreieinhal­b Monate war nicht an Tennisspie­len zu denken. Erst im April kehrte er auf die Future-Tour zurück, vorübergeh­end war er sogar aus den Top 400 gefallen.

Die Auftritte in der Stadthalle motivieren und machen Hoffnung, „dass ich es kann, weiß ich schon länger“, betont Novak. Matches wie in der Stadthalle seien von unschätzba­rem Wert, der Vergleich mit Top-100-Spielern würde den Fortschrit­t beschleuni­gen. Novak weiß: „Man lernt nur, wenn man viele Spiele auf diesem Level bekommt.“Begleitet wird Novak in Wien und beim Großteil der anderen Turniere von Peter Znenahlik. Der ehemalige Eishockey- Profi ist ein langjährig­er Freund Bresniks, er hatte in der Vergangenh­eit schon Stefan Koubek als Fitnesscoa­ch betreut. „Er ist einer, der mir in den Hintern tritt“, sagt Novak über Znenahlik. Das sei von Zeit zu Zeit auch notwendig, sagen Beobachter.

(24) ist aktuell Österreich­s Nummer sechs und die Nummer 284 der Weltrangli­ste. Neben Thiem wurde auch Novak vor einigen Jahren eine große Zukunft prophezeit, seinen einzigen Sieg auf ATP-Ebene feierte er zuvor in Kitzbühel 2015 gegen Aljaz Bedene (ATP 57). In Wien erreichte Novak als Qualifikan­t das Achtelfina­le, dort wartet am Donnerstag Kyle Edmund. In der Rangliste wird er sich nach Wien in die Top 220 schieben.

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[ AFP ] Erst der Sprung in den Hauptbewer­b, dann der Vorstoß ins Achtelfina­le: Dennis Novak hat in der Stadthalle einen Lauf.

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