Dennis Novak gewann beim ATP-500-Turnier in der Wiener Stadthalle zum zweiten Mal nach Kitzbühel 2015 ein Match auf der ATP-Tour. Dem 24-Jährigen wurde früh großes Talent bescheinigt, allein es fehlte an Konstanz und Ehrgeiz.
Tennis.
Wien. Als erster von drei Österreichern hat Dennis Novak am Dienstag sein Auftaktspiel bei den Erste Bank Open in der Wiener Stadthalle bestritten. Novak gestaltete es siegreich, er bezwang Thomas Fabbiano mit 7:6 (4), 7:5. Kurioserweise hatte dieses Duell schon zwei Tage zuvor in der letzten Qualifikationsrunde stattgefunden. Der Österreicher hatte in drei Sätzen gewonnen, Fabbiano war erst durch die Absage von Grigor Dimitrow als Lucky Loser in den Hauptbewerb gerutscht. Novaks nächster Gegner im Achtelfinale ist der Brite Kyle Edmund (ATP 63).
Dass Novak dieser Tage überhaupt in der Stadthalle aufschlägt, ist ein glücklicher Zufall. Der Niederösterreicher hatte ursprünglich nicht einmal für die Qualifikation genannt, bestritt noch in der Vorwoche ein Future-Turnier in Italien, wo er allerdings schon in Runde eins scheiterte. Turnierdirektor Herwig Straka rief Novak-Betreuer Günter Bresnik Freitagabend kurz vor Nennschluss und Auslosung der Qualifikation an, der 24-Jährige bekam eine Last-MinuteWildcard – und nutzte sie eindrucksvoll. Nach Siegen über Andreas Seppi (ATP 85) und Fabbiano (ATP 72) gelang der Sprung in den Hauptbewerb. Ein unerwarteter Meilenstein. „Ich war relativ locker, weil ich keine allzu großen Erwartungen hatte. Genau das hat mir geholfen.“
Lernen von den Besten
Gegen Fabbiano bestritt Novak am Dienstag erst sein sechstes Match auf ATP-Ebene, ist er doch überwiegend auf der Future-Tour, der dritthöchsten Spielklasse, unterwegs. Dort hält Novak bereits bei 23 Titeln, allein sieben holte er in der laufenden Saison. Seine Gegner hat der Niederösterreicher bei den meist mit nur 10.000 Dollar dotierten Events vorrangig im Griff. Die Herangehensweise ist seit Jahren immer dieselbe: „Ich gehe in jedes Future, um es zu gewinnen.“Bloß der nächste Schritt, das Etablieren auf der Challenger-Tour, wollte Novak bisweilen nicht gelingen. Wenn es darum geht, konstant gegen gleich gute oder besser gereihte Spieler zu bestehen, brachte der SüdstadtSchützling noch zu selten Leistung. „Mir fehlt es einfach an Konstanz auf diesem Niveau“, sagt Österreichs Nummer sechs im Gespräch mit der „Presse“.
Was Novaks Talent angeht, gibt es keine zwei Meinungen. Als sein Freund und langjähriger Weggefährte Dominic Thiem vor einigen Jahren auf der ATP-Tour erstmals Schlagzeilen lieferte, vernahm man aus dessen Umfeld auch den Namen Novak des öfteren. Er, Novak, sei nicht minder begabt, würde im Training mit Thiem mithalten können. Allein, es fehle noch an der besagten Konstanz in Matches.
Auch Jahre später hat sich daran nichts geändert, allein in der Weltrangliste trennen die beiden Rechtshänder Welten. Thiem ist die Nummer sechs, Novak die Nummer 284. Für kurze Zeit war Novak im Juli 2016 Mitglied der Top 200. Eine Entzündung des Patellasehnenansatzes und ein Ödem auf der Kniescheibe stoppten aber Anfang 2017 den Aufstieg, dreieinhalb Monate war nicht an Tennisspielen zu denken. Erst im April kehrte er auf die Future-Tour zurück, vorübergehend war er sogar aus den Top 400 gefallen.
Die Auftritte in der Stadthalle motivieren und machen Hoffnung, „dass ich es kann, weiß ich schon länger“, betont Novak. Matches wie in der Stadthalle seien von unschätzbarem Wert, der Vergleich mit Top-100-Spielern würde den Fortschritt beschleunigen. Novak weiß: „Man lernt nur, wenn man viele Spiele auf diesem Level bekommt.“Begleitet wird Novak in Wien und beim Großteil der anderen Turniere von Peter Znenahlik. Der ehemalige Eishockey- Profi ist ein langjähriger Freund Bresniks, er hatte in der Vergangenheit schon Stefan Koubek als Fitnesscoach betreut. „Er ist einer, der mir in den Hintern tritt“, sagt Novak über Znenahlik. Das sei von Zeit zu Zeit auch notwendig, sagen Beobachter.
(24) ist aktuell Österreichs Nummer sechs und die Nummer 284 der Weltrangliste. Neben Thiem wurde auch Novak vor einigen Jahren eine große Zukunft prophezeit, seinen einzigen Sieg auf ATP-Ebene feierte er zuvor in Kitzbühel 2015 gegen Aljaz Bedene (ATP 57). In Wien erreichte Novak als Qualifikant das Achtelfinale, dort wartet am Donnerstag Kyle Edmund. In der Rangliste wird er sich nach Wien in die Top 220 schieben.