Ließen Vulkane Kleopatra zur Schlange greifen?
Hungerrevolten in Ägypten kamen auch von fehlendem Wasser im Nil. Dafür sorgten Vulkane.
Als Kleopatra zur Ultima ratio griff – zur Schlange –, war das das Ende der über 300-jährigen Herrschaft der Ptolemäer über Ägypten. Die hatte 332 v. Chr. mit der Eroberung durch Alexander den Großen begonnen, in ihr war das Land regional aufgeblüht – vor allem in Alexandria, dem Zentrum des Handels und der Gelehrsamkeit –, andernorts wurde es ausgehungert und zerrissen, soziale Unruhen flackerten bisweilen so bedrohlich auf, dass Eroberungskriege abgebrochen werden mussten, weil nur das Militär die Macht im Inneren sichern konnte.
So war es 243 v. Chr., als Ptolemäus III. mit dem Heer vom belagerten Babylon zurück eilte, so war 209 v. Chr. – eine Inschrift verrät den Grund der Unruhen: „Die meisten Bauern waren gestorben, das Land war vertrocknet“–, so war es unter Kleopatra: 46 und 44 v. Chr. brachen Hungerrevolten aus, sie konnte sie mit der Verteilung von Getreide besänftigen. Diese Unruhen hat man bisher mit überbordender Steuerlast erklärt und mit Aufruhr der Ägypter gegen die Fremdherrscher, die Ptolemäer waren Makedonier.
Vulkane verschieben den Monsun
Aber als im Vorjahr Klimatologe Francis Ludlow (Dublin) beim Historiker Joe Manning (Yale) zu Gast war, zeigte er ihm, was das Klimaarchiv der Eisbohrkerne Grönlands über Vulkanausbrüche der letzten Jahrtausende preisgegeben hatte. Manning wurde wach: Viele Daten deckten sich mit Revolten in Ägypten. Deshalb gingen die beiden in die Details: Die Wasserstände des Nil sind durchgängig dokumentiert von 622 bis 1902: Sie lagen oft dann tiefer, wenn ein oder zwei Jahre zuvor irgendwo auf der Nordhalbkugel ein Vulkan ausgebrochen war.
Dessen Emissionen verschieben über Afrika den Monsun nach Süden, an den Quellen des Nil geht dann wenig nieder. Das bekamen mit zeitlichem Abstand die Bauern unten am Fluss zu spüren. Und die Herrscher auch: Als Kleopatra im Jahr 30 zur Schlange griff, herrschte wieder Hunger, diesmal konnte sie ihn nicht stillen (Nature Communications 17. 10.). Allerdings wollen Ludlow und Manning wollen die Macht der Vulkane nicht überbewertet wissen: Diese ließen das Fass der Unzufriedenheit nur überlaufen.