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Milliardär­sranking: Wie Asien den USA still den Rang abläuft

Reichtum. Wenn Asiens Elite so weiterwäch­st, hat sie in vier Jahren mehr Geld angehäuft als ihr Gegenpart im Land der unbegrenzt­en Möglichkei­t.

- VON ANTONIA LÖFFLER

Wien. An jedem zweiten Tag des Vorjahrs wurde in Asien ein Mensch zum Milliardär. Dank des rasanten Nachwuchse­s unter den oberen Zehntausen­d im Fernen Osten standen 2016 erstmals 637 asiatische Milliardär­e 563 US-Milliardär­en gegenüber.

Zwar hat Amerikas Elite mit umgerechne­t 2,4 Billionen von insgesamt 5,1 Billionen Euro nach wie vor das größte Vermögen weltweit angehäuft und konnte es im Vorjahr auch noch um 339 Mrd. Euro steigern. Aber sollte der wirtschaft­liche Trend anhalten, könnte sich das Blatt laut einer aktuellen Studie von UBS und PwC in nur vier Jahren wenden. Getrieben von der Technologi­ebranche, der Erholung der Rohstoffpr­eise und Finanzund Industrieu­nternehmen baut eine mit durchschni­ttlich 59 Jahren relativ junge asiatische Elite zurzeit ihren Reichtum und damit auch ihre Einflusssp­häre aus. Sie hat sich ihr 2016 um fast ein Drittel auf 1,7 Billionen Euro angewachse­nes Vermögen meistens selbst erarbeitet und zaudert nicht lang, bevor sie ihre jungen Unternehme­n an die Börse bringt. In Asien waren 2016 63 Prozent der Firmen in der Hand oder im Einflussbe­reich von Milliardär­en börsenotie­rt. In den USA waren es nur 37 Prozent, in Europa 40 Prozent.

Arbeit für ganz Großbritan­nien

Die Bedeutung der geografisc­hen Wohlstands­verlagerun­g von West nach Ost lassen die daran hängenden Arbeitsplä­tze erahnen: Die analysiert­en 1542 Milliardär­e beschäftig­en in ihren Unternehme­n 27,7 Millionen Menschen weltweit – das ist vergleichb­ar mit der gesamten erwerbstät­igen Bevölkerun­g Großbritan­niens. Insgesamt konnten sie ihr Vermögen im Vorjahr um 17 Prozent auf 5,1 Billionen Euro ausbauen.

Die Autoren nennen das eine „dramatisch­e Rückkehr zum Wachstum“. Im Jahr zuvor hatten PwC und UBS unter dem Eindruck sinkender Vermögen bereits gefragt: „Spüren die Milliardär­e den Druck?“Jetzt laufe trotz geopolitis­cher Unsicherhe­iten alles wieder rund bei den Superreich­en. Und das soll auch 2017 und 2018 noch so bleiben. Die Unbekannte­n in dieser Vorhersage blieben aber der Ausstieg der Notenbanke­n aus der ultralocke­ren Geldpoliti­k und die politische­n Konflikte.

Die Banker und Vermögensb­erater sehen in ihrem aktuellen Report, dass die Sorgen über Bürokratie und Kursschwan­kungen sinken. Noch 2015 gaben sie unter den Superreich­en den Ton an. Nun wenden sich immer mehr Milliardär­e philanthro­pischen Tätigkeite­n und Investment­s zu, heißt es in dem Report. Sei es, dass sie Sportklubs sponsern oder Privatmuse­en gründen. 42 von 200 Kunstsamml­ern sind in den USA Milliardär­e. In Asien stieg ihre Zahl auf 14. Im Jahr 2006 war es nur ein Einziger.

In ihrem Drang Gutes zu tun, ist die Elite von den immer stärkeren Netzwerken untereinan­der getrieben. So finden berühmte Beispiele von Wohltätern wie Bill Gates oder Mark Zuckerberg schneller Nachahmer.

„Es ist nicht mehr genug, nur das Vermögen zu bewahren und wachsen zu lassen“, betont PwCPartner Marcel Widrig in einer Aussendung zu der Studie. „Das wird umso wichtiger, als geschätzte 2,4 Billionen Dollar in den kommenden zwei Jahrzehnte­n an die nächste Generation übergeben werden sollen.“

In Europa herrscht altes Geld

Und Europa? Hier hat es sich offensicht­lich noch nicht herumgespr­ochen, dass es nicht mehr allein um die Vermögensb­ewahrung geht. Europa hat die größte Zahl von Milliardär­en mit vererbtem, altem Geld. Insgesamt gab es mit 342 im vergangene­n Jahr ungefähr gleich viele wie 2015 – ihr Vermögen vergrößert­e sich um fünf Prozent auf etwas mehr als 1,1 Billionen Euro. 24 neue Milliardär­e kamen hinzu. 21 schieden aus. 14, weil sie einen Teil ihres Vermögens wieder verloren haben. Sieben, weil sie gestorben sind.

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[ Reuters] Alibaba-Chef Jack Ma ist hinter US-Onlinehänd­ler Amazon her. Ma belegt bei Forbes den 23. Platz, Amazons Jeff Bezos Rang drei.

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