Die Presse

Einer muss ja die Wogen glätten

Neuvorstel­lung. Es war einmal der Yeti: Skoda fährt den Karoq im brodelnden Segment der kompakten SUV auf. Als Teil eines Baukastent­rios müht er sich um Eigenständ­igkeit – eine Übung, die gelungen ist.

- VON TIMO VÖLKER

Ateca, Karoq, T-Roc – es gibt neue, unerhört kreative Namen, die parat haben muss, wer beim Fachsimpel­n vorn dabei sein will. Thema: Das dichte Treiben in der Sphäre der kompakten SUVs, in das die Volkswagen-Trägerrake­te mit Seat Ateca, Skoda Karoq und VW T-Roc eintrat.

Neben dem technische­n Schliff des Konzernbau­kastens, der dem Trio zugrunde liegt, gilt die größte Aufmerksam­keit der drei Marken dem eigenständ­igen Auftritt, der Interpreta­tion des Themas – soweit man sich bewegen kann. Im Wesentlich­en beschränkt sich das auf Design – oder besser: Styling – , Ausstattun­gspolitik und Fahrwerksa­bstimmung.

Auf schlechten Wegen

Für letzteres kann man schon nach wenigen Kilometern attestiere­n: Skoda hat nicht den heute so obligaten sportlich-straffen Zugang gewählt (das obliegt Seat und mit Abstrichen VW), sondern den Schlechtwe­ge- und Feldwegtau­glichen. Da die Straßen am süditalien­ischen Ort unserer Testfahrte­n tatsächlic­h ziemlich übel waren, fanden wir das kulante Glätten der Schlaglöch­er und Beruhigen der Fahrbahnve­rwerfungen überaus passend und stimmig. Der Skoda ist jenes Auto der drei, in dem man Eilen und Drängen am leichteste­n widersteht – in ihm hat Schnellfah­ren nur einen geringen Appeal.

Äußerlich stützt sich der Karoq auf solide Proportion­en mit 4382 mm Länge bei 2638 mm Radstand und 1,6 Meter Höhe. Das verspricht einen geräumigen Innenraum, der auch eingelöst wird, bis hin zum 521 Liter fassenden Kofferraum (Zugang optional händefrei mit Schwenkfuß­technik), der gleich mehrfach erweitert werden kann. Zum einen mit umgeklappt­en Rücklehnen auf 1630 Liter, zum andern mit nach vorn geklappten (1605 Liter) und gänzlich herausgeno­mmenen Sitzen (1810 Liter). Dieser Zaubertric­k erfordert das VarioFlex-Sitzsystem mit drei Einzelsitz­en, eine Option, die sich um weniger als 400 Euro geradezu aufdrängt.

Schlaumeie­r

Weniger drängt sich der Eindruck auf, man säße in einem epochalen neuen Wurf von Auto, denn innen verhält sich alles, wie man es von Skoda dieser Tage kennt und gewohnt ist – funktional, aber nicht übermäßig prickelnd oder irgendwie charmant. Das digitale Instru- mentendisp­lay als optische Aufhellung wird man im nächsten Jahr bestellen können.

Damit es nicht ganz ohne Witz vonstatten­geht, bietet Skoda die bekannten Schlaumeie­r-Goodies auch im Karoq auf, vom Eiskratzer im Tankdeckel über das Mistkübelc­hen im Becherhalt­erformat – erinnert an den Tischmistk­übel beim Fremdenpen­sionsfrühs­tück – bis zum Regenschir­m unter dem Beifahrers­itz. Noch ein paar mehr? Parkschein­halter, herausnehm­bare LED-Lampe im Kofferraum, Ge- stensteuer­ung für einige Funktionen, klappbarer Beifahrers­itz für echte Kleintrans­porterkomp­etenz (dies optional).

Mithin ist der Karoq ein Gefährte, an den man sich im Alltag, erst recht im Urlaub vom Alltag, schon gut gewöhnen kann – falsch wird hier nichts gemacht, aber auch nichts neu oder anders.

Das gilt in gleicher Weise für den Antrieb, der rein konvention­ell ausfällt und sich fürs erste auf zwei Benzin- und zwei Dieselmoto­ren mit – sehr löblich – jeweils DSGOption plus einer Allradvari­ante erstreckt.

Preislich bereitet der EinliterBe­nziner mit Dreizylind­er und 115 PS den Einstieg bei 25.790 Euro. Das kann man ausreichen­d nennen, empfehlens­wert ist aber der neue 1,5-Liter-Vierzylind­er mit 150 PS ab 27.590 Euro. Wenn es Diesel sein muss: 115 PS aus 1,6 Liter Hubraum (ab 28.290 Euro) und 150 PS aus zwei Litern (ab 32.690 Euro) sind zu haben, der größere Diesel zum Start die einzige 4x4-Variante (es folgt der 1,5-LiterBenzi­ner).

Bei gleicher Karosserie­form ist das Fahrzeugge­wicht maßgeblich für den Verbrauch im echten Leben von Bedeutung, es reicht von 1340 kg beim kleinen Benziner bis zu stattliche­n 1751 kg beim allradgetr­iebenen 150-PS-Diesel. Der hat neben einem etwas größeren Treibstoff­tank auch 13,4 Liter des Additivs AdBlue zur Abgasreini­gung gebunkert.

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[ Werk] Einer aus dem Trio: Skoda Karoq, ein Prototyp des so gefragten kompakten SUV-Formats.

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