Edstaaten prägt
mindestens drei Faktoren mit: erstens die historischen Bande mit ehemaligen Kolonien, zweitens das wirtschaftliche Potenzial und drittens die strategische Bedeutung. Der Wunsch nach regionaler Stabilität in Nordafrika wurde in Europa immer brennender, je tiefer der Nahe Osten ins Chaos rutschte, je brutaler der Islamische Staat seinen Feldzug gegen Andersgläubige führte – und je weiter das Tor nach Europa aufgrund des Zusammenbruchs staatlicher Strukturen aufging. In der Zwischenzeit bastelt die EU an einer Vielzahl von Maßnahmen, mit denen afrikanische Staaten dazu gebracht werden sollen, den Exodus ihrer Bürger in Richtung EU zu unterbinden.
Sorgenkind Türkei
Auch in Bulgarien und Griechenland dominiert die Geografie die Interessenlage – in diesem Fall liegt der Fokus allerdings auf der Türkei und den postjugoslawischen Westbalkanländern, die nicht Teil der Nachbarschaftspolitik sind, weil sie zum erlauchten Kreis der Beitrittskandidaten zählen – wobei dieser Status von beschränktem Wert ist, da die EU momentan weder fähig noch willens ist, Mitglieder aufzunehmen. Vor allem die Türkei hat sich unter Präsident Recep Tayyip Erdogan˘ zu einem Sorgenkind entwickelt. Athen und Sofia setzen ihre Hoffnungen darauf, dass die Beziehungen zur Türkei nicht vollends entgleisen – dann nämlich hätte die EU auch an ihrer südöstlichen Flanke eine offene Baustelle.