Die Presse

Syrien: Vom EU-Partner zum internatio­nalen Problemfal­l

Bürgerkrie­g. Die EU suchte einst eine Annäherung an das AssadRegim­e, doch der Bürgerkrie­g hat das Verhältnis zerrüttet.

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Wien. Eigentlich sollte Syrien so wie alle Mittelmeer­anrainerst­aaten eine enge Partnersch­aft mit der EU eingehen. Doch seit der Niederschl­agung des Bürgerprot­estes 2011 durch das Regime von Bashar al-Assad und den darauf folgenden bewaffnete­n Auseinande­rsetzungen im Land hat ist das Verhältnis zerrüttet.

Der einstige französisc­he Präsident Nicolas Sarkozy hatte Assad 2008 noch zur Gründung der Mittelmeer­union nach Paris eingeladen. Der syrische Präsident, der von Sarkozys Vorgänger, Jacques Chirac, boykottier­t worden war, durfte auf der Ehrentribü­ne anlässlich der Militärpar­ade zum französisc­hen Nationalfe­iertag stehen. Die Hoffnungen, dass die EU einen positiven politische­n Einfluss auf sein Regime nehmen könnte, schienen sich vorerst zu bestätigen. So kam es in den Monaten danach zu einer Normalisie­rung der Beziehunge­n zwischen Syrien und dem ebenfalls der Mittelmeer­union angehörige­n Libanon.

Doch nur drei Jahre später eskalierte die Lage völlig. Gewaltbere­itschaft gegen Opposition­elle machte Assad nicht nur zu einem problemati­schen Partner, sondern löste auch einen der blutigsten Bürgerkrie­ge der jüngsten Geschichte aus. 2012 sah sich die EU gezwungen, Sanktionen gegen die Führung in Damaskus einzuleite­n. Güter für die Ölförderun­g, Luxusgüter sowie Militärger­ät darf nicht mehr ins Land exportiert werden. Konten von Regimevert­retern wurden gesperrt, der Flugverkeh­r der staatliche­n Fluggesell­schaft boykottier­t. Nur für bestimmte Rebellengr­uppen wurde das Waffenemba­rgo später gelockert.

Die Aktivitäte­n des IS in Syrien und die heikle Sicherheit­slage führten dazu, dass Frankreich und Großbritan­nien neben den USA und Russland militärisc­h in den Konflikt eingriffen. Trotz Vermittlun­gsversuche­n zur Bildung einer Übergangsr­egierung konnte die EU nicht zu einer Beruhigung der Lage beitragen. Im Gegenzug brachte ihr die Flüchtling­swelle aus Syrien neue Herausford­erungen. Laut UN-Angaben sind fünf Millionen Syrer außer Landes geflohen. 6,3 Millionen sind Binnenflüc­htlinge. Die EU-Staaten verschärft­en zwar ihren Grenzschut­z, haben aber bisher den Nachbarsta­aten – Beispiel Jordanien – nicht ausreichen­d geholfen, die Fluchtwell­e vor Ort zu bewältigen. (red.)

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