Wenn der Mittwoch schon ein Freitag oder Samstag ist
Nicht
vollständige Wochen, also Wochen wie diese, sind etwas Besonderes, in jeder Hinsicht. Aber natürlich, könnten Sie jetzt sagen, war diese Woche vollständig, es waren alle Tage da, keiner hat gefehlt. Aber doch ist alles anders, wenn ein Feiertag den üblichen Rhythmus unterbricht und dann noch einen Fenstertag ermöglicht, der in manchen Familien eine wahre Flut an freien Tagen ausgelöst hat. Bei anderen auch eine Flut an Tränen, da die zusätzlich freien Tage von Schule zu Schule verschieden vergeben wurden.
Ur-unfair also, um es in der Sprache der Kinder zu sagen, für die der vergangene Mittwoch aber in jedem Fall schon ein Freitag war. In der Tageszeitungsbranche hingegen war der vergangene Mittwoch ein „falscher Samstag“, wie der Tag vor einem Feiertag traditionell genannt wird. Das zeugt auch von dem Bewusstsein, dass manche Dinge, die sich richtig anfühlen, durchaus falsch sein können.
Der heutige Fenstertag, der in Oberösterreich Zwickeltag und im gesamtdeutschen Sprachraum Brückentag heißt, ist vor allem in den Städten ein Geschenk für alle, die hier geblieben sind. So entspannt kann es sein: ein falscher Augusttag quasi, nur mit Nebel und mehr Dunkelheit. In manchen Ländern, etwa in Großbritannien, kennt man keinen Fenstertag und die Feiertage heißen „bank holiday“– weil die Banken geschlossen sind. Während wir also feiern, steht dort die niedergelegte Finanzarbeit im sprachlichen Mittelpunkt.
Fällt ein Feiertag auf ein Wochenende, wird er übrigens am darauffolgenden Montag per Gesetz nachgeholt. Dieser Gerechtigkeitssinn zeigt sich ja auch im britischen Fußball, wo Schwalben verpönt sind und man für zu Unrecht erworbene Elfmeter verachtet wird. Nicht viel mehr als ein Kavaliersdelikt wiederum ist es hier, sich schon zu Jahresbeginn alle Fenstertage zu sichern oder plötzlich zu erkranken. Falls Sie also heute in der Arbeit sind und sich das falsch anfühlt, haben Sie bitte einen richtig schönen Tag.