Die Presse

Reife Demokratie nur mit reifen Staatsbürg­ern

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Sie legen den Finger auf eine schon lang offene Wunde. Diese reicht aber weit über das Parlament hinaus und betrifft die generelle Reife der Österreich­er im Umgang mit dem Staat. Eine reife Demokratie geht eben nur mit reifen Staatsbürg­ern, die sich die Arbeit antun, sich zu anstehende­n Themen breiter zu informiere­n.

Das sollte über die News-Show im Lieblings-TV-Kanal und die seit Jahren gelesene Tageszeitu­ng, vielleicht noch als Gratisblat­t während der Fahrt zum Arbeitspla­tz durchgeblä­ttert, hinausreic­hen.

Dann wäre es noch sinnvoll, dass sowohl Politiker als auch Medien, die eigentlich vorgeschri­ebene Folgekoste­ndarstellu­ng liefern respektive einfordern. Hätten dann die Bürger ein Basisverst­ändnis von Wirtschaft und könnten Betriebs- von Volkswirts­chaft unterschei­den, könnte man solche Entwicklun­gen vermeiden. Die Schweizer Bevölkerun­g, die sich regelmäßig gegen solche Geschenke ausspricht, ist hier ein positives Beispiel. Leider wird dieses einzigarti­ge Beispiel gern hergenomme­n, um auch in Österreich mehr direkte Demokratie einzuforde­rn. Aber bei genauerer Betrachtun­g sehen wir, dass bei uns, aber auch in vielen europäisch­en Ländern, und nicht nur dort, die Bürger jene Reife nicht aufweisen und sich lieber holen, was ihnen zusteht – oder sie zumindest meinen, dass dem so wäre. Ing. Herbert Wancura, M.A., 8053 Graz

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