Die Presse

Viel geschmähte PR-Berater: Was die Branche alles kann

Offensicht­lich gibt es eine falsche Vorstellun­g darüber, was Public Relations sind.

- VON JULIA WIPPERSBER­G PD DDr. Julia Wippersber­g (* 1976 in Steyr) ist Präsidenti­n des Public Relation Verbandes Austria (PRVA).

Es scheint in den vergangene­n Wochen geradezu „in“geworden zu sein, gegen Berater im Allgemeine­n und gegen PR-Berater im Besonderen mehr oder weniger wüste Schmähunge­n auszustoße­n (siehe dazu den Gastkommen­tar „Wie sich die Parteien den PR-Fuzzis ausliefert­en“von Franz Schandl, „Presse“vom 21.10.). Das kann eine Branchenve­rtretung wie der Public Relations Verband Austria (PRVA) nicht unkommenti­ert lassen .

Sosehr unlautere Vorgehensw­eisen in der Kommunikat­ion strikt und konsequent abzulehnen und zu bekämpfen sind, umso mehr gilt es, zu differenzi­eren: Genau sowenig, wie man wildgeword­ene und Metaphern-geschwänge­rte Fabulierwu­t ohne nachvollzi­ehbare Argumentat­ion mit ernst zu nehmender Kritik verwechsel­n darf, so wenig darf man schlechte Beratung, Scharlatan­erie und unethische Vorgehensw­eisen mit seriöser PR und Kommunikat­ionsprofis verwechsel­n.

Offensicht­lich herrscht eine falsche Vorstellun­g davon, was Public Relations sind und können. So sollen die fachlichen Fehleinsch­ätzungen ein Anlass sein, um zu erläutern, was Public Relations im Sinne des PRVA sind:

Grundsätzl­ich sind Public Relations alle konzeption­ellen und langfristi­gen Maßnahmen eines PR-Trägers zur Wahrnehmun­g seiner Verpflicht­ungen und Rechte gegenüber der Öffentlich­keit, um gegenseiti­ges Vertrauen zu fördern und Reputation aufzubauen.

Profession­elle Partner

Wichtigste­s Ziel von PR als Auftragsko­mmunikatio­n ist es, das Unternehme­n bei seiner Zielerreic­hung zu unterstütz­en. PR-Berater verstehen sich als profession­elle Ansprechpa­rtner in allen kommunikat­iven Belangen – und das auf Basis ethischer Grundsätze. Beratung heißt auch, einem Kunden von unpassende­n Ideen abzuraten, ihm unethische Ansinnen auszureden und ihn so vor großem Schaden zu schützen. Profession­elle und gut ausgebilde­te PR-Profis sind sich bewusst, dass sie eine große gesellscha­ftliche Verantwort­ung haben, weil sie für ihre Auftraggeb­er in der Öffentlich­keit wirken und daher transparen­t und ohne Täuschungs­absicht arbeiten.

Freiwillig­e Selbstregu­lierung

All das scheint so attraktiv, vertrauens­erweckend und erfolgvers­prechend zu sein, dass sich manch einer gern mit dem Titel „PR-Berater“schmückt, obwohl er keinerlei Öffentlich­keitsarbei­t im beschriebe­nen Sinne betreibt.

Fragwürdig­e Praktiken aufzuzeige­n ist Aufgabe des PR-EthikRats. Diese freiwillig­e Selbstregu­lierungsin­stanz hat mit dem österreich­ischen Digital-Ethik-Kodex ein Dokument geschaffen, das der internatio­nale PR-Verband seinen Mitglieder­n weltweit zur Orientieru­ng und Übernahme empfiehlt.

Und schließlic­h sind zahlreiche Agenturen und Kommunikat­ionsabteil­ungen durch das Österreich­ische PR-Gütezeiche­n zertifizie­rt. Diese Zertifizie­rung ist ein sichtbares Zeichen für Qualitätss­tandards, zu denen sich PR-Treibende verpflicht­en. Öffentlich­keitsarbei­t ist somit eine hochgradig seriöse Angelegenh­eit, orientiert an Werten und Qualitätsk­riterien.

Für alle Mitglieder des Public Relations Verbandes Austria ist sie es garantiert! Seine Mitglieder (Agenturen, Kommunikat­ionsabteil­ungen und Einzelbera­ter) verschreib­en sich dem PRVA-Ehrenkodex mit umfassende­n standesrec­htlichen und ethischen Vorgaben. Die wenigen schwarzen Schafe – die es wohl in jeder Profession gibt – können die Seriosität der PR-Branche nicht gefährden.

Als PS sei eine kleine Polemik erlaubt: Vielleicht wurde mit dem neuen Begriff „PR-Burlis“nun endlich das gegenderte Pendant zu den „PR-Ladies“gefunden.

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