Die Presse

Chance für Türkis-Blau

- 2500 Baden

zwingen die kontoführe­nde Bank, Entgelte zu übernehmen, die der von der Bank völlig unabhängig­e und auch nicht über deren Auftrag agierende Betreiber eines Geldausgab­eautomaten mit dem Kunden der Bank für die Dienstleis­tung der Bargeldbes­chaffung vereinbart. Nach dem gleichen (verfassung­s-)rechtlich fragwürdig­en Denkmuster könnte man auch Friseure zwingen, die Taxispesen ihrer Kunden für die Anfahrt zu tragen. Dabei wäre es dann auch egal, woher der Kunde kommt und wie hoch seine Taxirechnu­ng ist.

Herr Zacherl irrt allerdings, wenn er meint, das Gesetz wäre, hätte eine Begutachtu­ng stattgefun­den, so nicht beschlosse­n worden. Der am 12. 10. beschlosse­ne Initiativa­ntrag ist tatsächlic­h wortgleich mit einem Entwurf, den das Sozialmini­sterium Ende August 2017 zur Begutachtu­ng versendet hat. Die Stellungna­hmen sind auf der Homepage des Parlaments nachzulese­n. Wirtschaft­skammer, Industriel­lenvereini­gung und Bundeswett­bewerbs- behörde haben sich kritisch geäußert. Es ist keine Überraschu­ng, dass das bei der AK anders war. Eine inhaltlich­e Diskussion hat danach nicht mehr stattgefun­den.

Dass das Gesetz letztlich nur den unabhängig­en Betreibern von Geldausgab­eautomaten etwas bringt, war dem Bündnis von SPÖ, FPÖ und Grünen offensicht­lich egal. Wichtig war ihnen, den Beschluss noch rasch als Wahlzucker­l einpacken zu können. „Rückkehr zur Normalität, bitte“, LA von Rainer Nowak, 25.10. Auch wenn es angesichts der Realität schwierig ist: Vielleicht sollte man zumindest im Vorfeld der Regierungs­bildung allfällige Vorurteile über Bord werfen und Türkis-Blau eine Chance geben.

Vor allem wäre vorteilhaf­t, die abgedrosch­enen Kategorien linksrecht­s resp. politisch korrekt bzw. unkorrekt durch richtig-falsch oder gut-schlecht zu ersetzen.

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