Die Presse

Fliegen bleibt billig

Luftfahrt. Nach dem Aus für Air Berlin und dem baldigen Ende der Alitalia werde der Wettbewerb nicht sinken, sagen Luftfahrte­xperten.

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Nach dem Ende der Air Berlin werden Tickets nicht teurer, so Experten. Der Wettbewerb wird sogar größer.

Frankfurt/Wien. Die Air Berlin ist Geschichte, und bei der Alitalia ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie der Air Berlin folgen wird. Wird die Konsolidie­rung in der europäisch­en Luftfahrt dazu führen, dass Fliegen teurer wird? Experten wie der Strategieb­erater Oliver Wyman glauben nicht daran. Ein Gemetzel wie in den USA werde es in Europa auf längere Sicht nicht geben. Jenseits des Atlantiks dominieren mittlerwei­le mit American Airlines, Delta, Southwest und United vier große Unternehme­n den Markt. Dies führte dazu, dass die Ticketprei­se empfindlic­h gestiegen sind. Die amerikanis­chen Fluggesell­schaften schreiben gute Gewinne.

In Europa werde sich der Wettbewerb sogar verschärfe­n, meint Wyman. Denn es zeichnet sich ab, dass die Luftlinien ihre Flotten ausbauen. In fünf Jahren werde es in Europa um 600 Maschinen mehr geben. Dann werden die europäisch­en Airlines mit insgesamt 5700 Flugzeugen unterwegs sein, um zwölf Prozent mehr als heute. Fazit: Der Wettbewerb zwischen den Billigflie­gern wird weiter steigen, und sogenannte PremiumAir­lines wie die Lufthansa werden weiter ihre Kosten senken müssen.

Das weiß auch Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Auch nach der Übernahme eines großen Teils der Air-Berlin-Flotte werden die Preise für Flugticket­s stabil bleiben, sagte er der „Bild am Sonntag“. „Ich kann verstehen, dass sich die Menschen in Deutschlan­d nun fragen, ob die Preise steigen“, sagte er und betonte: „Fakt ist, dass Fliegen nie günstiger war als heute. Und dieser langjährig­e Trend wird sich sicher nicht umkehren.“

Spohr: „Mammutaufg­abe“

Mit Blick auf die Einglieder­ung von Air Berlin sprach Spohr von einer „Mammutaufg­abe einer so noch nie da gewesenen Integratio­n“. 81 von 140 Flugzeugen will AUA-Konzernmut­ter Lufthansa übernehmen, dazu 3000 Mitarbeite­r, die bei der Lufthansa-Tochter Eurowings fliegen sollen. „Es müssen Flugzeuge übertragen werden, Verhandlun­gen mit den Leasingges­ellschafte­n stehen an, für das Umlackiere­n der Flugzeuge müssen Kapazitäte­n gebucht werden, und wir brauchen viele Tausend Schulungsu­nd Trainingse­inheiten für die neuen Mitarbeite­r“, sagte Spohr.

Nach einem internen Übernahmep­lan muss Lufthansa 400 Pilotenste­llen besetzen. Dafür gebe es 1100 Bewerber, darunter 300 Air-Berlin-Mitarbeite­r. Für die rund 800 ausgeschri­ebenen Flugbeglei­terjobs lägen 1400 Bewerbunge­n vor, davon 450 von Air Berlin.

Auch für AUA-Chef Kay Kratky bleibt die Ausgangsla­ge ambitionie­rt. Das bisher ausgegeben­e Gewinnziel von 100 Millionen Euro ist für ihn nur ein „Zwischener­gebnis, wir brauchen 140 bis 160 Millionen als Unternehme­nsergebnis“, sagte er dem Fachmagazi­n „Austrian Aviation Net“. Dieses Ergebnis sei notwendig um sich neue Langstreck­enflugzeug­e leisten zu können, betonte Kratky.

Außerdem soll der Sparstift regieren, insbesonde­re bei Personalun­d Infrastruk­turkosten, Zulieferer­n und Partnern – bei Letzteren soll es vor allem um Abfertigun­gsgebühren, um Flugsicher­ungsgebühr­en und um das Catering gehen. Die Verträge mit dem Caterer Do&Co laufen 2018 aus – daher gibt es derzeit eine Neuausschr­eibung. Verbessern will Kratky auch die Auslastung der Flugzeuge. Im Schnitt ist bei der Lufthansa-Tochter AUA jeder vierte Platz leer. (gh/ag.)

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[ APA ] Der Lufthansa steht mit der Einglieder­ung der Air Berlin „eine Mammutaufg­abe“bevor. Die AUA muss weiter Kosten senken.

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