Wahl hinterlässt instabile Insel
Island. Sowohl der regierende Mitte-rechts-Bund als auch eine linke Allianz verfehlten die Absolute. Die Regierungsbildung wird schwierig.
Reykjav´ık. Der Ausgang der Parlamentswahl auf Island am Wochenende lässt die ohnehin geologisch instabile Vulkaninsel im Nordatlantik auch politisch instabil zurück: Die Mitte-rechts-Koalition unter Führung der Unabhängigkeitspartei verlor ihre absolute Mehrheit, doch verfehlt auch das zuvor hoch gehandelte Bündnis aus Links-Grünen, Sozialdemokraten und Piraten trotz Gewinnen die für eine Absolute nötigen 32 der 63 Sitze im Parlament (Althing) bei Weitem.
Wer Island (340.000 Bewohner), das 1918 von Dänemark unabhängig wurde und bis 1944 noch in Personalunion mit der dänischen Krone stand, regieren soll, war unklar. Die Unabhängigkeitspartei von Premier Bjarni Benediktsson (47) ist mit 16 der 63 Sitze weiter stärkste Kraft vor den Links-Grünen (elf Sitze) und sechs anderen Gruppen. Nach einem Skandal um ein Sexualverbrechen könnten ihr aber Partner fehlen: Benediktssons Vater, ein reicher Unternehmer, hat sich für einen Mann verbürgt, der wegen jahrelangen Missbrauchs seiner minderjährigen Stieftochter fünfeinhalb Jahre in Haft war. Benediktssons Vater setzte sich dafür ein, dass – gemäß isländischem Recht – dessen Ehre wiederhergestellt werde, was heißt, dass Berufsverbote oder Verbote der Ausübung von Ämtern fallen, denen Verurteilte mitunter unterliegen. Da die Unabhängigkeitspartei das verschwieg, sprang ein Koalitionspartner ab. Daher die vorgezogene Neuwahl.
Die linke Koalition unter der Führerin der Links-Grünen, Katrin Jakobsdottir (41), einer Sprachwissenschaftlerin und früheren Bildungsministerin, hatte schon den scheinbaren Sieg gefeiert. Islands Präsident erteilt in der Regel dem Chef der stärksten Partei den Auftrag zur Regierungsbildung.
Man spürt den Aufschwung
Island wurde von der Finanzkrise 2008 besonders hart getroffen. Die Banken kollabierten innert einer Woche, Verstaatlichungen und ausländische Kredite verhinderten den Staatsbankrott. Zuletzt ging es bergauf. Viele Bürger stört die Migration in eines der ethnisch homogensten Länder der Erde, seit Gründung der Republik 1944 gab es nur eine Linksregierung: Sie kam 2009 in der Krise ans Ruder und waltete bis 2013. (wg/ag.)