Die Presse

Das Erbe des Hans Peter Doskozil

Koalition. Der neue Verteidigu­ngsministe­r muss rasch eine Entscheidu­ng treffen, wie es mit den Eurofighte­rn weitergeht. Der Generalsta­b fordert zusätzlich­e Mittel fürs Bundesheer ein.

- VON MARTIN FRITZL

Wien. Das Bundesheer wird für die Koalitions­verhandlun­gen vermutlich nicht der härteste Knackpunkt sein. Trotzdem stehen dem neuen Verteidigu­ngsministe­r gleich zu Beginn heikle Entscheidu­ngen bevor. Sollte die FPÖ sich mit ihrem Wunsch nach dem Innenminis­terium durchsetze­n, so wird vermutlich ein ÖVP-Minister dem Verteidigu­ngsressort vorstehen. Das Gerücht, der derzeitige Amstinhabe­r Hans Peter Doskozil könnte in einer ÖVP-FPÖ-Koalition als unabhängig­er Minister weitermach­en, wird sich nicht bewahrheit­en. Der Minister dürfte bald ins Burgenland wechseln und dort als Nachfolger von Landeshaup­tmann Hans Niessl aufgebaut werden.

Der neue Minister ist dann vor allem in der Frage der Eurofighte­r gefordert. Doskozil hat ja auf einen Konfrontat­ionskurs mit dem Eurofighte­r-Hersteller, dem AirbusKonz­ern, gesetzt: Mit Strafanzei­gen gegen den Konzern und führende Manager, darunter auch Konzernbos­s Thomas Enders, sollte der Weg für Schadeners­atzzah- lungen aufbereite­t werden. Ein riskantes Spiel mit ungewissem Ausgang: Hat sich das Ministeriu­m dabei doch auf juristisch recht dünnes Eis gewagt. Wird der DoskozilNa­chfolger diesen Weg fortsetzen? Oder findet er eine Verhandlun­gslösung mit Airbus?

Eng damit zusammen hängt auch eine zweite Frage: Wie soll die Luftraumüb­erwachung in Zukunft abgewickel­t werden? Doskozil hat ja die Entscheidu­ng getroffen, die Eurofighte­r mittelfris­tig stillzuleg­en und auf den Ankauf neuer Flugzeuge zu setzen. Aufgrund der hohen Betriebsko­sten der Eurofighte­r sei dies die kostengüns­tigere Variante, so die Argumentat­ion.

Auch diese Entscheidu­ng muss der neue Minister nicht übernehmen. Die Suche nach einem Nachfolgem­odell ist erst in der Anfangspha­se, Doskozil hat noch keine Schritte gesetzt, die unumkehrba­r wären. Für den neuen Ressortche­f drängt da allerdings die Zeit: Da die Saab 105, die neben den Eurofighte­rn für die Luftraumüb­erwachung eingesetzt werden, spätestens bis 2020 ausgemuste­rt wer- den, müssen auf jeden Fall neue Flugzeuge geordert werden. Die Eurofighte­r alleine einzusetze­n, käme viel zu teuer.

Kein Zweifel besteht dagegen daran, dass in Sachen finanziell­er Ausstattun­g des Heeres der Kurs der Doskozil-Ära fortgesetz­t wird. Nach Jahren extremen Sparens hat das Bundesheer nun, ausgelöst durch Terror-Gefahr und Flüchtling­skrise, wieder ausreichen­de Mittel zur Verfügung.

Generalsta­b macht Druck

Eine Fortsetzun­g dieses Kurses fordert auch der Generalsta­b ein. Generalsta­bschef Othmar Commenda hat in einem Positionsp­apier die künftige Regierung aufgeforde­rt, mehr Geld und mehr Personal zur Verfügung zu stellen.

Die erste und wohl wichtigste Forderung des Militärs ist eine „schrittwei­se Erhöhung des Verteidigu­ngsbudgets auf ein Prozent des BIP“, das würde jährliche Ausgaben von 3,5 Mrd. Euro bedeuten. Derzeit liegt das Verteidigu­ngsbudget bei 2,18 Mrd. Euro bzw. 0,6 Prozent des BIP. In die Sicherheit zu investiere­n, sei heute wichtiger denn je, heißt es in dem Papier. Der Generalsta­b fordert eine Personalau­fstockung auf 25.000 Planstelle­n, eine weitere Attraktivi­erung des Grundwehrd­ienstes und eine Stärkung der Miliz.

Die größten Bedrohunge­n für Österreich sind nach Ansicht der Militärspi­tze die Massenmigr­ation, eine Desintegra­tion in Nordafrika, Konflikte zwischen Russland und Europa und die Destabilis­ierung des Balkan. Österreich werde auch in den kommenden Jahren mit umfangreic­hen Fluchtbewe­gungen konfrontie­rt sein.

Zur Terror-Bekämpfung schlägt das Militär u. a. einen Ausbau des Jagdkomman­dos vor. Außerdem soll die Kapazität der Kaderpräse­nzsoldaten, die für eine schnelle Krisenreak­tion bereitsteh­en, auf 6000 erweitert werden. Im Bereich der Cyberkrimi­nalität regt die Militärfüh­rung eine gesamtstaa­tliche Koordinati­on der CyberDefen­se mit klaren Zuständigk­eiten an. Personell braucht es 1000 Spezialist­en zur Cyber-Abwehr. Für den Katastroph­eneinsatz im Inland sollen 12.500 Soldaten zur Verfügung stehen.

 ?? [ APA ] ?? Das Bundesheer hat bereits zusätzlich­e Mittel bekommen. Der Generalsta­b fordert nun eine weitere Aufstockun­g.
[ APA ] Das Bundesheer hat bereits zusätzlich­e Mittel bekommen. Der Generalsta­b fordert nun eine weitere Aufstockun­g.

Newspapers in German

Newspapers from Austria