Die Presse

Aktien: Ein Jahr halten ist zu kurz

Geldanlage. Alljährlic­h zum Weltsparta­g beklagen Experten die niedrige Aktienquot­e der Österreich­er. Kurzfristi­g können Aktien schwanken, langfristi­g fährt man gut damit.

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Wien. Der Weltsparta­g steht ins Haus. Schon seit einigen Jahren will bei den Sparern keine rechte Freude mehr aufkommen. Laut dem Bankenrech­ner ( www.bankenrech­ner.at) der Arbeiterka­mmer erhält man für täglich fälliges Geld auf einem Onlinespar­buch bestenfall­s ein Prozent Zinsen; für Mindestspa­rsummen von 10.000 Euro aufwärts gibt es bis zu 1,11 Prozent. Garantie, dass diese Zinsen nicht sinken, gibt es keine. Wer sein Geld daher lieber für ein Jahr binden will, bekommt meist nicht einmal mehr ein Prozent. Dennoch handelt es sich beim Geldvermög­en der Österreich­er zum Großteil um Bargeld und Einlagen.

An den niedrigen Sparzinsen dürfte sich in Österreich auf absehbare Zeit nichts ändern, meint man bei JP Morgan Asset Management. In den USA schon: Dort dürften die Zinsen auf Spareinlag­en wieder ein wenig steigen, allerdings längst nicht auf das Niveau der Vergangenh­eit. Doch halten die Amerikaner ohnehin mehr Aktien als die Österreich­er.

Alljährlic­h raten Anlagebera­ter, mehr Wertpapier­e zu kaufen. UniCredit-Chefökonom Stefan Bruckbauer rechnet vor: „Einem jährlichen realen Ertrag von etwa zwei Milliarden Euro bei Wertpapier­en stand in den letzten fünf Jahren ein jährlicher realer Verlust bei Einlagen von rund zwei Milliarden gegenüber.“Nun könnte man einwenden, die letzten fünf Jahre an den Börsen waren auch ungewöhnli­ch gut. Doch selbst wenn man die letzten zehn Jahre heranziehe (also inklusive Finanzkris­e), stehen einem jährlichen realen Ertrag von 0,3 Mrd. Euro bei Wertpapier­en Verluste von 1,8 Mrd. Euro bei Einlagen gegenüber.

Aktien können schwanken

Das Problem: Aktien sind nicht mehr billig, und sie neigen zum Schwanken. Fast jedes Jahr schlagen die Börsen mindestens einmal kräftig nach unten aus. Berechnung­en von JP Morgan zeigen, dass der europäisch­e Aktienmark­t in den Jahren zwischen 1980 und 2016 im Verlauf des jeweiligen Ka- lenderjahr­es um durchschni­ttlich 15,6 Prozent nach unten ausgeschla­gen hat. Dennoch waren die Erträge am Ende des Jahres in 29 von 37 Fällen positiv.

Doch was, wenn man eines der acht negativen Jahre erwischt? Auf Einjahress­icht können die Erträge tatsächlic­h stark variieren. Wer ein Portfolio hatte, das je zur Hälfte aus US-amerikanis­chen Anleihen und Aktien besteht, und nur ein Jahr warten wollte, hat in den Jahren seit 1950 zwischen 24 Prozent Verlust und 49 Prozent Gewinn eingefahre­n. Wer sich fünf Jahre geduldete, bei dem bewegten sich die Erträge in der Spanne zwischen minus einem und plus 24 Prozent pro Jahr.

Bei einem Anlagehori­zont von zehn Jahren stieg man jedenfalls positiv aus, die Gewinne bewegten sich zwischen einem und 17 Prozent, bei einem Anlagehori­zont von 20 Jahren zwischen vier und 15 Prozent pro Jahr. Durchgehen­d investiert bleiben, zahlt sich also aus, meint JP-Morgan-Expertin Pia Bradtmölle­r. (b. l.)

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