Die Presse

Trump gerät in Bedrängnis

USA. Für Präsident Trump dürfte es ernst werden: Sonderermi­ttler Robert Mueller, der mögliche Eingriffe Moskaus zugunsten des Trump-Wahlkampfs untersucht, soll bereit für Anklagen sein.

- Von unserem Korrespond­enten THOMAS SEIBERT

Sonderermi­ttler Mueller will genügend Beweise für Eingriffe Moskaus zugunsten des Trump-Wahlkampfs haben.

Washington. Am merkwürdig­sten ist die Vorsicht des Präsidente­n. Donald Trump, der auf Twitter und vor Kameras sonst alles Mögliche kommentier­t, hält sich gerade beim heißesten Thema der Innenpolit­ik zurück: Er vermied am Sonntag eine direkte Reaktion auf die Nachricht, dass der Sonderermi­ttler in der „Russland-Affäre“, Robert Mueller, genug Material für erste Anklagen habe. Schon heute, Montag, könnte es Festnahmen geben, meldete CNN. Manche deuten Trumps Verhalten als Zeichen der Panik. Fest steht, dass es ernst wird für den Präsidente­n.

Mueller, ein Ex-Chef der Bundespoli­zei FBI, war im Mai vom Justizmini­sterium als Sonderermi­ttler ernannt worden. Er soll studieren, ob Trumps Wahlkampft­eam 2016 mit russischen Regierungs­stellen gepackelt hatte, die zugunsten Trumps den Wahlkampf manipulier­en wollten. US-Geheimdien­ste sind sich sicher, dass Moskau unter anderem abgefangen­e E-Mails an die Öffentlich­keit brachte, die Trumps Rivalin Hillary Clinton übel aussehen ließen.

Wen wird es wohl treffen?

Mittlerwei­le haben Mueller und Gehilfen Berge von Akten durchwühlt, Zeugen vernommen und mindestens eine Wohnung – die von Trumps Wahlkampfm­anager Paul Manafort – durchsuche­n lassen. Am Freitag soll ein von Muel- ler einberufen­er Geschworen­enAusschus­s in Washington die ersten Anklagen gebilligt haben.

Gegen wen sie sich richten und warum, war vorerst nicht bekannt. Manafort sowie Trumps ehemaliger Sicherheit­sberater, Michael Flynn, gelten als Ziele.

Dass der Vietnam-Veteran und frühere Staatsanwa­lt Mueller jetzt Anklagen erwirke, deute auf „wasserdich­te“Vorwürfe hin, freute sich eine Bewegung zur Amtsentheb­ung Trumps. Dessen Feinde sind überzeugt, dass sich der reiche New Yorker von den Russen helfen ließ, um Clinton zu scha- den. Das könnte der Anfang vom Ende für den Präsidente­n sein, hieß es am Wochenende.

Trump im Nacken

Wie nah Mueller bei seinen Untersuchu­ngen Trump selbst gekommen ist, ist eine der wichtigste­n offenen Fragen. Trumps Sohn Donald Jr., Schwiegers­ohn Jared Kushner und Manafort trafen Juni 2016 in New York eine russische Anwältin, die belastende­s Material über Clinton versproche­n hatte. Laut „New York Times“vom Sonntag sagte die Frau, Natalia Weselnitzk­aja, etwa, Clinton habe Geld von einer US-Fir- ma erhalten, die in Russland Millionen Dollar Steuern hinterzog.

Der Präsident geriet auch wegen der Entlassung von FBI-Chef James Comey im Mai in Muellers Visier: Es stellt sich die Frage, ob Trump so die Russland-Untersuchu­ngen des FBI stören wollte. Da Mueller frei agieren kann, könnten sich die Anklagen jetzt theoretisc­h auch auf Delikte beziehen, die nicht direkt mit der Russland-Affäre zusammenhä­ngen. Allgemein wird dennoch erwartet, dass die erste handfeste Aktion Muellers der Russland-Akte gilt.

Umgekehrt forderte Sebastian Gorka, ein früherer Berater Trumps, bereits Muellers Entlassung. Das aber würde eine Verfassung­skrise auslösen, weil es als Versuch des Präsidente­n gesehen würde, die Aufdeckung von Machenscha­ften zu verhindern.

Entlastung­sangriffe auf Clinton

Nicht nur Gorkas Ansage deutet an, dass Trumps Lager nervös wird. Während Amerika auf die Anklagen wartet, verstärkte­n Anhänger des Präsidente­n ihre Angriffe auf Clinton: Sie – nicht Trump – habe mit den Russen paktiert. Dabei geht es etwa um einen Vertrag von 2010, der einer russischen Firma den Zugang zu Uranbergwe­rken in den USA sichert. Im Gegenzug habe Moskau viel Geld an die Stiftung von Clintons Mann Bill überwiesen. Überhaupt sei es Clinton gewesen, die mit Russland mauschelte. Die Beweislage der Clinton-Gegner ist jedoch eher dürftig.

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[ AFP ] Sonderermi­ttler Robert Mueller, ein früherer Chef des FBI.

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