Ziemlich beste Feinde: Hollande gegen Macron
Frankreich. Konservative Republikaner schließen Premier Philippe und weitere Mitglieder aus Partei aus.
Paris. Als Emmanuel Macron für die Präsidentschaft kandidierte, betrachtete man ihn als politischen Ziehsohn von Staatschef Francois¸ Hollande. Dieser hoffte vielleicht sogar, dass Macron nach seiner fast triumphalen Wahl Reformen verwirklichen könne, die er mangels politischen Rückhalts und Popularität nicht anpacken durfte. Seither sind fast sechs Monate vergangen, längst weist Hollande jede geistige Vaterschaft für den Staatschef ab.
Die Kritik an Macrons Methoden wird zu Hollandes neuer politischer Daseinsberechtigung. Mit Blick auf die Revision des Arbeitsrechts, die von links als Angriff auf soziale Errungenschaften und Rechte verworfen wird, mahnte Hollande etwa den amtierenden Präsidenten: „Er sollte von den Franzosen nicht Opfer verlangen, die keinen Nutzen haben.“
Macron reagierte scharf und bezeichnete Hollandes Amtszeit als „geschwätzige Präsidentschaft“. Schon zuvor hatte er seine Vorgänger, die Reformen hinausgezögert hätten, als „Nichtstuer“beschimpft. Das wird Hollande nicht auf sich sitzen lassen. Die nächste Stichelei kommt bestimmt, denn er schreibt ein Buch. Darin geht es angeblich weniger um eine Retrospektive als um eine Analyse der Lage und eine politische Vorschau.
Gegner im eigenen Lager
Doch auch an der konservativen Front regt sich der Widerstand gegen den jungen Präsidenten und seine Mitstreiter. Die Republikaner teilten am Dienstag mit, Premierminister Edouard Philippe aus der Partei ausgeschlossen zu haben. Auch zwei weiteren Mitgliedern der Macron-Regierung sowie zwei Abgeordneten, die sich Macron angeschlossen hatten, sei die Mitgliedschaft entzogen worden: Haushaltsminister Gerald Darmanin, Umweltstaatssekretär Sebastien´ Lecornu sowie den Parlamentariern Franck Riester und Thierry Sol`ere. Die Republikaner werfen den Macron-Unterstützern aus ihrer Partei vor, sich „individuell“dem Präsidentenlager angeschlossen zu haben und sogar Wahlkampf gegen Kandidaten aus ihrer eigenen Partei gemacht zu haben. (r.b./ag.)