Endlich gute Kinderfotos Eine Fotografin zeigt, wie das geht
Workshops. Luiza Puiu, selbst Mutter einer kleinen Tochter, will anderen Eltern vermitteln, wie ihnen möglichst gute Fotos ihrer Kinder gelingen.
Als Eltern hat man mitunter eine sehr verklärte Sicht auf die Dinge, sofern diese die eigenen Kinder betreffen. Da teilt man Kinderfotos auf WhatsApp oder per Mail, die einem selbst extrem entzückend erscheinen, den Freunden aber weniger.
Auch Luiza Puiu bekommt immer wieder von Freunden „schreckliche Fotos von eigentlich süßen Kindern“, wie sie sagt. Als Fotografin hat Puiu da natürlich einen noch strengeren Blick – und empfindet mittelgute bis schlechte Baby- und Kinderfotos durchaus als Problem, denn: „Ich sehe Fotos auch als dokumentarische Arbeit an der Biografie des Kindes“, sagt sie. Eine Aufgabe, mit der man durchaus bewusster umgehen sollte als nur schnell und hundertfach auf den Auslöser zu drücken. Seit Puiu und ihr Mann, ebenfalls Fotograf, selbst eine kleine Tochter haben, achten sie natürlich noch mehr darauf.
Daher hat sich Puiu, die als freie Fotografin in Wien arbeitet und am liebsten Porträt- und Reportagefotografien macht, entschlossen, Workshops für Eltern anzubieten, in denen diese die Basics lernen um, so der Titel des Workshops (Termine siehe Infobox), „richtig schöne Bilder“zu machen. Beim ersten (von zwei) Treffen will Puiu den Teilnehmern die technischen Grundlagen vermitteln und ihnen zeigen, wie sie am besten mit ihrer Kamera umgehen. Egal, ob es sich dabei um eine hochwertige Spiegelreflexkamera handelt oder nur um jene am Smartphone. „Viele Eltern sind durchaus bereit, Geld in eine teure Kamera zu investieren“, sagt Puiu, „haben dann aber nicht die Zeit, sich mit dem Gerät auseinanderzusetzen. Da ist es besser, sie machen Fotos mit einer guten Smartphone-Kamera, die sie dafür beherrschen.“
Vier wichtige Grundlagen, sagt Puiu, gelte es beim Fotografieren zu beachten. Da wären die Farben: Damit ein Foto schön aussieht, sollte das Bild nicht mehr als zwei oder drei Töne haben. Zweitens: die Komposition. Drittens: Das Foto soll Emotionen vermitteln und viertens: Das Sujet soll ungewöhnlich sein, unerwartet, humorvoll. Die letzten beiden Punkte sind für Eltern kein großes Problem: Jeder findet das eigene Kind süß und viele Momente fotografierwürdig, „auch wenn das andere Leute nicht so sehen. Oft ist es ja auch so“, sagt die 28-Jährige, die in ihrer Heimat, Rumänien, eine deutschsprachige Schule besucht hat und zum Studium nach Wien gekommen ist, „dass man Fotos, die man im ersten Moment toll fand, dann später gar nicht mehr so besonders findet.“
Die ersten beiden Punkte, die Ästhetik und die Komposition, stehen daher auch im Mittelpunkt des Workshops. Vor allem das richtige Licht „ist das A und O“. Das Licht sollte immer von der Seite oder von vorn kommen. Natürlich gebe es großartige Gegenlichtaufnahmen, „aber da muss man wissen, wie man das macht“. In Innenräumen sind gute Fotos – auch ob des Hintergrunds, der in voll geräumten Wohn- oder Kinderzimmern häu- fig nicht ideal ist, generell schwieriger als draußen, wo man etwa im Sommer morgens oder abends schönes Licht hat.
Nach dem ersten Termin werden die Workshop-Teilnehmer übrigens mit einer Reihe an Hausübungen heimgeschickt: das Kind in verschiedenen Settings fotografieren, beim Frühstück, im Freien und so weiter. Die Ergebnisse werden dann beim zweiten Termin besprochen – und Tipps für Verbesserung gegeben.
Zudem empfiehlt Puiu jeder Familie, „mindestens einmal im Jahr zu einem professionellen Fotografen zu gehen, wir machen das auch, obwohl wir beide Fotografen sind“. Allein schon deshalb, „weil dann alle Familienmitglieder drauf sind. Sonst fehlt ja meistens einer, der die Fotos macht.“
Mit ihrer Tochter gehen Puiu und ihr Mann gern auf Reisen – auch beruflicher Art: So sind beide beim Forum Alpbach als Fotografen tätig, wo sie Veranstaltungen fotografieren, aber auch die Teilnehmer porträtieren. „Und das ist gar nicht so leicht: Dort gibt es als Kulisse hauptsächlich Holz und Blümchen. Und da muss man den Finanzminister ebenso fotografieren wie Studierende oder eine ukrainische Aktivistin.“