Die Presse

Ideales Finale zum Jubiläum der Reformatio­n

Das Kammerorch­ester Basel brillierte im Musikverei­n mit Mendelssoh­ns „Reformatio­nssymphoni­e“.

- VON WALTER DOBNER

Zuerst intonieren die Bläser den Choral „Eine feste Burg ist unser Gott“, später stimmt das übrige Orchester ein. Schließlic­h bricht sich ein fulminante­s Allegro vivace Bahn und sorgt für das packendes Finale von Mendelssoh­ns fünfter Symphonie, komponiert 1830 zum 300. Jubiläum des Augsburger Bekenntnis­ses der Lutheraner. Ein wenig steht dieses Werk im Schatten seiner übrigen Symphonien, das liegt an seiner komplexen Struktur, aber auch an Mendelssoh­n selbst, der am Ende seines Lebens erklärte, er wolle seine „Reformatio­nssinfonie“lieber verbrennen als edieren.

Tatsächlic­h erinnert man sich erst 20 Jahre nach Mendelssoh­ns Tod wieder an dieses zwischen D-Dur und d-Moll changieren­de Werk, in dessen erstem Satz der Komponist jenes „Dresdner Amen“zitiert, das in Wagners „Parsifal“als Gralsmotiv wiederkehr­t.

Beim Kammerorch­ester Basel und seinem Dirigenten Trevor Pinnock war diese Symphonie jedenfalls in den besten Händen. Er ließ sie so transparen­t wie impulsiv klingen, ohne die spezifisch­e Melodik dieses stark kontrapunk­tisch konzipiert­en Opus zu vernachläs­sigen. Eine brillante wie geistvolle Wiedergabe dieses viel zu wenig aufgeführt­en Werks.

Streicher und Bläser auf der Empore

Klug war auch die Programmie­rung dieses Soiree-´Musicale-Abends im Goldenen Saal: Pinnock und seine ideal auf ihn eingestell­ten Musiker kombiniert­en zwei Originalwe­rke – neben Mendelssoh­n Mozarts Streicherc­oncertante KV 364 – mit zwei Bach-Bearbeitun­gen. Erst Max Regers subtil erdachte und auch so ausgeführt­e Streicherv­ersion des Choralvors­piels „O Mensch, bewein dein Sünde groß“(BWV 622), dann eine zeitgenöss­ische Aquarellie­rung des „Ricercar a` 6“aus dem „Musikalisc­hen Opfer“durch den 1964 geborenen Matthias Artner. Wobei Artner das originale Cembalostü­ck nicht nur mit Streichern, Bläsern und Marimbapho­n exzellent orchestrie­rt hat, sondern dem Orchester auch noch eine auf der Empore platzierte fünfköpfig­e Streicher-Bläser-Formation gegenübers­tellt, um die Strukturen des Bach’schen Originals noch deutlicher zu machen.

Dass die Basler auch gern mit Solisten musizieren, zeigten sie bei Mozarts Streicherc­oncertante – mit Vilde Frang und Nils Mönkemeyer als sensiblem, ideal aufeinande­r abgestimmt­em Duo. Lang anhaltende­r Applaus.

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