Ideales Finale zum Jubiläum der Reformation
Das Kammerorchester Basel brillierte im Musikverein mit Mendelssohns „Reformationssymphonie“.
Zuerst intonieren die Bläser den Choral „Eine feste Burg ist unser Gott“, später stimmt das übrige Orchester ein. Schließlich bricht sich ein fulminantes Allegro vivace Bahn und sorgt für das packendes Finale von Mendelssohns fünfter Symphonie, komponiert 1830 zum 300. Jubiläum des Augsburger Bekenntnisses der Lutheraner. Ein wenig steht dieses Werk im Schatten seiner übrigen Symphonien, das liegt an seiner komplexen Struktur, aber auch an Mendelssohn selbst, der am Ende seines Lebens erklärte, er wolle seine „Reformationssinfonie“lieber verbrennen als edieren.
Tatsächlich erinnert man sich erst 20 Jahre nach Mendelssohns Tod wieder an dieses zwischen D-Dur und d-Moll changierende Werk, in dessen erstem Satz der Komponist jenes „Dresdner Amen“zitiert, das in Wagners „Parsifal“als Gralsmotiv wiederkehrt.
Beim Kammerorchester Basel und seinem Dirigenten Trevor Pinnock war diese Symphonie jedenfalls in den besten Händen. Er ließ sie so transparent wie impulsiv klingen, ohne die spezifische Melodik dieses stark kontrapunktisch konzipierten Opus zu vernachlässigen. Eine brillante wie geistvolle Wiedergabe dieses viel zu wenig aufgeführten Werks.
Streicher und Bläser auf der Empore
Klug war auch die Programmierung dieses Soiree-´Musicale-Abends im Goldenen Saal: Pinnock und seine ideal auf ihn eingestellten Musiker kombinierten zwei Originalwerke – neben Mendelssohn Mozarts Streicherconcertante KV 364 – mit zwei Bach-Bearbeitungen. Erst Max Regers subtil erdachte und auch so ausgeführte Streicherversion des Choralvorspiels „O Mensch, bewein dein Sünde groß“(BWV 622), dann eine zeitgenössische Aquarellierung des „Ricercar a` 6“aus dem „Musikalischen Opfer“durch den 1964 geborenen Matthias Artner. Wobei Artner das originale Cembalostück nicht nur mit Streichern, Bläsern und Marimbaphon exzellent orchestriert hat, sondern dem Orchester auch noch eine auf der Empore platzierte fünfköpfige Streicher-Bläser-Formation gegenüberstellt, um die Strukturen des Bach’schen Originals noch deutlicher zu machen.
Dass die Basler auch gern mit Solisten musizieren, zeigten sie bei Mozarts Streicherconcertante – mit Vilde Frang und Nils Mönkemeyer als sensiblem, ideal aufeinander abgestimmtem Duo. Lang anhaltender Applaus.