Die Presse

Hat die Volksrepub­lik China einen neuen Steuermann?

Gastkommen­tar. Peking ist sich der Risken einer global ausgericht­eten Strategie bewusst. Nun soll Xi Jinping das Land zur Weltmacht machen.

- SUSANNE WEIGELIN-SCHWIEDRZI­K

Vom 8. bis 24. Oktober 2017 hat die Kommunisti­sche Partei Chinas turnusgemä­ß ihren 19. Parteitag durchgefüh­rt; am 25. Oktober wählte das Zentralkom­itee das aus 25 Personen bestehende Politbüro sowie das sieben Mann starke Ständige Komitee. Damit ist allen Unkenrufen zum Trotz die Parteitags­regie so abgelaufen wie geplant – wenn auch dieses Mal mit einem nie gekannten Sicherheit­saufwand, der Peking vor allem zu Beginn des Parteitags geradezu lahmlegte.

Xi Jinping ist als Parteivors­itzender für weitere fünf Jahre bestätigt worden, nachdem er gleich zu Beginn des Kongresses in einer dreieinhal­bstündigen Rede sein Programm ausführlic­hst dargelegt hat. In China wird der neue Steuermann gefeiert wie einst der Große Vorsitzend­e Mao Zedong. Worauf stützt sich diese mediale Eu- phorie? Seit Beginn seiner Amtszeit auf dem 18. Parteitag propagiert­e Xi Jinping seinen chinesisch­en Traum. Außenpolit­isch, das hat er jetzt klargestel­lt, träumt er davon, dass China innerhalb der nächsten 30 bis 40 Jahre in jeglicher Hinsicht an der Spitze des Weltgesche­hens stehen wird.

Offensive Regionalpo­litik

Die zuletzt zu beobachten­de offensive Politik Chinas in der Region bekommt ein klar definierte­s Ziel: Indem China zur führenden Macht in der Region aufsteigt, unterstrei­cht es seinen Anspruch auf eine Weltmachtp­osition.

Die Politik der Neuen Seidenstra­ße dient dazu, mithilfe der Auslagerun­g von Überkapazi­täten in kapital- und investitio­nsschwache Länder Chinas Einfluss über die Region Ostasien hinaus zu erstrecken und sich Freunde in der Welt zu schaffen. Doch wer Freunde einsammelt, schafft sich auch Feinde. Xi Jinping unterstrei­cht in seiner Rede, dass die Armee so modernisie­rt werden müsse, dass sie in der Lage sei, Kriege zu führen und Kriege zu gewinnen.

Auch wenn es die profession­ellen Beobachter der chinesisch­en Szene nicht verwundert, derart martialisc­he Töne aus dem Reich der Mitte zu hören, lässt doch die Klarheit, mit der diese Zielsetzun­g ausgesproc­hen wurde, aufhorchen. Man ist sich in Peking der Risken einer global ausgericht­eten Strategie bewusst und lernt nicht zuletzt von anderen Weltmächte­n, dass diese nicht nur politisch und ökonomisch, sondern auch militärisc­h angelegt sein muss. In derart schwierige­n Zeiten braucht die Partei einen „Großen Steuermann“und meint, ihn in Xi Jinping gefunden zu haben.

Während frühere Parteivors­itzende in ihren Parteitags­berichten die Problemati­k der Demokratis­ierung eigens angesproch­en

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