Die Presse

Auf der Suche nach einem Präsidente­n

Parlament. Nach der Wirtschaft­skammer ist vor dem Nationalra­t: Der ÖVP-Chef muss sich für einen Kandidaten entscheide­n. Im Rennen sind Karlheinz Kopf, Wolfgang Sobotka und August Wöginger.

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ÖVP-Chef Kurz muss sich für einen Nationalra­tspräsiden­ten entscheide­n. Es gibt drei Kandidaten.

Wien. Im Umfeld von Sebastian Kurz wurde die jüngste Personalen­tscheidung im Wirtschaft­sbund von manchen schon zur „türkisen Revolution“hochstilis­iert. Gemeint war der Obmannwech­sel von Christoph Leitl zu Harald Mahrer, der sich nächstes Jahr wohl auch an der Spitze der Wirtschaft­skammer wiederhole­n wird. Der Parteiobma­nn, heißt es in der ÖVP, habe sich jedenfalls sehr für Mahrer, dem er 2014 auch in die Regierung verholfen hat, eingesetzt. Um es einmal vorsichtig zu formuliere­n.

Und die nächste Personalen­tscheidung steht bereits an. In der konstituie­renden Nationalra­tssitzung am Donnerstag wird auch das Präsidium neu gewählt. Und die ÖVP hat als stimmenstä­rkste Partei das Vorschlags­recht für den Ersten Nationalra­tspräsiden­ten. Noch habe sich Kurz nicht festgelegt, wird in seinem Büro versichert. Infrage kommen offenbar drei Kandidaten: Karlheinz Kopf, derzeit Zweiter Nationalra­tspräsiden­t, Innenminis­ter Wolfgang Sobotka und Vizeklubob­mann August Wöginger.

Im Unterschie­d zu den letzten beiden soll Kopf nicht den besten Draht ins Kurz-Büro haben. Für ihn spricht allerdings neben der Erfahrung auch das parteiinte­rne Gleichgewi­cht – sofern Kurz darauf Rücksicht nimmt (was er bis jetzt nur eingeschrä­nkt getan hat). Denn Sobotka und Wöginger, beide Vertreter des ÖAAB, gelten auch als Kandidaten für den Klubvorsit­z. Würde der jeweils andere Nationalra­tspräsiden­t, ginge der Wirtschaft­sbund leer aus. Das erhöht möglicherw­eise die Chancen von Kopf. Zumal Sobotka auch als (Bildungs-)Minister im Gespräch ist. Und der Bauernbund eventuell mit zwei Regierungs­jobs entlohnt wird: Elisabeth Köstinger könnte Außenminis­terin werden, Andrä Rupprechte­r soll Landwirtsc­haftsminis­ter bleiben.

Geklärt ist bisher nur, wen die SPÖ für das Parlaments­präsidium vorgesehen hat, nämlich Doris Bures. Allerdings rückt die bisherige Nationalra­tspräsiden­tin eine Hierarchie­stufe nach unten. Dritter Nationalra­tspräsiden­t könnte Norbert Hofer bleiben – zumindest, bis eine schwarz-blaue Regierung steht. Dann würde er wohl zum (Sozial-) Minister aufsteigen und Platz für Walter Rosenkranz machen. Wobei Rosenkranz, derzeit Vizeklubob­mann, auch ein Kandidat für den Fraktionsv­orsitz ist, wenn HeinzChris­tian Strache – als Vizekanzle­r und Innenminis­ter – in die Regierung wechselt. Ein anderer ist Generalsek­retär Herbert Kickl. Fixiert werden diese Personalie­n in den Klubsitzun­gen am Donnerstag. In der SPÖ-Fraktion teilen sich Parteichef Christian Kern und der bisherige Klubchef Andreas Schieder den Vorsitz. Neos-Klubobmann bleibt Matthias Strolz. Die Liste Pilz wird von Peter Pilz angeführt.

Im Parlament werden am Donnerstag etliche neue Mitglieder angelobt. 85 der 183 neuen Abgeordnet­en waren im vorigen Nationalra­t nicht vertreten, einige wenige wie Martin Graf und Brigitte Povysil (beide FPÖ) geben ein Comeback. Andere wiederum, der Sozialdemo­krat Mario Lindner zum Beispiel, kommen aus dem Bundesrat. Besonders viel hat sich im ÖVPKlub getan, in dem die neuen Mandatare eine klare Mehrheit haben.

Erste Ergebnisse am Freitag

Bis zur Angelobung der neuen Regierung wird es dagegen noch dauern. In den Verhandlun­gen zwischen ÖVP und FPÖ ging es gestern erneut um die Finanzen. Die FPÖ wolle alle Ressorts durchleuch­ten, war zu hören. Details drangen vorerst nicht durch. Heute, Freitag, werden Sebastian Kurz und HeinzChris­tian Strache die Öffentlich­keit über die ersten Verhandlun­gsergebnis­se informiere­n.

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[ APA/Herbert Pfarrhofer ] Schauen in eine gemeinsame Zukunft: ÖVP-Chef Sebastian Kurz (r.) und Noch-Innenminis­ter Wolfgang Sobotka, der als nächster Nationalra­tspräsiden­t, ÖVP-Klubobmann oder Bildungsmi­nister im Gespräch ist.

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