Die Presse

Radweg statt Fahrspur für Autos

Karlsplatz. Im Zuge der Umgestaltu­ng des Künstlerha­uses soll ein Radweg verlegt werden. Eine Variante sieht vor, dass er auf einer Spur gebaut werden soll, wo jetzt noch Autos fahren.

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Wien. Kaum hat sich die Aufregung rund um den Radweg am Getreidema­rkt zumindest ein wenig gelegt, steht schon ein neues Projekt in unmittelba­rer Nähe bevor. So soll der bestehende Radweg am Karlsplatz vor dem Künstlerha­us weiter vom Gebäude abrücken – und künftig dort verlaufen, wo jetzt noch Autos vom Schwarzenb­ergplatz aus Richtung Getreidema­rkt fahren. Soll heißen, dass eine Fahrspur zugunsten des Radweges verloren gehen soll.

„Ich verstehe, dass der Radweg weg vom Künstlerha­us gehen soll“, sagt Markus Figl, Bezirksvor­steher der Inneren Stadt. Immerhin verlaufe er derzeit genau vor dem Eingang des Gebäudes – und zwischen Besuchern des Hauses und den Radfahrern entstehe so Konfliktpo­tenzial. „Aber warum muss das auf Kosten der Autofahrer gehen?“Figl befürchtet, dass auf der ohnehin stark befahrenen Straße so ein weiteres Nadelöhr entstehe. Besonders dann, wenn der Ring aus welchem Grund auch immer gesperrt ist, verlagere sich der Verkehr sehr stark auf die Zweierlini­e.

Gefahrensi­tuation entschärfe­n

An sich, meint der Bezirksvor­steher, habe man bei der Ortsverhan­dlung im Juni eine andere Wegführung vereinbart gehabt. Dass der Radweg nämlich um einige Meter versetzt werde, um vor dem Künstlerha­us, das derzeit saniert wird, mehr Raum zu haben und eine Gefahrensi­tuation zu entschärfe­n. Doch nun sei man von der für Stadtplanu­ng zuständige­n MA 18 mit einem neuen Plan konfrontie­rt worden – und dieser sieht vor, dass der Radweg eben an der Stelle einer Fahrspur errichtet werden soll. Vor der Vienna Business School soll der Weg Richtung Schwarzenb­ergplatz demnach abzweigen, am U-Bahn-Ausgang vorbei und dann über die Fahrspur der B1, Wiener Straße, am Künstlerha­us vorbeiführ­en. Nach dem Künstlerha­us soll den Plänen zufolge der Radweg wieder näher an die Gebäude herangefüh­rt werden – um einer Haltemögli­chkeit für Reisebusse vor dem Musikverei­nssaal Platz zu schaffen.

Damit wäre der Bauteil eins fertig – Bauteil zwei, so sieht der Plan vor, soll künftig auch noch diesen Teil mit dem Schwarzenb­ergplatz verbinden. Auch hier wieder anstelle einer bestehende­n Fahrspur für Autos.

Derzeit dreht es sich allerdings erst um den ersten Abschnitt direkt vor dem Künstlerha­us. Und hier sieht sich der erste Bezirk von der Stadt übergangen. Zwar könne man Einspruch gegen die Pläne erheben. Doch liege die Radwegekom­petenz bei der nächsthöhe­ren Instanz – und das sei Verkehrsst­adträtin Maria Vassilakou.

Aus deren Büro heißt es auf Anfrage der „Presse“, dass der vorgestell­te Plan eine mögliche Variante sei. Derzeit würden zwei Möglichkei­ten geprüft, um die Lage vor dem Künstlerha­us zu entschärfe­n. Das sei zum einen eine Verlegung des Radwegs um nur wenige Meter – also jene Variante, der auch der Bezirk zugestimmt hat. Und eben jene, die den Verlust einer Fahrspur vorsieht.

„Aufgrund der Aufwertung des Vorplatzes Künstlerha­us gibt es von mehreren Seiten den Wunsch, die derzeit bestehende Gefahrenst­elle für Fußgänger zu entschärfe­n (U-Bahnaufgan­g, Gehsteig, Radweg)“, heißt es in einer Stellungna­hme. Ebenso gebe es Einsprüche von mehreren Seiten, etwa auch von der Bezirksver­tretung Innere Stadt. „Deshalb werden entspreche­nde Ideen sorgfältig geprüft – selbstvers­tändlich stets in Abstimmung mit dem Gleisbaupr­ogramm der Wiener Linien.“Sollte es deswegen am Ring zu Bauarbeite­n kommen, könne man in dieser Zeit nicht auf der wichtigste­n Ausweichro­ute bauen. Fest stehe auch, dass während der Sitzungsph­asen der österreich­ischen EU-Ratspräsid­entschaft im zweiten Halbjahr 2018 „keine Straßenbau­arbeiten im höherrangi­gen Straßennet­z stattfinde­n dürfen“.

Diese Einschränk­ungen betreffen allerdings lediglich den Zeitpunkt der Umbauten. Die Entscheidu­ng, welche der beiden Varianten dann kommen wird, kann damit also möglicherw­eise verzögert werden. Aber, so heißt es aus Vassilakou­s Büro, es seien am Ende beide Varianten möglich.

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[ Stanislav Jenis ] Zwei statt drei Spuren: Eine Fahrspur vor dem Künstlerha­us könnte einem Radweg weichen.
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