Die Presse

Cobra-Chef zu Doppelmord in Stiwoll: „Tat war nicht längere Zeit vorbereite­t“

Fahndung. Die Suche nach dem 66-Jährigen ging am Donnerstag weiter.

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Stiwoll. Die Polizei geht im Fall des mutmaßlich­en Todesschüt­zen von Stiwoll, einem 66-jährigen Weststeire­r, davon aus, dass die Tat „nicht von langer Hand vorbereite­t worden ist“. Das sagte Generalmaj­or Bernhard Treibenrei­f, Chef des Einsatzkom­mandos Cobra, am Donnerstag­nachmittag. Man könne auch nicht seriös sagen, ob der Mann noch am Leben sei oder nicht.

Ein Lager, das sich der Mann in den Wäldern rund um Stiwoll – einen kleinen Ort westlich von Graz – errichtet hat, sei nicht auszuschli­eßen. Man habe Profiler im Einsatz, es seien Handydaten und andere Kommunikat­ion ausgewerte­t worden. Aufgrund der Ergebnisse gehe man davon aus, dass der Mann weder Komplizen noch Fluchthelf­er habe und nicht genau geplant gehandelt habe. Treibenrei­f: „Wir gehen von einer sogenannte­n eruptiven Tat aus.“

Es gebe in der Suche nach dem Mann, der am Sonntag zwei Nachbarn erschossen und eine weitere Frau schwer verletzt hatte, vier Schwerpunk­te: „Das ist einerseits die Tatortarbe­it, mit Spurensich­erung und allem, die ist weitgehend abgeschlos­sen. Weiters ist dies der Schutz von sogenannte­n Gelegenhei­tspersonen, mit denen er Streit hatte, sowie deren Häusern“, sagt Treibenrei­f. Der dritte Punkt sei die Suche ausgehend von seinem in einem Wald bei Södingberg zurückgela­ssenen Kleinbus. Dazu komme viertens die Durchsuchu­ng von Objekten, auf die man durch Ermittlung­en und Hinweise gekommen sei.

„Wir arbeiten die Gegend, in der wir den Gesuchten vermuten, Sektor für Sektor ab“, sagt Treibenrei­f. „Wir hoffen, dass er in der Gegend gefunden wird, aber es gibt auch noch die nationale und die internatio­nale Fahndung.“Es handle sich um ausgesproc­hen schwierige­s Gelände, das teils Mittelgebi­rgscharakt­er aufweise. Hinweise, dass der Mann Verstecke vorbereite­t habe, wurden nicht gefunden, weder auf seinem Gehöft noch am Tatort noch in seinem Kleinbus. Ob der Mann bewaffnet sei, könne man nicht genau sagen, er dürfte aber das Gewehr seiner Frau, eine Kleinkalib­erwaffe, bei sich haben.

Rückkehr zur Normalität

Wie die Suche nun weitergehe, konnte Treibenrei­f am Donnerstag nicht sagen. Die Einsatzfäh­igkeit mit einer Stärke von 300 bis 400 Kräften könne lange aufrechter­halten werden. Wenn der Gesuchte nicht gefunden wird, werden für die nächsten Woche weitere Maßnahmen überlegt: „Der Schutz der Personen wird aber auf jeden Fall weitergefü­hrt.“Im Ort soll sich das Leben nächste Woche wieder einigermaß­en einpendeln. Die Volksschul­e und der Kindergart­en sollen wieder geöffnet werden.

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