Kaufhof-Deal: Der lange Atem des Ren´e Benko
Handel. Der Karstadt-Eigentümer wittert seine Chance: Die Kanadier, die ihm die Kaufhof-Kette wegschnappten, erfüllten die Erwartungen nicht. Benko bietet nun drei Mrd. Euro. Die Reaktion ist gespalten, die Auswirkung einer Fusion unabsehbar.
Wien. Aller guten Dinge sind drei. So oder ähnlich dürfte der Tiroler Immobilieninvestor und KarstadtEigentümer Rene´ Benko gedacht haben, nachdem er 2015 mit seiner Offerte für die deutsche Warenhauskette Kaufhof erneut unterlegen war. Dass Benko die Vision einer Vereinigung der angestaubten Konsumflaggschiffe Kaufhof und Karstadt nie aus den Augen verloren hat, ist ein offenes Geheimnis. Im September wurde der „Presse“bestätigt: Ja, Benko sei der „hoch qualifizierte“Käufer, der laut einem Großaktionär „ernsthaftes Interesse“an Galeria Kaufhof habe. Für die 96 deutschen Häuser und ihre gut 21.000 Mitarbeiter sei das die Überlebenschance, hieß es.
„Unerwünschtes“Angebot
Am Donnerstag war das Rätselraten offiziell zu Ende: Benkos Signa Holding greift erneut nach dem Mitbewerber. „Wir haben ein Angebot eingereicht“, gab ein Sprecher knapp bekannt. Insider hatten bereits von drei Mrd. Euro gesprochen, die Benko dem angeschlagenen kanadischen Eigentümer Hudson’s Bay (HBC) für den angeschlagenen Kaufhof biete. Und: Bis Mitte November erwarte er eine Antwort. Ebenso knapp und betont kühl reagierten die Kanadier. Die Gesellschaft habe ein „unvollständiges, nicht bindendes und unerwünschtes“Angebot erhalten, das sie pflichtgerecht prüfe. Der Eigentümer der ältesten nordamerikani- schen Warenhauskette, Richard Baker, hatte erst im Oktober deutliche Worte gefunden: „Wir stehen zu HBC Europa. Wir haben kein Interesse und keine Pläne, unser Geschäft an irgendjemanden zu verkaufen – Punkt!“Das betont er nicht nur, weil Benko auf der Lauer liegt. Der Druck kommt auch vom eigenen Großaktionär Jonathan Litt. Inmitten von Stellenstreichungen, dem Abgang des HBC-Chefs kurz vor der Weihnachtssaison und Verlusten auf dem Heimmarkt fordert er, HBC möge sich aus Europa zurückziehen. Dafür soll der Konzern das Herzstück, die Kaufhof-Immobilien, oder das operative Geschäft – oder gleich beides – verkaufen. Es war auch kein anderer als Litt, der Benko im September als optimalen Käufer ins Gespräch brachte. Am Mittwoch bat er die anderen Aktionäre, das Angebot aus Österreich „ernsthaft zu überdenken“. Es sei die „optimale und günstigste Möglichkeit, um Kapital zu beschaffen“.
Das nötige Kapital hätte Benko. Die Signa-Tochter Prime Selection hat erst Anfang Oktober bei den Aktionären gesammelt und das Eigenkapital auf vier Mrd. Euro auf- gestockt. Am Geld war der Deal aber 2015 nicht gescheitert. Benko bot mit 2,9 Mrd. Euro sogar eine Spur mehr als die Konkurrenz. Aber den damaligen Kaufhof-Eigentümer Metro überzeugte deren Konzept: Baker kündigte an, die in die Jahre gekommenen Schlachtschiffe mit Geld und Energie als attraktive Alternativen zu Online und Billigketten neu zu positionieren. Benko hatte es zwar anders als 2011 nicht vorrangig auf das Filetstück, die Immobilien, abgesehen. Aber der von ihm aufgewärmte Traum einer deutschen Warenhaus AG – der Zusammenschluss der zwei verbliebenen Ketten, der für beide rettende Synergien und weniger Doppelgleisigkeiten bedeuten sollte – stieß auf weniger Gegenliebe.
Dieser Schritt würde einen Schlusspunkt unter die Konsolidierung der deutschen Warenhauslandschaft setzen, die in Österreich lang abgeschlossen ist. Sie wird von Beobachtern als logische Reaktion der in die Jahre gekommenen Geschäfte auf das veränderte Kundenverhalten bewertet. Gleichzeitig weisen viele wie Joachim Stumpf von der Handelsberatung BBE darauf hin, dass die mit der Karstadt-Kaufhof-Fusion einhergehende Schließung benachbarter Standorte das Ende der derzeit 180 Warenhäuser beschleunigen wird.
„Der Deal wird kommen“
„Der Deal wird noch kommen“, sagte Benko im April. Das könnte sich bewahrheiten, denn der Heilsbringer HBC enttäuschte bisher. Der Kaufhof-Vorstand kämpft mit Verlusten, Kritik an der Rabattpolitik und mit der Gewerkschaft um billigere Kollektivverträge. Indes hat Benko die insolvente KarstadtKette mit harten Einschnitten in die Gewinnzone gebracht.
Doch so schnell gibt Richard Baker das Kernstück des Europageschäfts nicht her. Auch wenn einige Aktionäre das gern sehen würden und der HBC-Kurs nach dem Offert kurz stieg. Und: Auch die deutschen Kartellwächter haben bei der Fusion der letzten zwei Giganten noch ein Wort mitzureden.