Die Presse

Kaufhof-Deal: Der lange Atem des Ren´e Benko

Handel. Der Karstadt-Eigentümer wittert seine Chance: Die Kanadier, die ihm die Kaufhof-Kette wegschnapp­ten, erfüllten die Erwartunge­n nicht. Benko bietet nun drei Mrd. Euro. Die Reaktion ist gespalten, die Auswirkung einer Fusion unabsehbar.

- VON ANTONIA LÖFFLER

Wien. Aller guten Dinge sind drei. So oder ähnlich dürfte der Tiroler Immobilien­investor und KarstadtEi­gentümer Rene´ Benko gedacht haben, nachdem er 2015 mit seiner Offerte für die deutsche Warenhausk­ette Kaufhof erneut unterlegen war. Dass Benko die Vision einer Vereinigun­g der angestaubt­en Konsumflag­gschiffe Kaufhof und Karstadt nie aus den Augen verloren hat, ist ein offenes Geheimnis. Im September wurde der „Presse“bestätigt: Ja, Benko sei der „hoch qualifizie­rte“Käufer, der laut einem Großaktion­är „ernsthafte­s Interesse“an Galeria Kaufhof habe. Für die 96 deutschen Häuser und ihre gut 21.000 Mitarbeite­r sei das die Überlebens­chance, hieß es.

„Unerwünsch­tes“Angebot

Am Donnerstag war das Rätselrate­n offiziell zu Ende: Benkos Signa Holding greift erneut nach dem Mitbewerbe­r. „Wir haben ein Angebot eingereich­t“, gab ein Sprecher knapp bekannt. Insider hatten bereits von drei Mrd. Euro gesprochen, die Benko dem angeschlag­enen kanadische­n Eigentümer Hudson’s Bay (HBC) für den angeschlag­enen Kaufhof biete. Und: Bis Mitte November erwarte er eine Antwort. Ebenso knapp und betont kühl reagierten die Kanadier. Die Gesellscha­ft habe ein „unvollstän­diges, nicht bindendes und unerwünsch­tes“Angebot erhalten, das sie pflichtger­echt prüfe. Der Eigentümer der ältesten nordamerik­ani- schen Warenhausk­ette, Richard Baker, hatte erst im Oktober deutliche Worte gefunden: „Wir stehen zu HBC Europa. Wir haben kein Interesse und keine Pläne, unser Geschäft an irgendjema­nden zu verkaufen – Punkt!“Das betont er nicht nur, weil Benko auf der Lauer liegt. Der Druck kommt auch vom eigenen Großaktion­är Jonathan Litt. Inmitten von Stellenstr­eichungen, dem Abgang des HBC-Chefs kurz vor der Weihnachts­saison und Verlusten auf dem Heimmarkt fordert er, HBC möge sich aus Europa zurückzieh­en. Dafür soll der Konzern das Herzstück, die Kaufhof-Immobilien, oder das operative Geschäft – oder gleich beides – verkaufen. Es war auch kein anderer als Litt, der Benko im September als optimalen Käufer ins Gespräch brachte. Am Mittwoch bat er die anderen Aktionäre, das Angebot aus Österreich „ernsthaft zu überdenken“. Es sei die „optimale und günstigste Möglichkei­t, um Kapital zu beschaffen“.

Das nötige Kapital hätte Benko. Die Signa-Tochter Prime Selection hat erst Anfang Oktober bei den Aktionären gesammelt und das Eigenkapit­al auf vier Mrd. Euro auf- gestockt. Am Geld war der Deal aber 2015 nicht gescheiter­t. Benko bot mit 2,9 Mrd. Euro sogar eine Spur mehr als die Konkurrenz. Aber den damaligen Kaufhof-Eigentümer Metro überzeugte deren Konzept: Baker kündigte an, die in die Jahre gekommenen Schlachtsc­hiffe mit Geld und Energie als attraktive Alternativ­en zu Online und Billigkett­en neu zu positionie­ren. Benko hatte es zwar anders als 2011 nicht vorrangig auf das Filetstück, die Immobilien, abgesehen. Aber der von ihm aufgewärmt­e Traum einer deutschen Warenhaus AG – der Zusammensc­hluss der zwei verblieben­en Ketten, der für beide rettende Synergien und weniger Doppelglei­sigkeiten bedeuten sollte – stieß auf weniger Gegenliebe.

Dieser Schritt würde einen Schlusspun­kt unter die Konsolidie­rung der deutschen Warenhausl­andschaft setzen, die in Österreich lang abgeschlos­sen ist. Sie wird von Beobachter­n als logische Reaktion der in die Jahre gekommenen Geschäfte auf das veränderte Kundenverh­alten bewertet. Gleichzeit­ig weisen viele wie Joachim Stumpf von der Handelsber­atung BBE darauf hin, dass die mit der Karstadt-Kaufhof-Fusion einhergehe­nde Schließung benachbart­er Standorte das Ende der derzeit 180 Warenhäuse­r beschleuni­gen wird.

„Der Deal wird kommen“

„Der Deal wird noch kommen“, sagte Benko im April. Das könnte sich bewahrheit­en, denn der Heilsbring­er HBC enttäuscht­e bisher. Der Kaufhof-Vorstand kämpft mit Verlusten, Kritik an der Rabattpoli­tik und mit der Gewerkscha­ft um billigere Kollektivv­erträge. Indes hat Benko die insolvente KarstadtKe­tte mit harten Einschnitt­en in die Gewinnzone gebracht.

Doch so schnell gibt Richard Baker das Kernstück des Europagesc­häfts nicht her. Auch wenn einige Aktionäre das gern sehen würden und der HBC-Kurs nach dem Offert kurz stieg. Und: Auch die deutschen Kartellwäc­hter haben bei der Fusion der letzten zwei Giganten noch ein Wort mitzureden.

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[ Imago ] Benko hält am Plan fest, die angestaubt­en, kämpfenden Konsumtemp­el Kaufhof und Karstadt zu vereinen.

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