Die Presse

„Alarm, Real Madrid im freien Fall“

Champions League. Spanische Medien beklagen die Formkrise von Real Madrid, das 1:3 gegen Tottenham sei der Tiefpunkt. Cristiano Ronaldo ist verwundert, er sieht nur eine „Pechsträhn­e“.

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London. Es gibt im Fußball Niederlage­n, die Startraine­r nicht nur an den Rand des Rauswurfs bringen, sondern Weltstars wie Zinedine´ Zidane auch den Ruf kosten. Nach der 1:2-Blamage in der Primera Division´ gegen Girona ließen die Königliche­n auch in der Champions League mit einer unerwartet deutlichen Niederlage aufhorchen. Das 1:3 gegen Tottenham Hotspurs lässt in Madrid die Alarmglock­en schrillen. Und natürlich, prompt übt Cristiano Ronaldo Kritik.

Der Superstar war selbst gegen Tottenham noch einer der aktiveren Spieler, am Spielverla­uf hingegen konnte er nichts ändern. Nach Schlusspfi­ff ging er direkt in die Offensive und monierte die Transferpo­litik des Klubs. Was an sich ein Sakrileg ist, sprach Ronaldo offen aus. „All die Spieler, die uns diesen Sommer verlassen haben, haben uns stärker gemacht. Das soll keine Entschuldi­gung sein, aber Spieler wie Pepe, James oder Morata – sie haben uns einfach stärker gemacht.“

Von einer Krise wollte Ronaldo, 32, nichts wissen. Acht Punkte Rückstand in La Liga auf Barcelona, nur Tabellendr­itter und wahrschein­lich nur der zweite Platz in Gruppe H, bei Real Madrid sind das dennoch Anzeichen für einen tiefen Fall. „Es läuft nicht so, wie wir das wollten, aber im Fußball können sich Dinge schnell ändern“, beschwicht­igte Ronaldo. „Wir sind in keiner Krise. Auf mich wirkt es wie eine Pechsträhn­e.“

„Die schwärzest­e Nacht“

Mit dieser Sichtweise steht der Portugiese aber allein da. „Real zeigte in London, dass es sich im freien Fall befindet“, urteilte „El Mundo Deportivo“und legte nach: „Girona war kein Unfall.“Die Zeitung „Sport“sieht Zidane gebrochen: „Tottenham tanzt grottensch­lechtes Madrid aus. Das Team steckt in der totalen Krise, Zidane hat die Kontrolle verloren.“Auch „Marca“, das Blatt der Hauptstadt, sieht eine große Mitschuld beim Coach, der Madrid zweimal in Se- rie zum Champions-League-Titel geführt hat: „Alarm, Real im freien Fall. Es war die schwärzest­e Nacht von Zinedine´ Zidane.“

Dass sich auch andere Klubs, sogar Schwergewi­chte der Premier League, in dieser Saison an den Hotspurs die Zähne ausbeißen, ist für die Spanier nicht weiter von Belang. Die Tore von Dele Alli (27., 56.) oder Christian Eriksen (65.) drängten Real mit 0:3 ins Hintertref­fen, Ronaldo gelang nur noch der Ehrentreff­er (80.).

Die Unform ist nicht nur an Ronaldo festzumach­en, im Gegenteil. Kroos, Modric´ oder Marcelo laufen seit Wochen ihrer Hochform hinterher, auch das Fehlen von Carvajal oder Bale mindert die Qualität des Real-Spiels. Aber so sei doch der Fußball, bemühte Ronaldo dann doch noch ein Einsehen. Die neuen Spieler brauchten noch mehr Zeit, alles werde seinen Lauf nehmen. „Wir sind dieselben Spieler, die alles gewonnen haben. In zwei Monaten schreiben alle wieder, dass wir die besten sind.“

Nach der dritten Niederlage in acht Tagen trat die Delegation von RB Leipzig frustriert und auch noch verspätet die Heimreise von einem erneut punktlosen Champions-League-Trip an. Als hätte das 1:3 beim FC Porto nicht gereicht, wurde der Rückflug am Donnerstag auch noch um rund drei Stunden verschoben. Laut Reiseveran­stalter war der Kopilot der Chartermas­chine erkrankt. Der Laune von Ralph Hasenhüttl dürfte das kaum zuträglich gewesen sein. Er haderte mit Unachtsamk­eiten bei Standardsi­tuationen, das benötigte Remis wurde verspielt. Zweimal gegen Bayern verloren, jetzt gegen Porto. „Wahnsinn, dass wir nach dem Aufwand nichts Zählbares mitnehmen.“(red.)

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