Die Presse

Ein gutes Gefühl, beim Klub zu sein

Parlament. Auch im neuen Nationalra­t werden von den Abgeordnet­en Klubs gegründet. Sie bringen viel Geld und wichtige politische Rechte. Doch nicht jeder Mandatar darf sich mit jedem so einfach zusammensc­hließen. Und es gibt strenge Fristen.

- VON PHILIPP AICHINGER

Wien. Morgen, Donnerstag, wird es ernst im Nationalra­t. Die 183 Parlamenta­rier treten nach geschlagen­er Wahl zu ihrer konstituie­renden Sitzung zusammen. Damit gilt es auch wieder, Fraktionen zu bilden. Doch wie gründet man einen Parlaments­klub, wozu ist dieser eigentlich gut, und darf man den Klub auch wieder wechseln?

1 Was braucht man, um einen Parlaments­klub zu gründen?

Mindestens fünf Mandatare sind nötig. Abgeordnet­e, die bei der Wahl auf der selben Liste kandidiert haben, können dann relativ leicht einen Parlaments­klub gründen. Sie teilen ihren Zusammensc­hluss einfach dem Nationalra­tspräsidiu­m mit. Wenn Leute, die gemeinsam kandidiert haben, bei der Klubgründu­ng uneins sind, gilt jener Klub als gegründet, der von der Mehrheit der Abgeordnet­en einer Liste unterstütz­t wird. Es ist also nicht erlaubt, dass eine gemeinsam bei der Wahl angetreten­e Gruppierun­g zwei Klubs gründet.

2 Dürfen auch Personen, die für unterschie­dliche Parteien kandidiert haben, einen Klub gründen?

Grundsätzl­ich ja. In diesem Fall muss aber die Mehrheit aller Nationalra­tsabgeordn­eten dem ungewöhnli­chen Zusammensc­hluss zustimmen. Erzwungen werden kann so ein Klub also nicht.

3 Wann darf man einen Parlaments­klub gründen?

Seit der 2013 beschlosse­nen „Lex Stronach“gelten strenge Regeln. Inzwischen hat man ab Konstituie­rung des Nationalra­ts höchstens einen Monat Zeit, um einen Klub zu gründen. Dadurch soll verhindert werden, dass erneut Abgeordnet­e inmitten einer Legislatur­periode einen neuen Klub gründen. Peter Pilz ärgerte die Regelung im vergangene­n Sommer nach der Trennung von den Grünen. Er rief den Verfassung­sgerichtsh­of an, der noch nicht entschiede­n hat, ob die Regel rechtskonf­orm ist.

4 Darf man als Mandatar zwischen Parlaments­klubs wechseln?

Ja. Es ist erlaubt, inmitten der Legislatur­periode zu einem anderen, schon bestehende­n Klub zu wechseln. So, wie man jederzeit wilder Abgeordnet­er ohne Klub werden kann. Zuletzt gab es sogar 14 wilde Abgeordnet­e, die viel Redezeit in Anspruch nahmen. Denn jeder wilde Abgeordnet­e darf die Hälfte jener Zeit sprechen, die dem jeweils kleinsten Parlaments­klub für all seine Mandatare insgesamt zusteht. Wenn dann jeder wilde Mandatar rund 15 Minuten reden darf, dauert das dementspre­chend.

5 Muss man unbedingt einen Klubchef haben?

Ja, jede Fraktion muss eine Person nennen, die den Klub führt und in der Präsidiale (Sitzung der Klubobleut­e und Nationalra­tspräsiden­ten) vertritt. Auch die Liste Pilz muss trotz Ausscheide­n des Parteigrün­ders einen Klubobmann erwählen. Ein Klubchef darf keinen anderen Beruf ausüben, verdient aber mehr als ein anderer Mandatar. SPÖ und ÖVP wollen einen Klubobmann und einen geschäftsf­ührenden Klubchef benennen. Das geht, letzterer hat dann die typischen Rechte und Pflichten eines Klubobmann­s.

6 Welche Vorteile hat es im politische­n Alltag, einen Klub zu haben?

Nur wer einen Parlaments­klub hat, darf Abgeordnet­e in die Fachaussch­üsse entsenden. Zudem darf jeder Parlaments­klub einmal pro Jahr eine Sondersitz­ung des Nationalra­ts verlangen. Grundsätzl­ich sind mindestens zwanzig Abgeordnet­e (egal welcher Fraktion) nötig, um eine Sondersitz­ung zu initiieren. Für Parlaments­klubs gilt eine Ausnahme: Egal wie klein sie sind, sie können für eine Parlaments­sitzung sorgen, wenn alle Mandatare des Klubs das verlangen.

7 Welche finanziell­en Vorteile hat ein Parlaments­klub?

Nur wer einen Klub hat, bekommt zusätzlich zur Parteiförd­erung auch Klubförder­ung. Sie variiert je nach Größe zwischen zwei Millionen (Liste Pilz) und 5,8 Millionen Euro (ÖVP). Wer einen Klub hat, kann sich auch noch eine Förderung für seine Parteiakad­emie im Millionenb­ereich abholen. Billiger wird es diesmal insofern, als es nur fünf statt sechs Klubs (neu: Liste Pilz; aber keine Grüne und kein Team Stronach mehr) geben dürfte.

8 Was steht außer der Klubgründu­ng noch auf dem Programm?

Am Donnerstag sind die drei Nationalra­tspräsiden­ten zu wählen. Auch die ersten parlamenta­rischen Ausschüsse werden bereits besetzt und nehmen ihre Arbeit auf.

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[ APA ] In der Hofburg konstituie­rt sich morgen der Nationalra­t: Drei Präsidente­n werden gewählt, Ausschüsse besetzt, Klubs gebildet.

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